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Stadtleben

Löffelohr-Nixe und Hasenpyramide

Im April lädt der Osterpfad mit Märkten, Ausstellungen und Osterschmuck ins Vogtland

  Löffelohr-Nixe und Hasenpyramide | Im April lädt der Osterpfad mit Märkten, Ausstellungen und Osterschmuck ins Vogtland  Foto: Osterbrunnen in Bad Elster/Jan Bräuer

Alljährlich vor Ostern entsteht im Vogtland mit dem Osterpfad eine jahreszeitlich dekorierte Strecke. Sie verbindet elf Städte und Gemeinden. Wer sich auf den Weg macht, kann eine Vielfalt an Osterkronen, verzierten Eiern und ein ganzes Hasendorf entdecken. »Um die 40.000 bis 50.000 Gäste könnten es schon sein, die jedes Jahr kommen«, sagt Ingrid Wiese, eine der Mitstreiterinnen des Pfades. Der umfasst sechs thüringische und vier sächsische Städte und Gemeinden sowie das tschechische Cheb (Eger). In diesen Orten finden sich liebevoll gestaltete Osterplätze mit Strohhasen, Eiern und Bildern, üppig dekorierte Brunnen, verzierte Brücken oder auch eine Osterpyramide. Die ist sieben Meter hoch und steht im sächsischen Fraureuth im Landkreis Zwickau. Fraureuth ist eigentlich bekannt für Porzellan und die Silbermannorgel, für Waldwanderwege und die nahe Burg Schönfels. Die Pyramide auf dem Ostermarkt präsentiert weder Bergleute noch Figuren aus der biblischen Weihnachtsgeschichte, es drehen sich dort vor allem Hasen.

Die Wurzeln des Osterpfades liegen im Jahr 1995. Im thüringischen Berga-Wünschendorf – auf halbem Weg zwischen Gera und Greiz – sei es losgegangen, erzählt Ingrid Wiese. Sie gehört zu denjenigen, die die Strecke Jahr für Jahr ehrenamtlich bespielen. Auf sächsischer Seite war Niederalbertsdorf im Landkreis Zwickau ein Ausgangspunkt. »2010 haben wir uns den Namen Osterpfad gegeben«, erinnert sich Wiese. Ihr Wohnort, die ehemalige Bergbaustadt Berga, gilt inzwischen als dessen Osterpfad-Hauptstadt. Sechs Osterstationen gibt es allein hier, in der malerisch am Elsterhang gelegenen Kleinstadt mit rund 3.200 Einwohnerinnen und Einwohnern. Mit ihrem Verein Thükop stemmt Wiese von Berga aus, was für sie quasi zur Lebensaufgabe geworden ist. So verzieren die Beteiligten beispielsweise das ganze Jahr über gemeinsam Eier, unter anderem um die riesige Osterkrone am Rathaus mit 16.000 handbemalten Objekten zu gestalten. Zentraler Anlaufpunkt in Berga ist das Klubhaus. Dort ist seit 2018 jährlich eine große Ausstellung zu sehen, bei der sich die teilnehmenden Orte mit einer Auswahl an Deko und Schmuck präsentieren. Außer­dem öffnen Wiese und ihre Helferinnen für die Osterpfadwochen ehrenamtlich das Café im Klubhaus. Weitere Stationen in Berga sind die Kirche mit einer Ausstellung zum Leidensweg Christi, gemalt auf Straußeneiern, das Heimatmuseum mit einer thematischen Schau, ein Ostergarten sowie eine Hasenschule vor dem Rathaus. Ein Stadtführer zeigt Gästen den Ort.

All das hat sich auch in der Reise- und Ausflugsbranche herumgesprochen. Schon Ende Februar dieses Jahres waren bei Ingrid Wiese 35 Reisebusse angemeldet: »Sogar aus Norddeutschland kommen sie ins Vogtland«, sagt Wiese. Thüringen nahm den Pfad letztes Jahr in die Liste des immateriellen Kulturerbes auf. Er zählt damit zu den 20 wichtigsten Traditionen des Freistaates. Und auch in Sachsen ist viel zu entdecken. Schon am 11. April, einen Tag vor dem offiziellen Start, ist Saisoneröffnung im Kurort Bad Elster im oberen Tal der Elster an der Grenze zu Böhmen. Mit vielen bunten Eiern ist dann der dortige Goethebrunnen geschmückt, und es gibt eine Ausstellung mit bunten Sträußen und geführte Spaziergänge. Niederalbertsdorf an der Grenze zu Thüringen liegt wie Fraureuth am Werdauer Wald und nahe der Koberbachtalsperre. Dort ist ebenfalls eine Osterausstellung im Freien zu sehen. Bemalte Eier zeigen vielfältige Motive, die von Märchenfiguren über Tiere bis zu Küchensprüchen und Lebensweisheiten reichen.

Mit ganz viel Heu errichten sie seit 2010 in Waltersdorf im Thüringer Schiefer­gebirge ein Hasendorf mit etwa 200 Figuren, die alljährlich frisch restauriert die Straßen säumen. Da gibt es Hasenkinder, die auf den Schulbus warten, Hasen, die Dreirad fahren, und Badenixen mit Löffelohren – Nixen erwartet man schließlich in einem Hasendorf. Auch Osterkronen sind hier zu finden – ähnlich einer Erntedankkrone werden Grün und natürlich bunte Eier in aufstrebenden Strängen gebunden. Von Karfreitag bis Ostermontag ist nachmittags das Ostercafé im Kulturhaus geöffnet. Und im tschechischen Cheb lädt am 12. und 13. April das Stadtmuseum zum Ostermarkt mit Gebäck und Kunsthandwerk in der Egerländer Tradition. 

> www.osterpfad-vogtland.de, 12.–26.4.

 


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