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Kultur

Lichtblick

Die Kinostarts der Woche

  Lichtblick | Die Kinostarts der Woche  Foto: Filmstill »Das Licht«/X-Verleih

Der kreuzer-Klassiker im März mit einer packenden Mischung aus Abenteuerfilm und Psychothriller. Regie-Legende John Boorman (»Point Blank«) schildert die alptraumhaften Erlebnisse von vier Freunden bei einem Kanu-Ausflug in der Wildnis. Eine kraftvolle Parabel über das Verhältnis von Zivilisation zur Natur nach dem Roman von James Dickey.

 

Kreuzer-Klassiker: Beim Sterben ist jeder der Erste«: 24.3., 19 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei

 

Film der Woche: Seinen jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber gibt Tim Engels (Lars Eidinger) sich gern als liberaler Freigeist. Der Werbetexter entwickelt gerade einen neuen Claim, der sich an eine weltoffene Generation richtet und inszeniert sich als Teamleader, der selbstbewusster wirkt als er es eigentlich ist. Seine Frau Milena (Nicolette Krebitz) kümmert sich derweil in Kenia um ein Entwicklungsprojekt in den Slums. Unterprivilegierte Kinder und Jugendliche bringen Theaterstücke auf die Bühne. Ein Projekt, das wirklich etwas bewegt, sagt Milena, und trotzdem droht die Förderung wegzubrechen, weshalb sie im Dauerstress ist. Die Paartherapie treibt Tim und Milena eher auseinander, als sie einander näher zu bringen. Unterdessen haben ihre 17-jährigen Zwillinge Frieda (Elke Biesendorfer) und Jon (Julius Gause) daheim ihre ganz individuellen Probleme.
Geredet wird zuhause kaum, wenn denn überhaupt mal alle da sind. So fällt es auch erst am Morgen danach auf, dass ihre Haushälterin Maja einen Schlaganfall hatte und auf dem Küchenfußboden liegt. Das versetzt dem Familiengefüge einen ersten Ruck und bringt Farrah (Tala Al Deen) in ihr Leben. Die gelernte Psychologin floh aus Syrien nach Deutschland und könnte hier als Arzthelferin arbeiten. Doch sie sucht sich explizit die Familie Engels aus, um bei ihnen zu putzen. Farrah wird zur Schulter, an die sich die Kinder anlehnen können, zum offenen Ohr für die Probleme der Eltern. Daneben verfolgt sie aber ihre ganz eigene Agenda.
Welche das ist, offenbart Tykwer erst im finalen Akt seines fast dreistündigen Werks. Bis dahin sind wir mit den Figuren bereits durch alle Höhen und Tiefen einer familiären Beziehung gegangen. Tykwer, der hier auch wieder das Drehbuch verfasste, projiziert gesellschaftliche Verwerfungen auf den familiären Mikrokosmos und spiegelt sie zurück. Nach fünf Jahren mit der Serie »Babylon Berlin«, die mit ihrem Blick auf die Wurzeln des Faschismus auch viel Gegenwärtiges hat, wollte er wieder eine Geschichte im Hier und Jetzt erzählen und Figuren schaffen, die ihm nah sind, sagt er. Das gelingt dank eines hervorragenden Ensembles und dem Mut zum Stilbruch mit Tanz- und Gesangseinlagen und Comicsequenzen, die an seinen international größten Erfolg »Lola rennt« erinnern. »Das Licht« verlangt viel vom Publikum, ist aber eine Bereicherung, gibt man sich ihm vollends hin.

