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Ausflug & Reise

Lieblingskind des Himmels

Burgen, mittelalterliche Kleinstädte und einnehmende Landschaft: Das Rodachtal in Franken und Thüringen

  Lieblingskind des Himmels | Burgen, mittelalterliche Kleinstädte und einnehmende Landschaft: Das Rodachtal in Franken und Thüringen  Foto: Marc Peschke

Die wärmste Thermalquelle Frankens gibt es in Bad Rodach. Der kleine Kurort im Naturschutzgebiet Rodachtal ist seit 1999 Heilbad und an ein großes Wandernetz zwischen Bayern und Thüringen angeschlossen. Die Therme des Ortes hat tausend Quadratmeter Wasserfläche, Wellness- und Saunabereich, bis 34 Grad warmes Solewasser, je zwei Innen- und Therapie- sowie drei Außenbecken. Neben dem Bad liegt eine Rehabilitationsklinik mit Therapieangebot. Von hier führt eine kurze Wanderung hinauf zum Hausberg, dem Georgenberg mit der Henneburger Warte und einem Ausflugslokal.

Der Kurpark und auch die historische Altstadt sind sehenswert. Schon 899 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt. Die Nachtwächterführung versetzt zurück in die Zeit des Dichters Friedrich Rückert, der 1814 hier war und das, was er sah, zum Gedicht »Idylle Rodach« verarbeitete. Es ist 308 Zeilen lang – ein Loblied auf Rodach, das »Lieblingskind des Himmels«. Das Andenken an den Dichter, Sprachgelehrten und Übersetzer Rückert pflegt in Bad Rodach der Rückertkreis – ein Verein für Heimatgeschichte, dessen Wirken im Heimatmuseum dargestellt wird. Dieses hat seinen Sitz im Jagdschloss, das Mitte des 18. Jahrhunderts unter Franz Josias, Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld, erbaut wurde.

Das Schloss, die alte Stadtmauer, der Wallgraben, die Fachwerkfassaden, das Ensemble um die evangelische Stadtpfarrkirche – all das macht das Städtchen reizvoll. Keramik und weitere Produkte des lokalen Kunsthandwerks sind im »Rodach-Lädle« am Marktplatz erhältlich. Das winzige Café Kiosk am Markt wurde vor Kurzem in einem ehemaligen Friseursalon neu eröffnet. Dort kann man außer Kaffee und Kuchen auch oberfränkisches Bier genießen.

Unweit von Bad Rodach thront die Ruine der Burg Straufhain bei Streufdorf auf einem der hier typischen, markanten Vulkankegel. Die Reste des Palas sind weithin sichtbar – zur Zeit des Bauernkriegs wurde die Burg zerstört. Sie war die älteste der Region, noch älter als die Vesten – Burganlagen – in Heldburg und Coburg. Man kann sie herrlich erwandern: Verschiedene, stille Waldwege führen zur Burgruine hinauf. Von hier oben lässt sich die wenige Kilometer entfernt liegende Veste Heldburg erblicken. Auch sie hockt auf einem ehemaligen Vulkanhügel. Das Deutsche Burgenmuseum hat hier seinen Sitz – vor allem aber ist der Ausblick schön: auf eine Landschaft, die nicht spektakulär ist und dennoch voller Reiz.

Die Veste reicht geschichtlich bis ins 12. Jahrhundert zurück – ein großartiger Bau, der in der Renaissance erweitert wurde. »Fränkische Leuchte« wird der Wachposten für die Veste Coburg genannt – man verständigte sich zwischen den Burgen mit leuchtenden Feuerpfannen. Später residierte hier Georg II. von Sachsen-Meiningen, der »Theaterherzog« – und lebte seinen spätromantischen Burgentraum. Weniger traumhaft war das Leben jener Kinder, die hier zwischen 1954 und 1982 in einem Kinderheim der DDR untergebracht waren. Heldburg selbst, der Ort am Fuße der Veste, ist ebenfalls sehenswert. Auch hier ist in der Altstadt viel Fachwerk erhalten. Ein schlichter Bau von anheimelndem Charakter ist die kleine Friedhofskirche St. Leonhard.

Weiter geht es nach Ummerstadt an der Rodach. Die kleinste Stadt Thüringens scheint aus der Zeit gefallen: wundervolles Fachwerk, die hier typischen Laubengänge, Schiefer-Verkleidungen und -Zierelemente – denkmalgeschützte Architektur, wohin man nur blickt. Die evangelische Kirche St. Andreas, die in ihrem Kern auf das 6. bis 8. Jahrhundert zurückgeht, ist die älteste Wehrkirche Thüringens. Der romanische Bau steht auf einem Hang und war mal Mittelpunkt einer Kirchenburg. Samstags und sonntags hat das kleine, gemütliche Bürgercafé geöffnet, jeden Freitagabend wird in der Event-Werkstatt gekocht, im alten Rathaus von Ummerstadt.

Ein Highlight für Wanderer und Wintersportler ist der Rennsteig weiter im Norden: ein Höhenweg wie aus dem Bilderbuch, der den Thüringer Wald, das Thüringer Schiefergebirge und den nördlichen Frankenwald passiert, fast 170 Kilometer schönste Natur vom Mittellauf der Werra bei Eisenach bis zum Oberlauf der Saale bei Blankenstein. Der Rennsteig ist der älteste und einer der bekanntesten Weitwanderwege Deutschlands – uralte, verwitterte Grenzsteine erzählen von seiner wechselvollen Geschichte. »Perle des Rennsteigs« nennt sich der heilklimatische Kurort Masserberg auf über 800 Meter Höhe zwischen Rennsteig und Werra. Hier hört man kein Fränkisch mehr, es wird Thüringisch gesprochen. Masserberg war früher eine Waldarbeitersiedlung, um die Wende zum 20. Jahrhundert kamen die ersten Touristen. 1906 wurde ein Kurhaus eröffnet – und der Ort avancierte zum Wintersport-Zentrum. Heute ist der Winter auch hier oben nicht mehr schneesicher. Macht nichts: Das Wandern ist hier auch herrlich.

Zurück in Stressenhausen bei Bad Rodach: Die Hutelandschaft Rodachaue ist eine Auenlandschaft, in der Heckrinder und Konikpferde weitgehend wild leben. Früher war hier die innerdeutsche Grenze. Heute geben die imposanten Rinder den Ton an. Man kann – auf eigene Gefahr – die Hutelandschaft durchqueren. Die Geschichte des Grenzlandes, vor allem der innerdeutschen Teilung, erzählt das Zweiländermuseum Rodachtal in Streufdorf mit seinen zwölf Außenstationen wie der Gedenkstätte Billmuthausen. Das Museum in den Kemenaten ist Teil einer mittelalterlichen Kirchwehranlage.

Nur wenige Kilometer entfernt liegt die Kreis- und ehemalige Residenzstadt Hildburghausen, noch etwas weiter Richtung Meiningen das ehemalige Prämonstratenserkloster Veßra an der Einmündung der Schleuse in die Werra. Die noch in Teilen erhaltene romanische Klosterkirche, das Ensemble der Kloster- und Domänengebäude und das angegliederte Freilichtmuseum mit gemütlichem Café sind ein echter Höhepunkt im südthüringischen Henneberger Land.

Fazit: Die thüringisch-fränkische Region ist eine ruhige, ländliche Gegend, etwas vergessen im ehemaligen Grenzgebiet – sympathisch, mit Burgen, mittelalterlichen Kleinstadtperlen und einer einnehmenden Landschaft. 


> www.coburg-rennsteig.de, www.therme-natur.de


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