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26. Juni: Die Sache mit der Ratte

Paunsdorf hat mit einer Plage zu kämpfen

  26. Juni: Die Sache mit der Ratte | Paunsdorf hat mit einer Plage zu kämpfen  Foto: Stefan Ibrahim


In Paunsdorf gibt es ein Problem, erzählt Christoph Sedlaczek (Linke) vom Stadtbezirksbeirat Ost. Durch das Quartiersmanagement in Paunsdorf und durch anekdotische Berichte von Anwohnern sei dem SBB zugetragen worden, »dass sich im Stadtteil Neu-Paunsdorf eine regelrechte Rattenplage entwickelt hat«.

Das Problem besteht schon länger. Es sei »ein Thema, das unter der Oberfläche brodelt«, sagt Beate Ehms (Linke). Wortwörtlich, wie aus einem Brief einer Paunsdorferin an OBM Burkhard Jung (SPD) zu entnehmen ist, aus dem Ehms zitiert: »Seit Jahren werden die Löcher der Ratten – Durchmesser je Loch etwa 10 Zentimeter – in allen Straßen des Wohngebiets immer mehr.«

Anders als die Ratte hätten die Anwohnenden Probleme damit gehabt, sich durchs »Dickicht« zu kämpfen, erzählt Ehms. Gesundheitsamt, Ordnungsamt, Wohnungsbauunternehmen, Amt für Stadtgrün und Gewässer, Mobilität- und Tiefbauamt – nirgends wurde so richtig geholfen. Zwar habe die LWB professionelle Schädlingsbeseitiger beauftragt und die Stadtreinigung entsorge öfter den Müll, nur die Ratte scheint davon unbeeindruckt.

»Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass gedacht wird: Ach, es ist ja nur Paunsdorf!«, sagt Ehms und hat damit Marsha Richarz (Grüne) auf ihrer Seite. Sie könne sich vorstellen, dass sich in einem anderen Stadtteil »sehr viel schneller darum gekümmert worden wäre.«

Jung bittet Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke) um ein Wort, denn er könne »nicht stehen lassen, dass wir hier Unterschiede machen und bestimmte Stadtteile stigmatisieren.« Rosenthal ist qua Amt Leipzig oberster Rattenfänger. Er habe heute einen für 400.000 Euro neu gestalteten Stadtplatz in Paunsdorf eröffnet, von Benachteiligung könne also keine Rede sein. Und das mit der Ratte: »Ich bin jetzt ein bisschen… Ich will das nicht weiter kommentieren, aber natürlich gibt es dafür auch Zuständigkeiten im Rathaus«, sagt Rosenthal. »Nur es gibt möglicherweise bei der Wahrnehmung eines Problems und einer tatsächlichen Problemlage auseinanderfallende Einschätzungen.« Außerdem, Rosenthal wischt auf seinem Tablet rum: »Auf einen Deutschen kommen vier Ratten!« Unmöglich, dem Herr zu werden.

Das hat auch Andreas Geisler (SPD) schmerzhaft erfahren: »Nachdem ich im Wahlkampf in Gohlis-Nord von einer Ratte in den Fuß gebissen wurde, kämpfen wir seit sechs Jahren im Großraum einer Schule gegen die Ratten und kriegen das nicht in den Griff!« Also bitte nicht nur auf Paunsdorf gucken, Herr Rosenthal!

»Herr Geisler, ist ja nachvollziehbar… und bedauere ich auch den Vorfall«, sagt Rosenthal und bringt die Verwaltungsbank damit zum Kichern, Finanzbürgermeister Torsten Bonew (CDU) haut vor lauter Wonne glucksend auf seinen Tisch. »Wir werden es nicht schaffen, dass es in dieser Stadt diese Nager nicht gibt«, sagt Rosenthal, als sich alle wieder eingekriegt haben. »Das wollen sie jetzt alle nicht hören, ich weiß: Je mehr Druck sie dort erzeugen, umso mehr steigt die Population.« Ratten reagieren auf eine Bedrohung nämlich mitunter mit einer erhöhten Fortpflanzungsrate.

Michael Weickert (CDU) bricht nochmal eine Lanze für die Ratte – die könne ja auch ganz hervorragend kochen mitunter – nichtdestotrotz frage er sich, »ob der Kollege Geisler jetzt zu Ratman wird. Aber sie war ja nicht radioaktiv, die Ratte…« Aber ernsthaft: Von Rosenthal höre er häufiger die Wendung, »dass es einen Unterschied zwischen der Wahrnehmung der Bürger eines Problems und der Wahrnehmung des Dezernats gibt.« Beim »zentralen Rattenthema« hofft er auf Besserung.

Der Stadtrat beauftragt mit zwei Enthaltungen geschlossen die Stadtverwaltung, eine Lösung für Paunsdorf zu finden.


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