Wegen Corona musste das in der Leipziger Gastro- und Medienbubble ziemlich legendäre Neujahrssingen drei Jahre pausieren. Vor dem Neustart spricht Produzentin Maike Beilschmidt über gute Performances, ein glückliches Publikum und die Anfänge der Veranstaltung.
Warum gibt es das Neujahrssingen eigentlich?
Das erste Mal war 2007 in der Nato. Das Konzept habe ich für Paul Fröhlich geschrieben, den Leipziger Entertainer, der das Neujahrssingen moderierte. Damals hieß es noch »Paul Fröhlich lädt ein zum Neujahrssingen«, zum Neujahrssingen für die Gastroszene und die Medienleute wurde es erst später. Wir beide füllten das Konzept mit Inhalten und er präsentierte es in seiner Einzigartigkeit. Vor dem ersten Abend wussten wir nicht, ob da überhaupt jemand kommt, im Vorverkauf waren zehn Karten weggegangen. Am Abend war der Südplatz voller Menschen. Im Saal war eine Wahnsinnsstimmung, die Saaltür stand offen und das Publikum drängte sich davor.
An welchen Orten gab es das Neujahrssingen später?
Wir zogen erst ins UT Connewitz, danach ins Werk 2. Außerdem waren wir im Anker und im Haus Leipzig. Nun sind wir schon das zweite Mal im Felsenkeller.
Im Sommer 2009 verstarb Paul Fröhlich bei einem Verkehrsunfall …
Ein großes Drama. Mit Blick auf das Neujahrssingen war klar: Das ist Geschichte. Wie hätte diese Veranstaltung, die schließlich Pauls Veranstaltung war, weitergehen sollen? Inzwischen bin ich froh, dass wir doch weitergemacht haben: 2012 übernahm ich zusammen mit Mark Daniel die Moderation. Bei jedem Neujahrssingen gibt es diesen Moment für mich – einer der wichtigsten Momente –, in dem ich eine Kerze anzünde, während auf der Leinwand die Bilder von vergangenen Jahren durchlaufen und auch zu lesen ist: »In Erinnerung an Paul Fröhlich«.
Wie hat sich das Neujahrssingen verändert?
Es ist gewachsen: Am Anfang hatten wir zehn Songs, jetzt sind wir bei über zwanzig. Das ist schon anstrengender, auch für die Band und die beiden Sängerinnen, die vor der Veranstaltung zwei Tage lang nur proben. Das Team hat sich über die Jahre eingespielt: Wir sind eine feste Crew von insgesamt 75 Leuten, von denen alle das Jahr über etwas anderes arbeiten. Überhaupt rührt es mich immer, wie gut das funktioniert, denn die Gastro- und Medienleute, die da auftreten, stehen normalerweise nie auf einer Bühne. Dann gehen die Türen auf, das Publikum strömt in den Saal, es herrscht Klassentreffenatmosphäre und von der Bühne schaut man in tausend glückliche Gesichter. Das ist toll.
Gibt es noch die Stimmen, die vor einer Professionalisierung unter den Gastro- und Medienleuten auf der Bühne warnen?
Wenn ein Gastronom oder eine Redakteurin sich gut vorbereitet und dann besonders gut performt, ist das doch schön. Das Publikum feiert auch die, die schief singen oder unsicher sind oder ihren Text vergessen. Denn das sind keine Profis. Wir bringen gute Leute zusammen und bringen sie alle auf eine Bühne. Ich genieße dieses herzliche Miteinander.
Gibt es auch dieses Jahr einen Spendenzweck?
Überschüsse aus den Einnahmen gingen in der Vergangenheit zum Beispiel an den Flüchtlingsrat, an die Kulturpaten, die Kippe oder die Anlaufstelle »Haus Tante E.« des Vereins Straßenkinder. Seit ein paar Jahren arbeiten wir mit der Tafel Leipzig zusammen. Dorthin gehen Überschüsse auch in diesem Jahr.
Der Eintrittspreis von 39 Euro erscheint da in einem anderen Licht …
Es ist vieles teurer geworden, auch die Honorare für die Gewerke. Das sind alles Profis, von der Band über die Sängerinnen und die Technik bis zum Backstage-Producer. Wie jede Veranstaltung derzeit ist auch unsere kein Selbstläufer mehr. Wir wissen also nicht, ob der Abend überhaupt voll wird.
Wie knüpft man nach drei Jahren Pandemie-Pause wieder an die Veranstaltung an?
Wir sind ein bisschen anders aufgestellt: Mit Simone Dake von Dake-Event fand ich eine Veranstalterin, mit der es nun eine Arbeitsteilung gibt. Und durch die Pandemie kam mir die Idee, über die Wildcards systemrelevante Berufe außerhalb von Gastro und Medien einzubeziehen.
Wie viele Wildcards gibt es für diese Berufe?
Fünf. Auftritte haben unter anderem ein Kindergärtner, die Crew von der Stiftung Bürger für Leipzig für das Ehrenamt und ein Krankenpfleger. Der Applaus kommt dann mal nicht vom Balkon.
Wie frei sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eigentlich bei der Ausgestaltung der Performance?
Einige haben feste Vorstellungen, bei manchen unterstützen wir mit passenden Songideen. Ich achte darauf, dass das Gesamtkonzept der Show stimmt, es zum Beispiel keine Dopplungen gibt. Und wir versuchen, Klamauk auszuschließen.
> 13.1., 21 Uhr (Einlass 19.30 Uhr), Felsenkeller