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Kultur

Nur nicht normal

Die Kinostarts der Woche

  Nur nicht normal | Die Kinostarts der Woche  Foto: Filmstill »Was ist schon normal«/SquareOne Entertainment

Das Gegenkino-Festival bringt in den kommenden Tagen Kino abseits der Konventionen auf Leipziger Leinwände. Es gibt einen Ausflug ins US-amerikanische Exploitationkino, das »Milieu Kino« aus Wien, eine Hommage an den deutschen Dokumentaristen Rainer Komers, 16mm-Kurz-Experimental- und Undergroundfilme und einen Schwulenporno mit musikalischer Live-Begleitung. Und das ist nur ein Ausschnitt des irrsinnig vielfältigen Programms der zehnten Auflage. Das Programm gibt’s im kreuzer-Kalender und gegenkino.de.

»Gegenkino«: 5.-15.9., UT Connewitz, Luru Kino, Schaubühne Lindenfels, Ost-Passage Theater, Milieukino am Rabet

 

Film der Woche: Paulo und sein Vater überfallen eine Bank. Ihr Fluchtplan ist nicht gerade durchdacht, also tauchen sie kurzerhand in einer Reisegruppe Behinderter unter und verbringen die folgenden Wochen in ihrer Mitte. Zugegeben, die reißbrettartige Ausgangssituation verspricht nichts Gutes und könnte zu jeder zweiten französischen Klamotte passen. Der temporeiche Auftakt legt aber nur die Basis für eine warmherzige, etwas zotige Komödie, mit der Regisseur, Autor und Hauptdarsteller Artus in seiner Heimat Frankreich einen Riesenhit landete. Die individuellen Marotten und Eigenheiten der Mitreisenden sorgen dabei für einen großen Teil der Lacher, wobei die Klischees, mit denen Behinderte üblicherweise dargestellt werden, hier liebenswert und mit großer Freude zerlegt werden. Zumindest wirkt es so, als hätten die Laienschauspieler den meisten Spaß gehabt am Dreh. Der Komiker Artus – in seiner Heimat ein Stand-Up-Star – spielt zurückhaltend, sein Leinwandpartner Clovis Cornillac (»Asterix bei den Olympischen Spielen«) legt als verantwortungsloser Vater eine durchaus überzeugende Charakterentwicklung hin und Alice Belaïdi wirkt als Betreuerin herrlich natürlich. Sicher, sonderlich viel Tiefgang sollte man nicht erwarten. Aber »Was ist schon normal?« ist eine rundum gelungene Sommerkomödie, bei der man befreit ablachen kann.

»Was ist schon normal?«: ab 5.9., Cineplex, CineStar, Passage-Kinos, Schauburg, Regina Palast

 

 

Meg (Hiftu Quasem) und Kayla (Natalie Mitson) sind ein Paar und scheuen sich auch nicht, das nach außen zu zeigen. Damit provozieren sie eine Gruppe homophober Frauen und es kommt zu einer Schlägerei, die Meg nur knapp überlebt und die einen Keil zwischen den beiden Frauen treibt. Ein Jahr später haben sie sich nichts zu sagen, als Kayla Meg überraschend vom Flughafen in der Karibik abholt. Sie fahren zur Hochzeit ihrer besten Freundin Lizzy (Lauren Lyle) und treffen dort auch Ruth (Ellouise Shakespeare-Hart) und Cam (Nicole Rieko Setsuko). Am Vorabend der Feier entführen sie die Braut auf eine entlegene Insel. Hier sollen Meg und Kayla ihr Kriegsbeil begraben. Doch im Wasser lauert eine tödliche Gefahr und die hat spitze Zähne.

Für ihr Regiedebüt bedient sich Hayley Easton Street an Altbekanntem: Erst »Bridesmaids«, dann »The Shallow«, schließlich »Open Water« – nur funktioniert eben leider alles nicht annähernd so effektiv, wie die Vorbilder. Die Gefahr bleibt lange unsichtbar, die Freunde verhalten sich nicht sonderlich intelligent und es entsteht kaum Empathie für die Opfer, dafür reichlich Langeweile im offenen Meer. Ein ziemlich seichtes und reichlich hysterisches Abenteuer.

»Something in the Water«: ab 5.9., Cineplex

 

 

Weitere Filmtermine der Woche


Señora Pawlowsky – Der Weg einer Frau zwischen den Ideologien und Kriegen des 20. Jahrhunderts
D 2023, Dok, R: Angela Schlüter, 27 min

Porträt einer außergewöhnlichen Frau und ihr Leben im 20. Jahrhundert.

Frauenkultur, 05.09. 19:00 (anschl. Gespräch, span. Untertitel)
 

Hedwig and the Angry Inch
USA 2001, R: John Cameron Mitchell, D: Michael Pitt, John Cameron Mitchell, Stephen Trask, 95 min

Mitreißendes »Post-Punk-Neo-Glam-Rock-Musical« mit fantastischen Darstellern, allen voran Regisseur John Cameron Mitchell in der Hauptrolle.

