Die Freibeuter fordern ein kostenfreies Online-Konto für gemeinnützige Vereine bei der Sparkasse zur Förderung des gemeinnützigen Engagements in Leipzig. Ute Elisabeth Gabelmann (Freibeuter) gibt Einblick in die Gremien, durch die der Antrag zuvor ging. »Ach, die fünf Euro im Monat«, habe es oft geheißen, mit Blick auf die ohnehin geringen Kosten für ein Konto. »Das ist ein sehr lustiger Satz, weil: Erstens sind es mittlerweile durchschnittlich sieben Euro und: Wenn es denn so wenig Kosten wären, wären die, wenn man sie erließe, ja eigentlich verschmerzbar.«
Außerdem würde der Antrag gar nicht viele Vereine betreffen: Einige hätten bereits andere Banken, andere hätten aufgrund der Höhe ihrer Einnahmen bereits kostenlose Konten. Die Linksfraktion, die ein kostenloses Online-Konto für Vereine mit Einnahmen bis 25.000 Euro fordert, protestiert: Bei der Sparkasse gebe es diese Regelung nicht. Mit Kopfschütteln falsifiziert auch Burkhard Jung Gabelmanns Argument. Der kennt sich schließlich aus, wollte 2018 mal sein Bürgermeister-Amt gegen den Vorsitz des Ostdeutschen Sparkassenverbandes eintauschen. Die Stadträtin zeigt sich unbeeindruckt. Egal, der Antrag ziele extra nicht auf Vereine wie Rasenballsport Leipzig »e.V.« ab, Gabelmann hebt die Finger zum Gänsefüßchen.
Roland Ulbrich (AfD) ahnt Schlimmstes: »Mit dem Antrag scheint die FDP unsere sozialistischen Parteien nochmal links überholen zu wollen«. Ulbrich sieht die wirtschaftliche Freiheit von Banken gefährdet. »Linke Gutmenschen-Vereine«, auf die der Antrag abzielen würde, würden bereits genug gepäppelt. Freibeuter-Fraktionschef Sven Morlok wolle mit seinem Antrag, der »purer sozialistischer Populismus« sei, seinen »Niedergang« vom sächsischen Wirtschaftsminister zum Stadtrat kompensieren: »durch Verrat an liberalen Kernprinzipien der FDP.«
»Nach dieser heiteren Einlage mal wieder etwas Ernsthaftigkeit«, beginnt Katharina Krefft (Grüne). Die Sparkasse Leipzig habe darauf hingewiesen, dass sie wirtschaftlich arbeiten muss. Fehlbeträge müssten Privatkunden ausgleichen, gibt Krefft die Argumentation der Sparkasse wieder. Deshalb würden die Grünen den Verwaltungsstandpunkt unterstützen: Gemeinsam mit der Sparkasse soll die Einführung von kostenlosen Online-Konten zunächst geprüft werden, für gemeinnützige Vereine mit Einnahmen bis 25.000 Euro.
»Es ist ja zum Teil ne drollige Debatte hier«, sagt Steffen Wehmann (Linke). »Dass ich mich mal hinter Herrn Morlok stellen muss als Sozialisten, das hätte ich nicht gedacht.« Wehmann wirft Ulbrich vor, gemeinnützige Vereine zu diffamieren.
Auf sich sitzen lassen kann Morlok den Angriff Ulbrichs natürlich nicht. Mitglied des Stadtrats sei er lange vor seinem Ministeramt gewesen: »Also ich bin da, wo meine Wurzeln sind.« Jung schaltet sich von hinten ein: »Herr Morlok, das ist die Königsdisziplin, der Stadtrat!« Dass Ulbrich nicht mehr in der FDP sei, begrüßt Morlok. Er wolle keine Antisemiten in seiner Partei. Außerdem habe Ulbrich Liberalismus falsch verstanden: »Wir setzen auf ein lebendiges Gemeinwesen, das von der Basis getragen wird!«
Die Freibeuter übernehmen den Verwaltungsstandpunkt, der gegen die Stimmen von AfD und CDU angenommen wird.