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Kultur

Was bleibt: Ein leerer Raum

Ende März verabschiedet sich das Duqo aus der Leipziger Clubszene

  Was bleibt: Ein leerer Raum | Ende März verabschiedet sich das Duqo aus der Leipziger Clubszene  Foto: KeinKollektiv

Samstagabend im Leipziger Osten. Akteure der Clublandschaft versammeln sich zu einem Podiumsgespräch. Der Anlass: Das Clubsterben in Leipzig. Der Ort: Das Duqo. Der Raum riecht noch nach der Partynacht von gestern, doch diese Nächte sind gezählt: Das Duqo wird sich in wenigen Wochen wegen finanzieller Notlage in die Reihen der ehemaligen Leipziger Clubs einreihen, das ist allen Anwesenden schmerzlich bewusst.

Bei der Veranstaltung vom Kein Kollektiv herrscht bedrückte Stimmung bei der Frage, was das Clubsterben für die Teilnehmenden persönlich bedeutet, die alle selbst Teil der Leipziger Clubszene sind. Es wird klar: Hier gehen Wohlfühlräume, Sehnsuchtsräume, Begegnungsorte verloren. Die Anwesenden erzählen, der Verlust dieser Orte bedeute für sie auch einen Verlust von sozialen Interaktionen. Nicht nur die Partys verschwinden, sondern auch die Strukturen dahinter, die erst durch Clubs ermöglicht werden. Was bleibt: Ein leerer Raum. Die große Frage: Warum? Und was kann man tun, um es aufzuhalten?
In einigen Redebeiträgen machen einzelne Teilnehmende des Gesprächs deutlich, dass interne Konflikte maßgeblich dazu beitragen würden. JoJo, Mitglied beim feministischen Netzwerk fem*vak, spricht dabei sogar von einer »Mobbing Ära«, weil in bestimmten Crews Personen ausgeschlossen und Meinungsdifferenzen nicht toleriert werden würden. So sei JoJo nicht verwundert, dass es für junge Menschen nicht mehr attraktiv sei, sich in der Szene einzubringen. Es entstehe darüber hinaus das Gefühl, etablierte Veranstaltende seien nicht bereit für Veränderung oder neue Ideen. Nils Fischer, Fachbeauftragter für Nachtkultur, sieht zudem einen Generationenwechsel in der Szene: Niemand könne mehr »all in« gehen, es mangele an Kapazitäten, die Betreibenden seien erschöpft. Niklas Habik, der zu Beginn des Abends einen Redebeitrag zur Perspektive von DJs und unabhängigen Veranstaltenden hält, benennt als großes Problem die Finanzierung – für alle würde es teurer werden, für DJs, Betreibende und Gäste. Dies schaffe Barrieren, besonders für nicht-privilegierte Personen und Minderheiten, die seiner Meinung nach ohnehin schon einen erschwerten Zugang zu Clubs und Begegnungsorten haben.

Und was ist die Lösung? »Ihr sauft zu wenig, also strengt euch mal an«, scherzt Livekommbinat-Mitglied Jörg Kosinksi, und macht damit deutlich, dass Clubs als wirtschaftliche Betriebe wahrgenommen werden sollten, die auf Einnahmen durch Eintrittsgelder und Barumsatz angewiesen sind. Die Teilnehmenden sprechen sich zudem dafür aus, die Vernetzung untereinander noch weiter zu stärken, das beste Beispiel sind Podiumsdiskussionen wie die gerade stattfindende im Duqo. Besonders unter Kollektiven sei dieser Austausch und gegenseitige Unterstützung entscheidend. Sabrina Wagner, ebenfalls Mitglied des fem*vak und Mitarbeiterin im Elipamanoke, betont dazu, wie wichtig eben diese Kollektive in der Szene seien. Gerade weil sie feststellt, dass sich immer mehr Partygäste die Veranstaltung nicht nach Club, sondern nach Kollektiv aussuchen würden. Ein weiterer Appell: Die Wut über die Situation nicht unterdrücken, fordert Niklas Habik. Statt innerhalb des eigenen Kollektivs oder der Crew gegen Personen zu arbeiten, die eigentlich dasselbe Ziel haben, sollte lieber durch Lobbyarbeit und Auseinandersetzung auf politischer Ebene ein gemeinsamer Weg gefunden werden. 

Mehr Clubbesuche, bessere Vernetzung und engere Zusammenarbeit also. Dann kann die Szene in Leipzig vielleicht wieder das werden, wofür sie eigentlich steht: ein Raum der Vielfalt und des Zusammenkommens, aber auch ein politischer Raum, wie die Beiträge zum Podiumsgespräch zeigen. 
Wichtig sei letztendlich, nicht aufzugeben. Jörg Kosinski bedauert, dass das Duqo in dieser Form gescheitert ist, betont aber, dass es Mut brauche, solche Projekte auch weiterhin anzugehen.

Noch ist das Duqo aber nicht geschossen, der Abend geht in eine weitere Partynacht über. Bis Ende März gibt es auch noch zahlreiche Gelegenheiten, sich gebührend zu verabschieden:

 

19.03. REPLAY Jam Session

20.03. bar & music w/ SOLI-KARAOKE x Gatxs

21.03. DUQO INVITES buerro (mit Amina & Tuga, Jonas Stern & s.oliver, Ilkay & Xarbi)

22.03. kitschydaence (mit Aromapink, Alina Viktoria, Blaubassbube, can‘t.help.it, DJ Süssmausi b2b DJ Salatalles, J<3SS, Minthrill, SACID)

23.03. Sonntags Tratsch

27.03. bar & music (mit Himmel, Arsch und Zwirn, jewelry, Miss Take, SAM)

28.03. - 30.03. ALLLES DUQO CLOSING

 


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