Passage-Kinos, 06.09. 20:30 (OmU, Passagen-Werke)
 

Der Strand – Tierisches aus dem Ferienparadies
D 2021, Dok, R: Annette Scheurich, Klaus Scheurich, 43 min

Strände sind nicht nur Urlaubsparadiese, sondern auch Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Unbemerkt zwischen Sonnenschirmen und Liegestühlen entfaltet sich ein erstaunlicher Mikrokosmos der Natur.

Deutsches Fotomuseum, 07.09. 22:00 (open air)
 

Das wandelnde Schloss 
J 2004, R: Hayao Miyazaki, 119 min

Die 18-jährige Sophie arbeitet als Hutmacherin im Geschäft ihres verstorbenen Vaters. Als sie sich in den jungen Zauberer Hauro verliebt, wird sie von einer eifersüchtigen Hexe mit einem Fluch belegt, der sie in eine alte Frau verwandelt. Märchenhaftes Abenteuer von Kinomagier Hayao Miyazaki.

Cineplex, 07.09. 16:30


Shorts Attack: Sundance Shorts 2024
110 min

Eine Auswahl der preisgekrönten Kurzfilme vom Filmfestival in Sundance.

Kinobar Prager Frühling, 08.09. 19:30 (OmU)
 

Shorts Attack: Wir sind die Stadt

Schnecken im Urbanen, rasante Autofahrten und ein Wackelpudding im Häusermeer. Acht Filme in 90 Minuten.

UT Connewitz, 12.09. 20:00
 

An den Rändern der Welt
D 2018, Dok, R: Markus Mauthe, Thomas Tielsch, 92 min

An den Rändern der uns bekannten Welt leben sie, die letzten indigenen Gemeinschaften – fernab der Zivilisation, und doch betroffen von ihren Folgen.

Botanischer Garten, 05.09. 20:00 (Im Rahmen des GlobaLE Filmfestivals)
 

Das andere Leben
D 2020, Dok, R: KO-Filmkooperative Berlin/Jena/Leipzig

Im Film geben elf Interviewpartner aus der Sicht ihrer Lebensgeschichte Einblick in die Gesellschaft der Deutschen Demokratischen Republik.

Clara-Zetkin-Park, 12.09. 20:00 (Im Rahmen des GlobaLE Filmfestivals)
 

Queerfilmfestival

Nach Pride Month und CSD geht es im September queer weiter: Das Queerfilmfestival bringt spannende neue Filme aus aller Welt zu uns. Vom einfühlsamen Coming of Age (Lukas Dhonts »Young Hearts«) bis zum schrägen Hardcore-Camp (Bruce La Bruce »The Visitor«) ist alles dabei. Und mit der Doku »Baldiga – Entsichertes Herz« meldet sich der Leipziger Ringo Rösener (»Unter Männern – Schwul in der DDR«) zurück.

Passage-Kinos, Kinobar Prager Frühling, 5.-11.9.
 

Beetlejuice
USA 1988, R: Tim Burton, D: Michael Keaton, Winona Ryder, Alec Baldwin, 92 min

In diesem Gruselkomödienklassiker wehren sich zwei frisch Verstorbene dagegen, das neue Bewohner in ihrer Villa einziehen. Dabei bekommen sie Unterstützung vom Bio-Exorzisten und Poltergeist Beetlejuice.

Passage-Kinos, 11.09. 18:45 (OmU, Double Feature mit Teil 2)
Regina-Palast, 11.09. 19:00 (Double Feature mit Teil 2)

 

Ernte teilen
D 2022, Dok, R: Philipp Petruch, 82 min

Anders ackern für die Zukunft: Visionen in der Landwirtschaft.

Sommerkino im Hildegarten, 06.09. 20:15 (OmeU)


Wir waren Kumpel
CH/D 2023, Dok, R: Christian Johannes Koch, 107 min

Der Dokumentarfilm begleitet fünf sehr unterschiedliche Bergleute auf dem Weg in eine Zukunft ohne ihren Alltag im Kohlebergbau.

Sommerkino im Hildegarten, 07.09. 20:15
 

Alcarràs – Die letzte Ernte
E/I 2022, R: Carla Simón, D: Jordi Pujol Dolcet, Anna Otín, Xenia Roset, 120 min

Der Berlinale-Gewinner erzählt wahrhaftig und berührend von einer Familiengeneration von Obstbauern im katalanischen Alcarràs, die dem industriellen Wandel weichen muss.

Sommerkino im Hildegarten, 13.09. 20:15 (OmU)
 

Zeit der Brombeeren
IRQ 2021, R: Haşim Aydemir, D: Semzîn Sîn, Serhat Hulaku, Abdullah Tarhan, 95 min

Ein Student schließt sich nach der Rückkehr in sein Heimatdorf dem kurdischen Widerstand an.

