Titelbild: Schloss Klaffenbach bei Chemnitz, von Christoph Schaarschmidt
Es ist egal, ob man mit schwerem Rucksack auf dem Jakobsweg oder vom Erzgebirgskamm auf der Karlsroute mit dem Fahrrad ankommt: Das Plätschern der Würschnitz, der Springbrunnen im Hof, der Biergarten des Schlosshotels und der schattige Garten am Wasserschloss Klaffenbach südlich von Chemnitz werden wie eine Wohltat erscheinen. Seit seinem Bau Mitte des 16. Jahrhunderts durch den Münzmeister Wolf Hünerkopf war das Renaissanceschloss etwa 360 Jahre lang nur den reichen und zum Teil adligen Familien vorbehalten, in deren Besitz es sich befand. Im 20. Jahrhundert war es gar ein Ort, den man lieber nicht von innen kennenlernen wollte: Es wurde unter anderem als Reichsarbeitslager und als Jugendwerkhof genutzt. Mit der Sanierung in den Neunzigern und der Rückgabe an die Gemeinde wurde daraus ein Ort für alle – und ist es bis heute.
Über Chemnitz hinaus ist das hübsche Schlösschen mit dem geschwungenen Kielbogendach vor allem für seine Märkte und Messen und die Konzerte im Innenhof bekannt. Allein diesen Sommer geben sich bekannte Sänger und Sängerinnen wie Bosse, Adel Tawil, Nena und Matthias Reim die Klinke in die Hand. Zwar passen nur 2.600 Menschen auf den Hof zwischen Wasserschloss und den angrenzenden historischen Gebäuden, dafür ist die Kulisse sagenhaft. Wer sie indes in aller Stille, bei einem kühlen Getränk zum Feierabend, genießen will, kommt montags oder dienstags, wenn auch die Ateliers geschlossen sind, aber nicht das Schlosscafé und das Gewölberestaurant.
An den anderen Tagen lässt sich am Schloss auch außerhalb der Kunst- und Naturmärkte Kunsthandwerk erwerben – und die Arbeit bei deren Entstehung kennenlernen. Im Atelierhaus und neben dem Torwächterhaus laden Glasgalerie, Porzellanstudio, Silberschmiede und Kerzenladen zum Stöbern ein. Wer sich vorher anmeldet, bekommt von den Handwerkern und Handwerkerinnen nicht nur eine Einführung in ihr jeweiliges Metier, sondern kann auch selbst Hand anlegen, zum Beispiel eine Kerze ziehen oder eine Schlossmünze prägen.
Für aktive Familien befindet sich im Schlosspark neben dem Gebäudeensemble ein Abenteuerspielplatz. Wer eine größere Herausforderung insbesondere mit Schulkindern sucht, kann sich im Besucherzentrum ein GPS-Gerät ausleihen und auf eine 30-minütige Schatzsuche gehen. Beim Geocaching gilt es, Zahlenrätsel zu lösen und ganz nebenbei das Schloss und seine Geschichte besser kennenzulernen.
Und was ist mit einem Blick ins Innere des fast 500 Jahre alten Bauwerks? Um den zu bekommen, kann man darin heiraten – oder eine der Veranstaltungen und Ausstellungen besuchen. Im August gibt es die aktuelle Werkschau des Chemnitzer Künstlerbundes, also von Künstlern und Künstlerinnen aus der Region. Zu sehen ist jede Menge: Malerei, Grafik, Fotografie, Objektkunst, Design, Installationen, Mixed Media und angewandte Kunst.
Mental inspiriert und erfrischt fällt es im Anschluss an eine Pause in Klaffenbach sicherlich leichter, die Wanderschuhe wieder zu schnüren oder aufs Fahrrad zu steigen. Wer auf dem sächsischen Jakobsweg pilgert, erreicht das Schloss auf der Etappe Stollberg–Klaffenbach oder Flöha–Klaffenbach, und die Chancen stehen nicht schlecht, an der Stempelstelle Gleichgesinnte zu treffen: Zahlreiche Pilgerinnen und Pilger kommen vorbei, um sich den Stempel mit dem prägnanten Schlossturm abzuholen, heißt es aus dem Besucherzentrum.
Mit dem Rad empfiehlt sich neben der noch recht neuen Karlsroute nach Karlovy Vary eine rund 33 Kilometer lange Rundtour auf dem Würschnitztalradweg mit Rückweg über Stollberg und den Eisenweg. Eine relativ flache Route folgt der Würsch-nitz in die andere Richtung und dann entlang der Chemnitz durch den Stadtpark bis in die Innenstadt und zurück über den Radweg am Kappelbach, über Mittelbach und Neukirchen. Bach, Springbrunnen, kalte Getränke und Eis warten am Schloss danach auf alle – unabhängig von Höhenmetern und Rekorden.
■ »Umsicht – Werkschau des Chemnitzer Künstlerbundes«: ab 1.8., 19 Uhr, www.c3-chemnitz.de