»Das Licht«: ab 20.3., Passage-Kinos, Schauburg

 

 

Wer die HGB- und Spinnerei-Rundgänge kennt, weiß: Dort tummeln sich – zumindest äußerlich – einige freaky Typen, und: Kunst und deren Verständnis ist immer subjektiv. Verhaltens- und phänotypisch auffällig sind auch viele Akteure in Camilla Guttners »Die Akademie«, die mit dem Werk ihre eigene Zeit an der Akademie der Bildenden Künste in München spiegelt. Dabei ist die Hauptdarstellerin Jojo in der Hinsicht noch eher harmlos, sie folgt nur leidenschaftlich ihrem Traum, zuerst die Klasse von Professor Copley und dann die Kunsthochschule zu bestehen. Dafür pinselt und jobbt sie auch nachts, liefert sich verbale Scharmützel mit Dozenten und muss sich gegen skurrile Stalker und falsche Freundinnen behaupten. Das alles in einer Atmosphäre zwischen Selbstdarstellung und -findung sowie Karriere- und Machtkämpfen. Widerlich-übergriffige Profs, suizidale Einsiedler, Galeriekapitalisten und bei allem stete Selbstzweifel – die Regisseurin wirft einen unverhohlen kritischen Blick auf die Kunstwelt, die sich viel um sich selbst und dann doch um die Anerkennung der Anderen dreht. Ob die hoch- oder tieftrabenden kunstphilosophischen Einlassungen authentisch oder ironisch gemeint sind, kann jeder selbst entscheiden. Trotz der vielen Ansätze und der Masse an Eindrücken und Ideen lässt einen die Geschichte seltsam kalt, kommen weder Spannung noch tiefere Erkenntnisse auf. Es ist wie mancher Kunst-Rundgang: Interessant sind eher die Menschen als die Werke. 

MARKUS GÄRTNER

»Die Akademie«: ab 20.3., Passage-Kinos, Schauburg

 

 

Niki de Saint Phalle ist vielen vor allem durch ihre überdimensionierten, bunten und lebensfrohen Skulpturen, die »Nanas«, ein Begriff. Doch ihre lebensbejahenden Werke haben einen ernsten Hintergrund, wie Céline Sallete eindrucksvoll in ihrem Biopic über die frühen Jahre der französisch-amerikanischen Künstlerin zeigt. Niki verdient ihr Geld zunächst als Model, heiratet jung und zieht mit ihrem ersten Mann, dem Schriftsteller Harry Matthews, in den 1950er Jahren aus den USA nach Europa. Gemeinsam bekommt das Paar zwei Kinder und lebt ein fast bürgerliches Leben. Doch als ihr Mann eine Sammlung an Messern, Heckenscheren und anderen spitzen Gegenständen unter der Matratze entdeckt, ist Niki gezwungen, sich ihren Traumata aus einer von Missbrauch gezeichneten Kindheit zu stellen. Erst die Kunst bietet ihr einen Ausweg – aus der Vergangenheit, aus der Enge ihrer Ehe, aus toxischen Affären mit anderen Künstlern. Diese Kunstwerke bleiben dem Kinopublikum allerdings verwehrt. Kein einziges Bild von Niki de Saint Phalle ist im Film zu sehen. Die Leinwände, auf die Niki mit Dartpfeilen und Gewehren zielt, sieht man nicht; auch keine Nana. Da die Rechteinhaber ihre Kunst bisher nicht für Spielfilme freigegeben haben, musste Regisseurin Sallete kreativ werden. Das irritiert zunächst, zeugt aber auch von großem Mut, der mit einer Premiere bei den Filmfestspielen in Cannes belohnt wurde.

HANNE BIERMANN

»Niki de Saint Phalle«: ab 20.3., Passage-Kinos

 

 

Weitere Filmtermine der Woche


Horror Triple Ti West mit Ralf Donis 

»X«, »Pearl«, »MaXXXine«: Ti Wests-Trilogie mit Mia Goth im Triple.

Luru-Kino in der Spinnerei, 21.03. 18:00 (OmU)
 

Kinder des Olymp 
F 1945, R: Michel Carné, D: Arletty, Jean-Louis Barrault, Pierre Brasseur, 182 min

Poetisches Meisterwerk von Marcel Carné über das Leben und Lieben einer Frau zwischen drei Männern im Paris des 19. Jahrhunderts.

