Einer der drei Sächsischen Gründerinnenpreise 2024 – der für Nachhaltigkeit – ging an die Leipziger Brillenmodelei. Hier repariert Optikmeisterin Jana Hoffmann-Kirchner vermeintlich ausgediente Brillen – und recyclelt ehrenamtlich Sehhilfen für Wohnungslose.
In Ihren Ladenräumen war früher das Moulin Rouge, richtig?
Jeder weiß, wo der Laden ist – auch wenn natürlich nie jemand in der Tabledance-Bar gewesen ist.
Wie kamen Sie zur Brille?
Augenoptik vereint Handwerk, Handel und Gesundheit. Von dieser Kombination gibt es nicht so viele. Zur Restauration und Nachhaltigkeit fand ich in meinem alten Unternehmen. Da wurden Glas und Gestell herausgesucht, fertig. Da gab es eine Müllkiste mit Brillen über Brillen, die waren alle noch reparabel. Ich dachte, das ist doch unser UhrhHandwerk, dahin will ich zurück.
Was der Name Brillenmodelei ausdrücken soll.
Mein Mann, den ich auf der Meisterschule kennenlernte, sah das ähnlich. Also setzten wir das um. Wir sind die Eeinzigen, die in Leipzig Brillen restaurieren. Im ursächsischen »Ummodeln« steckt das drin. Wir sind Polsterer für Brillen. Und wir verkaufen nur Neubrillen aus recyclebaren und reparablen Materialien.
Man bekommt auch gebrauchte Gestelle?
Wir nehmen alte Brillen in Teilzahlung, den Bereich Vintage-bBrillen wollen wir künftig noch ausbauen. Wir reparieren Brillen, wo andere sagen, das lohnt sich nicht. Ebenfalls kommen Kunden zu uns, denen eine kaputte Brille am Herzen liegt, vielleicht, weil sie der Omi gehörte. Da stellen wir den Originalzustand wieder her. Oder wir verleihen ihr einen völlig neuen Look, der zum eigenen Style passt. Wir machen aus einer Vollrand- eine Halbrandbrille, aus einer grünen eine blaue.
Und weil Selbstständigkeit nicht anstrengend genug ist, engagieren Sie sich in der Wohnungslosenhilfe?
Es gibt Brillenspendenprojekte, aber da landen sie irgendwo auf einem Haufen, wenn man Pech hat. Ich wollte etwas vor Ort machen. Und leider sind in Leipzig Wohnungslose ein wichtiges Thema. Zwei Mal im Monat vermessen wir im Tagestreff Insel und in der Alternative I ehrenamtlich die Augen der Klientinnen und Klienten vor Ort. Sie suchen sich dann eine Brille aus von denen, die wir gespendet bekommen und aufbereitet haben. Wir machen eine Fassungsberatung und schleifen dann ehrenamtlich die Gläser, die das Gesundheitsamt finanziert. Beim nächsten Termin geben wir die Brillen aus. Das schenkt etwas Hoffnung. Wir können aber leider nicht allen helfen. Es gibt mehr Anfragen, als wir bearbeiten können.
> Mehr Infos unter www.brillenmodelei.de