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Kultur

Oscarreif

Die Kinostarts der Woche

  Oscarreif | Die Kinostarts der Woche  Foto: Filmstill »Für immer hier«/DCM Filmdistribution

Film der Woche: Die ersten Szenen sind trügerisch schön. Die Mädchen spielen am Strand, die Jungen rennen Hunden nach. Auf den Plattentellern liegt Tanzmusik und an den Nachmittagen ist das Haus voller Freunde. Brasilien als Sehnsuchtsland, es war selten so schön wie in diesen Aufnahmen von Regisseur Walter Salles. Doch die Zeit ist eine andere. Im Land herrscht seit 1964 eine Militärdiktatur und Rubens Paivas, Pater Familias und Ingenieur, war einst Teil der beim Regime verhassten Kommunisten. Eines Tages wird er verhaftet und taucht nicht wieder auf. Von da an kippt der Film und es ist, als würden Farbe, Leben und Musik zunehmend aus den Bildern gesaugt. Nach Rubens Verschwinden muss seine Frau Eunice alles zusammenhalten. Für sie beginnt ein wahrer Spießrutenlauf. Die verunsicherten Kinder, Geldprobleme, Geheimdienstspitzel, dazu die ewige Unsicherheit darüber, was mit dem Ehemann geschehen ist. Schauspielerin Fernanda Torres hat für ihr Porträt von Eunice bereits völlig verdiente einen Golden Globe und eine Oscarnominierung einheimsen können. »Für immer hier«, der den Oscar als bester internationaler Film erhielt, basiert auf einer wahren Familiengeschichte. Einer aus der langen und blutigen Geschichte der brasilianischen Militärdiktatur. Es ist wohl ein Zeichen der Qualität des Films, dass man das zwischendurch vollkommen vergisst. Dies ist kein Biopic von der Stange, sondern ein Werk, dessen Welt so echt wird, dass einen jede Wendung noch ein Stück erschütterter zurücklässt. Und so leidet man mit und hofft bis ganz zum Ende.

»Für immer hier«: ab 13.3., Passage-Kinos, Kinobar Prager Frühling, Regina-Palast

 

 

Am 24. Oktober 1975 legten ein Großteil der Frauen Islands die Arbeit nieder. Überall im Land gingen sie auf die Straßen, um zu demonstrieren, dass ohne sie nichts läuft. Mit bemerkenswertem Erfolg: Das Land kam zum Stillstand. Der Dokumentarfilm von Pamela Hogan und Hrafnhildur Gunnarsdóttir erzählt, wie die Frauen sich organisierten. In einer Zeit weit vor dem Internet funktionierte das vor allem durch die Frauen selbst. Auf der Insel machte der Plan schnell die Runde. Die Teilnehmerinnen am Frauenstreik erinnern sich, wie sie allen Mut zusammennahmen und ihren meist männlichen Vorgesetzten gegenübertraten. Am Anfang wurden sie belächelt, aber als die Straßen sich füllten, berichteten alle Medien des Landes über die »Auszeit der Frauen«. Mit animierten Sequenzen versehen, erzählen die Regisseurinnen höchst unterhaltsam von dem Wagnis. Ein positives Signal für Solidarität – schließlich sorgte die Aktion für ein Umdenken in der Gesellschaft. Schon 1980 wurde mit Vigdís Finnbogadóttir die erste Frau zur Präsidentin gewählt. Aktuell sind 48% Prozent der Abgeordneten des Parlaments Frauen.

»Ein Tag ohne Frauen«: 16.3., 13:15 Uhr, Passage-Kinos

 

 

Nina liebt die Geschichte des abenteuerlustigen Igels. Immer, wenn es Zeit ist, Schlafen zu gehen, erzählt ihr Vater davon, wie er die Welt erkundet, trotz der Herausforderungen, die seine Stacheln mit sich bringen. Doch seit die Fabrik, in der ihr Vater arbeitet, geschlossen wurde, ist er traurig und ihm fehlt die Energie und die Phantasie zum Erzählen. Entschlossen, ihrem Vater zu helfen, entwickelt Nina einen Plan. Gemeinsam mit ihrem Freund Mehdi will sie das Geld, das den Arbeiter zusteht, aufspüren und ihnen zurückgeben. Doch dazu müssen sie die Wache mit dem gefährlichen Hund austricksen und gleichzeitig sicherstellen, dass sich ihre Eltern keine Sorgen machen.