Schaubühne Lindenfels, 21.03. 21:00 (OmeU), 22.03. 18:00 (OmeU)
 

Shorts Attack: Oscar Shorts 2025

Alle fünf Live-Action-Kurzfilme, die 2025 für den Oscar nominiert waren, werden am Stück gezeigt: »A Lien«, »Anuja«, »The Last Ranger«, »The Man Who Could Not Remain Silent« und der Gewinner »I'm Not a Robot «.

Schaubühne Lindenfels, 22.03. 21:30 (OmU)
 

Shorts Attack: Oscar Shorts Animation 

Eine Auswahl nominierter animierter Kurzfilme für den Academy Award.

Schaubühne Lindenfels, 23.03. 19:30 (OmU)
 

Possession 
D/F 1981, R: Andrzej Zulawski, D: Isabelle Adjani, Sam Neill, Margit Carstensen, 122 min

Wiederaufführung eines Horrordramas von 1981: Ein Regierungsagent entwickelt nach der Trennung von seiner Frau eine Obsession für diese und erlebt dabei Unvorstellbares.

Luru-Kino in der Spinnerei, 22.03. 21:00 (OmU), 23.03. 20:00 (OmU)
 

Mission to Marsh 
D 2024, Dok, R: Ann‐Christin, Alexander Kornelsen, 76 min

In einer Zeit, in der eine Klimakatastrophe unbestreitbar ist und die menschlichen Aktivitäten die Grenzen unseres Ökosystems strapazieren, bieten Moore die Chance unserer Generation. Doch was wissen wir wirklich über diese geheimnisvollen Ökosysteme?

Kinobar Prager Frühling, 22.03. 18:00 (Premiere in Anwesenheit des Regie-Teams)
 

50 Jahre Karat – Eine deutsche Rockgeschichte
D 2025

TV-Doku über die DDR-Band Karat.

Zeitgeschichtliches Forum, 25.03. 18:30 (Anm. erf., Preview mit Regisseur und Darstellern)
 

Witch Watch 
J 2024, 78 min

Drei Episoden der Anime-Serie am Stück.

Cineplex, 21.03. 19:00 (OmU)22.03. 16:30 (OmU)
 

Banff Centre Mountain Film Festival

Im kanadischen Banff treffen sich seit 1976 Alpinisten, Filmemacher und Abenteurer von Rang und Namen. Die Abenteuerkurzfilme und -dokus des Banff Mountain Film Festivals sind wieder auf Welttournee und bei einem zweistündigen Filmabend zu sehen.

Werk 2, 24.03. 19:30
 

Buchmesse: Gastland Norwegen


Der schlimmste Mensch der Welt 
N/F/DK/S 2021, R: Joachim Trier, D: Renate Reinsve, Anders Danielsen Lie, Herbert Nordrum, 128 min

Joachim Trier verwebt sein Liebesdrama kunstvoll mit einer Coming-of-Age-Story und erzählt dabei vom Laster einer ganzen Generation, verkörpert von seiner wundervollen Hauptdarstellerin Renate Reinsve.

Passage-Kinos, 24.03. 20:30 (Buchmesse-Special, OmU)


Victoria 
N 2013, R: Torun Lian, D: Iben Akerlie, Jakob Oftebro, Bill Skarsgård, 105 min

Die Tochter eines reichen Gutsherrn und der Sohn eines armen Müllers verlieben sich ineinander, doch der Vater hat für das junge Mädchen andere Pläne.

Schaubühne Lindenfels, 24.03. 18:30 (OmU, Eintritt frei, im Rahmen der Buchmesse)
 

Barn
N 2019, R: Dag Johan Haugerud, D: Ella Øverbye, Henriette Steenstrup, Jan Gunnar Røise, 157 min

Lykke, die Tochter eines prominenten Politikers der Arbeiterpartei, hat ihren Klassenkameraden Jamie, den Sohn eines rechtsgerichteten Lokalpolitikers, versehentlich zu Tode geprügelt. Der Vorfall hat Auswirkungen auf viele verschiedene Menschen im Umfeld der beiden.

