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Stadtleben

Konflikt ums Jahrtausendfeld geht weiter

Der Elternrat der Grundschule in der Gießereistraße wehrt sich gegen die Bebauung

  Konflikt ums Jahrtausendfeld geht weiter | Der Elternrat der Grundschule in der Gießereistraße wehrt sich gegen die Bebauung  Foto: Britt Schlehahn


Das sogenannte Jahrtausendfeld, zwischen Karl-Heine-Straße, Gießer-, Aurelienstraße und Karl-Heine-Kanal gelegen, soll mit einer Schule bebaut werden – wenn es nach dem Wunsch des Bodeneigentümers geht, der Stadtbau AG.

Der kreuzer berichtet seit Anfang 2024 über die Aktivitäten für und gegen die Bebauungspläne. Laut Stadtbaueigentümer Patrick Fahrenkamp sollen eigentlich zu Schuljahresbeginn 2027/28 die Kinder und Jugendlichen der Leipzig International School hier das neue Schuljahr beginnen.

Eine erste Petition gegen die Bebauung startete am 2. April 2024, eingebracht von der Bürgerinitiative Jahrtausendfeld retten (Jahrtausendfeld retten – Ein Stadtteilpark für Alle!). 7217 Menschen unterzeichneten die Petition, die sich für einen qualifizierten Bebauungsplan aussprachen, in dem das Jahrtausendfeld als Grünfläche erhalten bleibt. Die fast 2,5 Hektar große Fläche soll zudem qualitativ aufgewertet und öffentlich zugänglich gemacht werden. Auch im Hinblick auf die Klimaentwicklung und die fehlenden Grünflächen im Leipziger Westen soll das gesamte Areal als Gemeinbedarfsfläche deklariert werden. Eine weitere Forderung besagt, dass die Stadt Leipzig einen ganzheitlichen Plan zum Erhalt und zur Schaffung notwendiger Grünflächen entwickelt, der als gesetzliche Grundlage gilt. In einem Satz: »Wir wollen kein zugebautes Jahrtausendfeld, wir fordern Grünflächen für Alle!«

Das sah der Stadtrat anders. Die Ratsversammlung entschied Ende 2024 gegen die Petition, da »das Gebiet als bereits mit Freiräumen versorgt bewertet wurde.«

Dem gegenüber steht in der Stadtklimaanalyse von 2019, dass die unbebaute Fläche eine hohe klimaökologische Funktion erfüllt und nur maßvolle bauliche Eingriffe vorgenommen werden sollten.

Eine zweite Petition

Der Elternrat der Grundschule Gießerstraße – ab 1. August Johanna-Magdalena-Beyer-Schule –, die sich genau gegenüber des Jahrtausendfelds an der Gießerstraße befindet, hat am 18. Juni eine Petition mit dem Titel »Bauvorhaben auf dem Jahrtausendfeld – Stimmt für sichere (Schul)-Wege der Kinder und Erhaltung öffentlichen Grüns!« bei der Stadt Leipzig eingereicht.

Der Elternrat hatte zuerst Anfang Juni einen offenen Brief an die Verwaltung, Politik und Medien geschrieben. Mit der Veröffentlichung im Leipziger Amtsblatt am 14. Juni 2025, in dem die Nachricht vom positiven Bescheid der Bauvoranfrage zu lesen war, wandelten die Elternvertreter ihre Forderungen nun nach Sicherheit und Klimaanpassung in eine Petition um, die aktuell unter Online-Petition: Bauvorhaben auf dem Jahrtausendfeld – Stimmt für sichere (Schul)-Wege der Kinder und Erhaltung öffentlichen Grüns! - Stadt Leipzig unterzeichnet werden kann.

Worum geht es?

Wie bereits in dem offenen Brief formuliert, fordert der Elternrat für die rund 460 Schülerinnen und Schüler sowie deren Angehörige »eine familiengerechte Entwicklung des Leipziger Jahrtausendfelds! Wir fordern für alle Kinder auf dem Jahrtausendfeld eine angemessen große, permanent öffentliche, das Viertel kühlende, biodiverse Grünfläche!« Ganz konkret fordert der Elternrat »mindestens 50 Prozent des Jahrtausendfeldes als öffentliche, nicht umzäunte, biodiverse Grünfläche« zu entwickeln. Und: »Wir fordern, dass die Eigentümer des mit Altlasten verseuchten Teiles des Jahrtausendfeldes zur Verantwortung gezogen werden, diese Fläche nachhaltig für eine Parknutzung zu sanieren. Denn die Hitzebelastung im Viertel ist bereits jetzt massiv überhöht und es braucht gesunde Grünflächen, was alle Schulkinder und das Personal der Grundschule Gießerstraße nicht zuletzt auf dem Schulhof in den wärmeren Monaten täglich zu spüren bekommen! Bäume als Schattenspender und kühlende Elemente sind daher unerlässlich.«

Das Verkehrskonzept soll sich während des Baus und danach auch an den Interessen der heute schon hier Lernenden orientieren.

Die Eltern der Grundschule fordern Transparenz und Öffentlichkeit über den Bau der Schule auf dem Jahrtausendfeld. Bisher gibt es keine genauen Angaben, wie viele Schülerinnen und Schüler die neue gebaute Schule besuchen werden sowie Einsicht in das Verkehrs- und Lärmkonzept. Aktuell unterzeichneten 394 Menschen die Petition.

Auf der Seite der Stadt (Jahrtausendfeld - Stadt Leipzig) sind aktuell keine genauen Daten einsehbar, wie es mit dem Gebiet zwischen Karl-Heine-Straße, Aurelien- und Gießereistraße konkret weitergehen wird.

Die Ratsversammlung hatte am 15. Januar 2025 einen Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan verabschiedet (Aufstellungsbeschlusses zum Bebauungsplan Nr. 475 „Schulcampus Jahrtausendfeld“). Dieser soll die Ergebnisse des Dialogverfahrens aus dem Jahr 2024 aufgreifen, das einige der Beteiligten eher als Monologverfahren verstanden (Für frische Luft auf dem Jahrtausendfeld — kreuzer online), da eine Nicht-Bebauung für die Stadt nie infrage kam.

Ergebnis des Dialogverfahrens war eine Reduzierung der Schulgröße, von 2.000 auf 1.600 Schülerinnen und Schüler (wobei auf der Homepage der Stadt zum Jahrtausendfeld immer noch zu lesen ist, dass hier »mehr als 2.000 Kinder unterrichtet werden sollen«) sowie »eine uneingeschränkt öffentlich nutzbare Grünfläche, die kooperative Nutzung der Schul- und Sportfreiflächen und die Notwendigkeit eines Verkehrs- und Mobilitätskonzepts.« Erst wenn die aktuellen Entwürfe dahingehend überarbeitet wurden, werden sie einer Jury vorgestellt, denn »Voraussetzung dafür ist, dass weitere notwendige Grundlagen, wie z.B. das eingeforderte Verkehrs- und Mobilitätskonzept hierfür herangezogen werden können«, ist auf der Homepage der Stadt zu lesen.


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