»Der Planwagen der Händlerin / Und der Eisenwagen der Genossen / Stoßen aufeinander. Was für alte Fahrzeuge, die nicht wenden können!« Diese Worte trug Volker Braun am 9. November 1989 in der Leipziger Neuen Szene vor. »Ihre sichtbare / Schwierigkeit macht uns Mut / Zu einer andern Bewegung. Eröffnen wir / Auch das Gespräch / Über die Wende im Land«. Es ist ein früher Beleg für das Wort »Wende« in Verbindung mit dem Mauerfall. Heute vor 85 Jahren wurde Volker Braun in Dresden geboren. Eine Radio-Gemeinschaftsproduktion hat dem Autor ein Hörspiel gewidmet.
Volker Braun, man kann ihn mit Heiner Müller und Peter Hacks in eine Trias stellen, hat sich als Dramatiker einen Namen gemacht. Aber sein Schaffen ist viel umfangreicher. Er ist Chronist des Politischen und Beobachter des Alltäglichen, der seine Reflexionen in poetischen Formen verpackt. War er in der DDR der Zensur ausgesetzt, so galt er nach der Wende als Träumer und Utopist, der an der Idee einer gerechteren Welt festhält. In seinen als »Werktage 1 und 2« veröffentlichen Arbeitsbüchern hielt er jene Gedanken fest, die sein jeweiliges Schaffen von 1977 bis 2008 begleiteten. Diese hat nun der MDR Kultur zusammen mit dem RBB und Deutschlandfunk Kultur in eine Hörfassung gebracht.
Bekannte Stimmen sind darin zu hören: Neben Sylvester Groth haben Corinna Harfouch, Julia Gräfner und Christoph Gawenda Texte eingesprochen. Auch Volker Braun selbst kommt zu Wort. Die zwischen den Fragmenten überleitende Musik hat Steffen Schleiermacher komponiert. So bekommt der Hörer einen niedrigschwelligen Einblick in Volker Brauns Werk und Gedankenwelt – und natürlich die jeweiligen Zeitkontexte. Eine jahrzehnteumspannende Chronik liegt damit vor, in welche das Hörstück einführt. »Auf den Hacken / Dreht sich die Geschichte um«.
> »Volker Brauns Werktage. Teil 1: Training des aufrechten Gangs«, zum Nachhören hier
> »Volker Brauns Werktage. Teil 2: Rückkehr in die Vorzeit«, zum Nachhören hier.