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Fachgerecht geschreddert

Der Stadtrat enttarnt einen AfD-Antrag gegen den Ausbau von Windkraftanlagen

  Fachgerecht geschreddert | Der Stadtrat enttarnt einen AfD-Antrag gegen den Ausbau von Windkraftanlagen  Foto: Stefan Ibrahim

Die AfD fordert, dass neue Windkraftanlagen in Leipzig immer mindestens 1.000 Meter entfernt von Wohnbauten stehen sollen. Hintergrund: Bis Ende 2032 müssen die Bundesländer zwei Prozent der Bundesfläche für Windenergie ausweisen. Um das erreichen zu können, sieht die sächsische Bauordnung vor, dass in Absprache mit den Ortschaftsräten die 1.000-Meter-Regel unterschritten werden darf. Die Argumente, die Marius Beyer (AfD) für seinen Antrag vorträgt, sind die üblichen: Die Auswirkungen des von Windanlagen ausgeübten Infraschalls seien unzureichend erforscht, die Insektenpopulation sei bedroht und einer darf natürlich auch nicht fehlen: Der Rotmilan! Dessen Sterbeursache Nummer eins sei Tod durch Rotorblatt.

Beyer habe zwar die sächsische Bauordnung richtig zitiert, sagt Sabine Heymann (CDU), seine Schlussfolgerungen seien aber falsch. »Wir haben einerseits jetzt die Möglichkeit mitzugestalten, wie die Verteilung erfolgen wird – auch im Austausch mit dem ländlichen Raum.« Leipzig dürfe nicht einfach den meisten Strom »verbraten«, aber sich gleichzeitig gegen den Bau von Windkraftanlagen aussprechen: »Insofern bedarf es einer Solidarität, die nicht konterkariert wird von Aufstacheln, von Aufzeigen von Drohpotenzialen.«

Dass die Verwaltung in den Ortschaftsräten bereits ihre Absicht mitgeteilt habe, die 1.000 Meter unterschreiten zu wollen, sei zwar nicht glücklich, sagt Heymann. Aber was passiere, »wenn wir uns hinstellen, wie die AfD es uns empfiehlt: Nichts machen, bockig sein, aussitzen?« Heymann liefert die Antwort mit: Die fehlende Fortschreibung des Planes zum Ausbau erneuerbarer Energien mache möglich, dass Leipzig »von oben – wie man es so üblich sagt« vorgeschrieben wird, wo Windräder gebaut werden müssen. »Das dürfen wir nicht mit uns machen lassen«, sagt Heymann. »Noch sind wir Gestalter unserer eigenen Zukunft.«

»Wenn der Wind der Veränderung weht, gibt es zwei Möglichkeiten zu reagieren: Die einen bauen sehr hohe Mauern und die anderen stellen Windmühlen auf«, mit der ans Verwaltungsdeutsch angepassten Version eines chinesischen Sprichworts beginnt Andreas Geißler (SPD) seine Beerdigung des AfD-Antrags. Hier einige Perlen: »Windräder sind Insektenschredder – völlig falsch: Der Abstand der Rotorunterkante zum Boden ist bei den meisten modernen Anlagen 50 bis 80 Meter. In dieser Höhe fliegen die wenigsten Insekten.« Aber der Rotmilan, Herr Geißler! Auch die Befürchtung sei haltlos, sagt Geißler. Tod durch Rotorblatt nehme nur Rang sieben der Todesursachen des Vogels ein. So geht das fast fünf Minuten. »Soweit zu ihren Pseudofakten«, sagt Geißler.

Der Antrag der AfD wird gegen die Stimmen der AfD abgelehnt, sechs CDU-Stadträte enthalten sich.


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