Während die Erwachsenen gelähmt sind und den Glauben an eine bessere Zukunft verlieren, bleiben die Kinder in der Geschichte entschlossen und optimistisch. Nina ist energisch und romantisch und weigert sich aufzugeben. Mehdi ist dagegen ein ruhiger und nachdenklicher Junge, der bedacht vorgeht. Jean-Loup Felicioli und Alain Gagnol erzählen die Geschichte der unterschiedlichen Kinder mit viel Phantasie. Die Abenteuer des kleinen Igels sind liebevoll im Stil alter Comics gezeichnet und auch die Menschen sind farbenfroh illustriert im Stil eines Kinderbuchs. Kein Wunder, ist Alain Gagnol doch eigentlich Zeichner und hat auch das gleichnamige Buch entworfen. Ihr erster gemeinsamer Film, »Une vie de Chat« („Das Leben einer Katze“) wurde 2010 gleich für den Oscar nominiert. »Nina und das Geheimnis des Igels« richtet sich an Kinder ab sechs Jahren, auch wenn Themen wie Arbeitslosigkeit und die Ungerechtigkeit, die den Arbeitern widerfährt, ein wenig Erklärung von den Erwachsenen benötigen. Die Abenteuer von Nina und dem Igel sind liebevoll erzählt und die Botschaft wird optimistisch vermittelt.

»Nina und das Geheimnis des Igels«: ab 13.3., Passage-Kinos, 15.3., 14:30 Uhr, Schauburg

 

Weitere Filmtermine der Woche

Mifune
DK 1999, R: Søren Kragh-Jacobsen, D: Iben Hjejle, Anders W. Berthelsen, Jesper Asholt, 100 min

Das Leben eines frischgetrauten Yuppies ändert sich gründlich, als er zum Begräbnis seines Vaters aufs Land zu seinem behinderten Bruder zurückkehrt. Dritter Film der »Dogma«-Reihe.

Schaubühne Lindenfels, 13.03. 19:30 (OmU, vorher Einführung Norbert Wehrstedt)
 

Spring on Zarichna Street
USSR 1965, R: Feliks Mironer, Marlen Khutsiev, 96 min

Einer der populärsten Filme der Sowjetunion folgt der Liebe zwischen einem Lehrer und seiner Schülerin.

Cinémathèque, 14.03. 19:30 (mit Einführung & Gespräch, OmU)
 

Becoming Led Zeppelin
USA/GB 2024, Dok, R: Bernard MacMahon

Dokumentarisches Porträt der Band.

Passage-Kinos, 18.03. 18:00 (Musikkiste, OmU), Regina-Palast, 18.03. 19:30 (OmU), Cinestar, 18.03. 19:45 (OmU), Cineplex, 18.03. 20:00 (OmU)
 

Der lange Weg der Sinti und Roma
D 2022, Dok, R: Adrian Oeser, 45 min

Wallani Georg erkämpfte gemeinsam mit anderen Bürgerrechtlern, dass der Massenmord an den Sinti und Roma 1982 als Völkermord anerkannt wurde.

Bibliothek Paunsdorf, 19.03. 15:30 (Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Antirassismus)
 

Eolomea
DDR 1972, R: Herrmann Zschoche, D: Cox Habbema, Iwan Andonow, Rolf Hoppe, 82 min

Acht Raumschiffe verschwinden in der Nähe der Raumstation »Margo«. Rätselhafte verschlüsselte Morsezeichen aus dem viele Lichtjahre entfernten Sternbild Cygnus erreichen die Erde. Ihre Entschlüsselung ergibt das Wort »Eolomea«. Es scheint sich dabei um einen Planeten zu handeln.

