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Sport

»Ich habe es immer geliebt, mich zu kabbeln«

Anastasia Blayvas im Gespräch über das Ringen und das Ziel Olympia

  »Ich habe es immer geliebt, mich zu kabbeln« | Anastasia Blayvas im Gespräch über das Ringen und das Ziel Olympia  Foto: Christiane Grundlach

Anastasia Blayvas hat im September die Bronze-Medaille bei der Weltmeisterschaft im Ringen gewonnen. Seitdem wird sie als große Ringer-Hoffnung und aussichtsreiche Kandidatin für Olympia gehandelt. Wie die Vorbereitung auf das Großevent aussieht und warum es beim Ringen hilft, immer das Nesthäkchen der Familie gewesen zu sein, erzählt sie im Interview.

Wie sind Sie zum Ringen gekommen?

Ich ringe schon, seit ich vier, fünf Jahre alt war. Es gab keinen Ringer-Hintergrund, aber meine Eltern wollten, dass wir Kinder uns austoben. Am Anfang habe ich so eine Art Judo für Kleinkinder gemacht, aber dann sind wir doch relativ schnell zum Ringen gekommen. Seit der fünften Klasse war ich dann auf der Sportschule in Halle und bin in der achten Klasse nach Leipzig gekommen.

Warum ein Kampfsport?

Ich habe es schon immer geliebt, mich zu kabbeln, vor allem mit meinen Brüdern. Ich bin die Jüngste von vier Kindern, da muss man sich auch ein bisschen durchsetzen. Mir hat es immer Spaß gemacht, mich auszutoben, und ich glaube, mir hat das auch gutgetan, um überschüssige Energie loszuwerden.

Worauf kommt es beim Ringen an?

Es ist sehr vielseitig. Man braucht die Zusammensetzung aus Technik und Kraft. Wir haben ein sehr individuelles Training, natürlich für Technik und Kampf, aber auch Lauf-, Kraft- und Koordinationstraining. Jeder Kampf geht sechs Minuten und am Ende ist wichtig, dass du die meisten Punkte gemacht hast. Man bekommt einen Punkt, wenn man den Gegner außerhalb der Matte befördert, fünf Punkte, wenn ein Wurf eine große Amplitude hat und besonders spektakulär ist. Das Hauptziel ist es aber, den Gegner auf beide Schultern zu bringen – dann hat man sofort gewonnen.

Sie haben oft Rückenschmerzen, oder?

Die Frage höre ich oft (lacht) – aber nein, es tut eigentlich gar nicht weh. Ich würde sogar sagen, dass Ringen eine der fairsten Kampfsportarten ist. Gerade wenn man es mit Judo oder Boxen vergleicht. Wir dürfen nichts machen, was zu einer Verletzung führen könnte – nicht würgen, hebeln, kratzen oder beißen. Natürlich ist es ein Zweikampfsport, von außen sieht es hart aus und es kann auch mal einen Kopfstoß geben, aber grundsätzlich tut das nicht weh.

Woher wissen Sie, wann der perfekte Zeitpunkt zum Angriff ist?

Man bereitet sich das ein Stück weit vor, zum Beispiel dadurch, dass man sich den Gegner so stellt, dass das rechte Bein vorne steht, über das man angreifen möchte. Gerade wenn man relativ gleich stark ist, macht man den Angriff nicht am Anfang, weil da beide noch am fittesten sind. Grundsätzlich wartet man erst mal auf Fehler vom Gegner.

Sie haben letztes Jahr Bronze bei der WM gewonnen. Ist das auch für Sie persönlich der größte Erfolg?

So eine Erwachsenen-Medaille ist immer das Ziel und es war auf jeden Fall überwältigend, als ich das dann geschafft hatte und alles so aufgegangen ist, wie man sich das überlegt hatte. Ich hatte mir das gewünscht, aber noch gar nicht damit gerechnet, dass schon so viel möglich ist. Es war in dem Fall eine nicht-olympische Gewichtsklasse – also zwei Kilo über meiner eigentlichen Gewichtsklasse. Aus diesem Grund wusste ich noch nicht genau, wie es ablaufen wird.

Wie streng sind die Gewichtsklassen im Ringen?

Also ich darf weniger als oder maximal genau 53 Kilo wiegen. Außerhalb von EM und WM gibt es aber oft eine Toleranz: Man darf dann auch mal zwei Kilo mehr wiegen – vermutlich, weil sonst einige Sportler nicht zu den Ranking-Turnieren fahren würden, weil sie sonst so oft im Jahr abnehmen und wieder zunehmen müssten. Zweimal im Jahr für EM und WM kann man das schon mal machen. Wenn ich dort aber 53,05 Kilo wiege, ist das zu viel.

Stresst das?

Nein, überhaupt nicht. Wenn man jünger ist, in der Pubertät: dann schon, weil man seinen Körper noch nicht so kennt. Aber im Erwachsenenbereich tut man dann einfach alles für die Wettkämpfe. Wenn man 58 Kilo hatte und auf die 53 kommen muss, macht man das. Das ist kein Problem, wenn man das rechtzeitig anfängt. Bei mir ist das nicht so dramatisch, da ich nicht superschwer bin, ich hab meistens nur so zwei, drei Kilo abzunehmen. Es gibt aber auch den Fall, dass man in die Turnierhalle kommt, sich probewiegt und dann noch in dicken Sachen ein paar Gramm ausschwitzen muss.

Olympia steht vor der Tür. Ist das jetzt das Ziel?

Ja, auf jeden Fall. Die nächsten Monate sind komplett darauf ausgerichtet. Es gibt im deutschen Team noch zwei andere Mädels in meiner Gewichtsklasse, gegen die ich mich beweisen muss. Der Bundestrainer entscheidet bei einem direkten Duell mit drei Kämpfen, wer zum ersten Qualifikationsturnier darf. Das ist im April. Wenn es dort noch nicht geklappt hat, gibt es im Mai noch ein Weltqualifikations-Turnier, wo alle Sportlerinnen und Sportler hinkommen, die sich noch nicht qualifizieren konnten.

Wenn Sie einen »Walk-in-Song« für Ihre Kämpfe wählen müssten, welcher wäre das?

Oh Gott, das ist schwierig. Ich höre eher ruhigere Musik, die mich nicht aufputscht. Es wäre also ein ruhiger Song, der mit Techno-Beats aufgepeppt wurde.

 


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