anzeige
anzeige
Kultur

Ordnungsprinzipien der Wirklichkeit

Pascal Tarris gewinnt den Edit-Essaypreis 2023

  Ordnungsprinzipien der Wirklichkeit | Pascal Tarris gewinnt den Edit-Essaypreis 2023  Foto: Alexandra Huth

In der Galerie für zeitgenössische Kunst wurde am Sonntag zum siebten Mal der Edit-Essaypreis verliehen. Nach einer Keynote von Volha Hapeyeva, die sich dem Wesen des literarischen Essays näherte, lasen Linn Penelope Rieger und Mari Molle, die Geschäftsführerinnen der Literaturzeitschrift Edit, Auszüge aus den fünf Texten der Shortlist. Die Autorinnen und Autoren befanden sich ebenfalls bei der Veranstaltung, man habe aber entschieden, auf diese keinen Performancedruck ausüben zu wollen. Die nominierten Texte stammten von Philipp Beißel (»Mikrarium / Taschenspiel«), Son Lewandowski (»Die kurzen Karrieren«), Irina Rosenau (»Matrescence, oder Der verlorene Brief«), Lara Rüter (»Ai touch myself«) und Pascal Tarris (»The Age of Awkwardness«).

Die Jury setzte sich aus Volha Hapeyeva, Mascha Jacobs, Felix Stephan, Miryam Schellbach und Deniz Utlu zusammen (letzterer war allerdings nicht anwesend). Nach der Lesung folgte eine öffentliche Jurydiskussion, wobei mehrere Jurymitglieder die Wahl dieses Formats kritisierten, da die Autorinnen und Autoren der nominierten Texte mit im Raum waren. Mascha Jacobs sagte, man müsse seine Kritik dadurch »möglichst zartfühlend äußern und dennoch streng und genau sein«. Felix Stephan ergänzte, er sei durch diese Konstellation noch stärker mit der »Urangst des Kritikers« konfrontiert, »irgendetwas Fundamentales am Text nicht verstanden zu haben«.

Die »Kritik fiel entsprechend mild aus, die Jury hob vor allem positive Aspekte der fünf nominierten Texte hervor. Ausgerechnet der Gewinnertext von Pascal Tarris erhielt neben Lob auch die kritische Anmerkung, dass der Titel nicht ideal gewählt sei und im Text nicht eingelöst werde (Mascha Jacobs). Der Essay beginnt mit der Betrachtung eines verwaisten gartenartigen Hinterhofs in Buenos Aires, eines Patios. Von dort weitet sich der Blick über die ganze, geometrisch unterteilte Stadt, behandelt »Ordnungsprinzipien der Wirklichkeit« (Felix Stephan). Es sei ein sehr räumlich gestalteter, »wahnsinnig verführerischer Text« (Maschas Jacobs), in dem »man sich aufhalten möchte« (Miryam Schellbach).

Der Edit-Essaypreis ist mit einem Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro dotiert, gestiftet von den Entwicklern der Schreib-App Ulysses. Zusätzlich wird der Gewinnertext in der Reihe »Rohstoff« bei Matthes & Seitz veröffentlicht. Die vollständigen Texte der Shortlist sind in der Doppelausgabe °89/90 der Edit veröffentlicht.

Transparenzhinweis: Linn Penelope Rieger schreibt gelegentlich für den kreuzer und war bis zu diesem Frühjahr Literaturredakteurin des kreuzer.


Kommentieren


0 Kommentar(e)