Schaubühne Lindenfels, 26.03. 18:30 (Eintritt frei, im Rahmen der Buchmesse, OmU)
 

Das Löwenmädchen
R: Vibeke Idsøe, D: Rolf Lassgård,Kjersti Tveterås, Aurora Lindseth-Løkka, 125 min

Eva wird mit Hypertrichose geboren, eine Erkrankung, die zu übermäßigem Haarwuchs am gesamten Körper führt. Viele Mitmenschen hänseln sie wegen ihres Aussehens, doch mit Intelligenz, Witz und innerer Schönheit behauptet sie sich.

Schaubühne Lindenfels, 25.03. 18:30 (OmU, Eintritt frei, im Rahmen der Buchmesse)
 

Beim Sterben ist jeder der Erste
USA 1971, R: John Boorman, D: Jon Voight, Ned Beatty, Burt Reynolds, 106 min

Packende Mischung aus Abenteuerfilm und Psychtothriller über die alptraumhaften Erlebnisse von vier Freunden bei einem Kanu-Ausflug in der Wildnis. Gleichzeitig eine Parabel über das Verhältnis von Zivilisation zur Natur. Nach dem Roman von James Dickey.

Luru-Kino in der Spinnerei, 25.03. 19:00 (OmU)
 

Prinzessin Mononoke 
J 1997, R: Hayao Miyazaki, 128 min

Prinzessin Mononoke lebt zusammen mit Wölfen in einem riesigen Wald. Doch die Zivilisation frisst sich immer weiter in die Natur hinein und die Menschen machen Jagd auf den mächtigen Waldgott. Mitten hinein in diesen Konflikt gerät der junge Krieger Ashitaka. In einer einnehmenden Abenteuergeschichte thematisiert Miyazaki die Umweltzerstörung und die Frage, ob es eine echte Koexistenz von Mensch und Natur geben kann.

Cineplex, 27.03. 20:30 (Anime-Highlights)
 

Das wandelnde Schloss
J 2004, R: Hayao Miyazaki, 119 min

Die 18-jährige Sophie arbeitet als Hutmacherin im Geschäft ihres verstorbenen Vaters. Als sie sich in den jungen Zauberer Hauro verliebt, wird sie von einer eifersüchtigen Hexe mit einem Fluch belegt, der sie in eine alte Frau verwandelt. Märchenhaftes Abenteuer von Kinomagier Hayao Miyazaki.

Cineplex, 28.03. 18:00 (Anime-Highlights)
 

Your Name 
J 2016, R: Makoto Shinkai, 110 min

Mitsuha, eine gelangweilte Teenagerin vom Lande, und Taki, ein gestresster Jugendlicher aus Tokio, wachen eines Tages im Körper des jeweils anderen auf. Erfolgs-Anime von Makoto Shinkai.

Cineplex, 28.03. 20:30 (Anime-Highlights)
 

Der Senator
BRA 2024, R: Mauro Carvalho, D: Sérgio Harger, Johnny Alcántara, Juliana Zancanaro, 86 min

Ein junger Mann steckt in einer Beziehung mit einem nach außen hin queerfeindlichen Politiker fest, von dem er finanziell abhängig ist.

Passage-Kinos, 26.03. 20:30 (OmU, QueerBLICK)
 

Oyoyo
DDR 1980, Dok, R: Chetna Vora, 45 min

Dokumentarisches Portrait über eine Gruppe von Studenten aus Kuba, Guinea-Bissau, Chile und der Mongolei in Ostdeutschland.

Ost-Passage-Theater, 26.03. 20:00 (OmeU)


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