»Von der Kita über die Berufsschule direkt ins altersgerechte Wohnen – man kann quasi sein ganzes Leben hier verbringen«, scherzt Tobias Strieder, Vorstand des Caritasverbandes Leipzig e.V. in seiner Eröffnungsrede. Unter dem Motto »Gemeinsam Leben gestalten« wurde am Freitag der Campus Lorenzo eröffnet – nach sechs Jahren Bauzeit ist hier nun ein generationsübergreifendes Quartier mit sozialen Angeboten und Wohnraum im Leipziger Südosten entstanden.
Ursprünglich habe man nur nach neuen Räumlichkeiten für eine Kindertagesstätte gesucht, erklärt Caritasvorsitzender Tobias Strieder. Daraus sei 2008 mit den Partnern Johanniter-Akademie Mitteldeutschland und der Pfarrei St. Laurentius die Idee für ein gemeinsames Projekt entstanden: Dabei sollte der lange leerstehende Gebäudekomplex an der Ecke Riebeckstraße und Stötteritzer Straße nutzbar gemacht werden. Die damals verfallenden Gebäude grenzten direkt an die katholische Pfarrei. Sie wurden größtenteils abgerissen. An ihrem Platz steht nun ein Gebäudekomplex, der zahlreichen Einrichtungen Raum bietet. So betreibt neben der Kindertagesstätte »Don Bosco« der Caritasverband Leipzig auf dem Areal ein Seniorenzentrum mit Sozialstation, Tagespflege und betreutem Wohnen. Für junge Familien mit Unterstützungsbedarf wird die Caritas vor Ort auch Familienhilfe anbieten.
Bereits im Jahr 2022 hat die Johanniter–Akademie–Mitteldeutschland ihren Bereich auf dem Campus Lorenzo bezogen. Hier bildet sie unter anderem Pflegekräfte und Rettungssanitäter aus, dazu soll noch ein Wohnheim für die Auszubildenden mit 60 Plätzen entstehen. Besonders dieses Angebot begrüßt Christopher Zenker, SPD-Abgeordneter im Leipziger Stadtrat: »Die Angebote, die es für Studierende schon längst gibt, brauchen wir auch mehr für Auszubildende«, sagt er dem kreuzer.
Die katholische Pfarrei erhält neben erneuerten Gebäuden auch einen neuen Namen: Die ehemalige Pfarrei St. Laurentius Leipzig-Reudnitz heißt jetzt Heilige Maria Magdalena Leipzig Ost. Grund für die Umbenennung ist die Zusammenlegung mit den Gemeinden in Taucha, Schönefeld und Engelsdorf. Für Gläubige aus diesen Pfarreien ist nun die Kirche auf dem Campus Lorenzo religiöser Anlaufpunkt. Gleichzeitig soll die Kirche »spirituelles Herz« des Campus werden, so Pfarrer Thomas Hajek.
Für Sozialbürgermeisterin Martina Münch hat das Projekt auch Einfluss auf das gesellschaftliche Klima. Sowohl die Zusammenarbeit zwischen der katholischen Caritas und den evangelischen Johannitern als auch das generationsübergreifende Konzept stärke den Zusammenhalt der Gesellschaft: »Wir brauchen mehr Miteinander. Und genau dafür steht der Campus Lorenzo«, erklärt Münch.
Zur Eröffnung sind am Freitag auch der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer und Sozialministerin Petra Köpping angereist. »Wie hier in Leipzig-Reudnitz Lernen und Leben, Beruf und Ehrenamt sowie Wohnen und Arbeiten verknüpft wird, ist etwas ganz Besonderes«, lobt Kretschmer. Sozialministerin Köpping spricht von einer »Strahlkraft weit über Leipzig, über Sachsen hinaus«.
Zwar ist Kretschmer zur Eröffnung mit seinem Wahlkampfbus angereist, die Wahlkampfmentalität ist an diesem Freitag aber wenig präsent. Beim Thema Zusammenhalt steigt er aber doch noch ein: »Die Pandemie war eine anstrengende Zeit. Da wurden Fehler gemacht, die mir auch wirklich leidtun. Aber jetzt geht es darum, zusammen nach vorne zu gehen, nicht im Groll zu verharren«. Kretschmer selbst verharrt ebenfalls nicht lange – nach der feierlichen Montage des neuen Wetterhahns auf der Kirchturmspitze, mit der der Campus symbolisch fertiggestellt wird, geht es für ihn und Köpping zügig weiter.