Cinémathèque in der Nato, 05.09. 19:30 (Im Rahmen der Reihe »Licht & Hingabe − Filme & gespräche aus Kurdistan«, OmU)
 

Briefe aus Şengal
IRQ/SY 2022, Dok, R: Dersim Zerevan, 80 min

Im Sommer 2014 drang der Islamische Staat in Shingal ein, die Hauptstadt der Jesiden in Irakisch-Kurdistan. Der Plan war, die ethnisch-religiöse Minderheit, die abfällig als »Teufelsanbeter« bezeichnet wird, auszurotten.

Cinémathèque in der Nato, 12.09. 19:30 (Im Rahmen der Reihe »Licht & Hingabe − Filme & gespräche aus Kurdistan«, OmU)


Broke. Alone. A Kinky Love Story
D 2024, R: Anna Unterweger, D: Nora Islei, Julian Bloedorn, Javalensina Förster, 95 min

Kunststudentin Sarah wird von ihrem Freund Jonas betrogen, der hat außerdem seit einem halben Jahr seine Hälfte der Miete nicht bezahlt und beiden droht nun der Rauswurf aus der gemeinsamen Wohnung. Sarah beschließt, das fehlende Geld mittels eines Camsex-Jobs aufzutreiben, was seltsame Blüten treibt.

Regina-Palast, 07.09. 18:00, 08.09. 20:30 (Preview)
Cineplex, 07.09. 19:30 (Preview)

 

Broken Flowers 
F/USA 2005, R: Jim Jarmusch, D: Bill Murray, Jeffrey Wright, Sharon Stone, 105 min

Der IT-Spezialist und Womanizer Don Johnston erhält von einer Ex-Flamme die Nachricht, dass er einen Sohn mit ihr hat. Auf der Suche nach ihm wird er mit seiner bewegten Vergangenheit konfrontiert.

Schaubühne Lindenfels, 09.09. 21:00 (OmU)
 

Dan Da Dan: First Encounter
J 2021

Die ersten drei Folgen einer neuen Animeserie als Kinoevent.

Cineplex, 10.09. 20:00 (Anime Special, OmU)
Cinestar, 10.09. 20:00 (Anime Special, OmU)


Filmriss Filmquiz 

Wie groß war das Wasserbecken für die Titanic? Wie lautet das berühmte letzte Wort von Citizen Kane? Wie viele Zwerge begleiten Bilbo auf seiner Reise durch Mittelerde? Fragen, Antworten und haufenweise Preise beim Quiz für Bescheidwisser und Schnellmerker mit André Thaetz und kreuzer-Redakteur Lars Tunçay.

Moritzbastei, 11.09. 20:00
 

Ich bin meine eigene Frau
D 1992, R: Rosa von Praunheim, 90 min

Biopic über das Leben des DDR-Transvestiten Charlotte von Mahlsdorf, die im Nationalsozialismus unter einem tyrannischen Vater aufwuchs.

Denkmalwerkstatt, 10.09. 18:00 (Cinema Casino)
 

Sad Jokes 
D 2024, R: Fabian Stumm, D: Fabian Stumm, Haley Louise Jones, Jonas Dassler, 96 min

Als seine Partnerin wegen einer Depression in eine Klinik kommt, muss Regisseur Joseph nicht nur mit dem Familienalltag, sondern auch mit seinen künstlerischen Ambitionen jonglieren. Preisgekrönte autobiographische Komödie.

Passage-Kinos, 13.09. 19:30 (Premiere mit Gästen)
 

Tenet 
USA 2020, R: Christopher Nolan, D: John David Washington, Kenneth Branagh, Robert Pattinson, 150 min

Christopher Nolan spielt fulminant mit dem Thema Zeitreisen: Ein namenloser CIA-Agent (John David Washington) und sein britischer Kollege (Robert Pattinson) werden auf einen Waffenschmuggler angesetzt, der eine gefährliche Maschine veräußern will.

Passage-Kinos, 13.09. 20:00 (OmU, Psychoanalyse trifft Film)
 

The Substance 
F/GB/USA 2024, R: Coralie Fargeat, D: Demi Moore, Margaret Qualley, Dennis Quaid, 140 min

Die clevere Satire auf den allgegenwärtigen Schönheitswahn ist ein grellbunter Horrortrip ins Reich der Angst vor dem Verblassen, gekrönt von der entfesselten Darstellung Demi Moores.

Passage-Kinos, 09.09. 20:15 (Freaky Monday, OmU)
 

Wendegeschichten: Riesa
D 2024, Dok, R: Michael Schlorke, 76 min

Wie wirken die Erfahrungen aus der Wendezeit fort – und wie wertvoll kann es sein in zwei Systemen gelebt zu haben? Der Dokumentarfilm begleitet Menschen aus Riesa auf dem Weg in die deutsche Einheit.

Grassi-Museum für Völkerkunde, 11.09. 17:00


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