Cinémathèque, 18.03. 19:30 (Filmreihe »Viele Morgen«)
 

Ernest Cole: Lost And Found
F/USA 2024, Dok, R: Raoul Peck, 105 min

Dokumentarfilm über den ersten schwarzen Fotografen in Südafrika unter der Apartheid.

Kinobar Prager Frühling, 21.03. 18:00 (Preview zum Internationalen Tag gegen Rassismus)
 

Ghost in the Shell
J 1995, R: Mamoru Oshii, 90 min

Cyberpunk-Thriller mit Anleihen an »Blade Runner«. Ein komplexer, stilbildender Anime von Mamoru Oshii.

Cinémathèque, 18.03. 19:30 (mit Einführung, OmU, Viele Morgen)
 

Horror Triple Ti West mit Ralf Donis

»X«, »Pearl«, »MaXXXine«: Ti Wests-Trilogie mit Mia Goth im Triple.

Luru-Kino in der Spinnerei, 21.03. 18:00
 

How to Make a Book with Steidl
D 2010, Dok, R: Jörg Adolph, Gereon Wetzel, 90 min

Doku über Gerhard Steidl, der seit 40 Jahren als Drucker und Verleger in Personalunion arbeitet, mit dem Ehrgeiz, jeden Bogen aus seiner Göttinger Druckerei selbst zu kontrollieren.

Luru-Kino in der Spinnerei, 16.03. 10:30
 

Klasse 90
BG 2024, R: Boiko Boykanov, D: Lyubomir Neikov, Liudmila Miteva, Robert Yanakiev, 104 min

Bei einem Treffen der Abschlussklasse von 1990 kommen die Trauma und Erfahrungen der postkommunistischen Ära hoch.

Kinobar Prager Frühling, 16.03. 17:00 (OmeU)
 

Mobile Suit Gundam: GQuuuuuuX – Beginning
J 2025, R: Kazuya Tsurumaki, 80 min

Neuer Film aus der Action-Anime-Reihe um gigantische Kampf-Roboter.

Cinestar, 13.03. 20:15 (OmU)
 

Nanook of the North
USA 1922, R: Robert J. Flaherty, 79 min

Der frühe Dokumentarfilm begleitet den Inuit Nanook und seine Familie in der kanadischen Antarktis.

Cinémathèque in der Nato, 19.03. 19:30 (Film & Musik, Stummfilm-Live-Vertonung)
 

Overlord: The Sacred Kingdom
J 2024, R: Naoyuki Itô, 135 min

Momonga wird in sein liebstes MMORPG hineingesogen und muss das Fantasy-Reich gegen den dämonischen Imperator Jaldabaoth verteidigen. Adaption der Manga-Reihe.

Cinestar, 16.03. 16:30
 

Pride 
GB 2014, R: Matthew Warchus, D: Joseph Gilgun, Ben Schnetzer, Bill Nighy, 120 min

Queere Aktivisten aus London unterstützen 1984 in dieser großartigen Sozialkomödie streikende Bergarbeiter.

Kinobar Prager Frühling, 18.03. 19:00 (Eintritt frei, OmU)
 

Tocka
J 2023, R: Kamada Yoshitake

Japanischer Independentfilm in Anwesenheit des Regisseurs mt Sake-Verkostung.

Luru-Kino in der Spinnerei, 16.03. 19:30 (mit Regiegespräch, OmeU)
 

Toubab
D/SEN 2020, R: Florian Dietrich, D: Farba Dieng, Julius Nitschkoff, Seyneb Saleh, 96 min

Die Freundschaft zwischen Babtou und Dennis gerät auf den Prüfstand, als der Kleinkriminelle Babtou in den Senegal abgeschoben werden soll.

Anker, 18.03. 16:00 (Internationale Wochen gegen Rassismus)
 

Wo ist Anne Frank
B/F/NL/LUX/ISR 2021, R: Ari Folman, 99 min

In seinem Animationsfilm transformiert Ari Folman (»Waltz With Bashir«) die Geschichte Anne Franks in die Gegenwart der Migration von Geflüchteten nach Europa.

Zeitgeschichtliches Forum, 15.03. 15:00 (Wissenschaftskino für Kinder mit Gespräch)


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