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Stadtleben

Analog ist besser

Das Sonder-Film-Lab entwickelt analoge Fotografien und organisiert Fotografierende

  Analog ist besser | Das Sonder-Film-Lab entwickelt analoge Fotografien und organisiert Fotografierende  Foto: Marius Mörtl


In der Breiten Straße in Reudnitz, neben Kosmetikstudio und einem Laden mit Design aus Massivholz, liegen im Schaufenster Rollfilme aus, stehen braune Flaschen für Chemikalien. Die Auslage verweist auf das hier beheimatete Sonder-Film-Lab, »Laden und Labor für analoge Fotografie«. Vor einem Jahr eröffnete Katja Thömmes den Laden, der nicht nur zum Entwickeln von sämtlichen analogen Filmen dient und Fotografien auf Fotopapier ausbelichtet oder digital zur Verfügung stellt, sondern auch Ort für die Gemeinschaft sein will, die sich der analogen Bildherstellung widmet.

Thömmes selbst begann vor mehr als zehn Jahren mit der analogen Fotografie. Analoges Fotografieren erfordert ihrer Meinung nach ein anderes Sehen und lässt andere Bilder entstehen, was nicht nur an der technischen Vorgabe von 36 Aufnahmen pro Filmrolle liege. Thömmes entwickelte ihre Filme selbst und arbeitete in einem Fotolabor neben ihrem eigentlichen Beruf als studierte Psychologin an der Universität. Den gab sie 2023 auf, um sich ganz der analogen Bildproduktion zu widmen. Zufällig stand eine komplette Laboreinrichtung auf Ebay zum Verkauf, bei der sie zugreifen musste. Dann fand sie den Laden in der Breiten Straße, schrieb einen Businessplan und eröffnete im Juni 2024.

Wichtig war Thömmes, ein Fotostudio im Leipziger Osten zu etablieren, weil sie selbst seit einigen Jahren hier lebt und sich immer gewünscht hat, dass es hier einen solchen Ort zum Entwickeln und Reden gäbe.

Dass analoge Fotografie in Leipzig kein kleines Nischenprodukt darstellt, liegt nicht nur in der jahrzehntelangen Fotografieausbildung an der Hochschule für Grafik und Buchkunst begründet, sondern auch in den Fotostudios vor Ort – wie dem Studio 80 in der Plagwitzer Walter-Heinze-Straße 2 oder dem BB Labor in der Merseburger Straße 82. Die Galerie Analoge Fotografie in den Pittlerwerken in Wahren stellt nicht nur Fotografien aus, sondern lädt auch zu Workshops ein.

Das bildet bei Thömmes ebenfalls einen wichtigen Punkt. An jedem zweiten Samstag im Monat findet der Fotowalk statt, an dem bis zu zehn Menschen nach vorheriger Anmeldung teilnehmen können. Dabei geht es nicht nur um die konkrete Motivsuche, sondern auch um die Gespräche zur Aufnahmetechnik und Entwicklung. Das Publikum bei den Workshops – es gibt auch solche zum Entwickeln – und im Laden sei sehr gemischt: »Es kommen viele Leute unterschiedlicher Generationen«, erzählt Katja Thömmes – von Fotografierenden der älteren Generationen bis zu Schülerinnen und Schülern, Studierenden aus Leipzig und Halle. Das zeige ihr, dass »Leipzig eine Fotostadt« ist.

Im Laden ist eine erste kleine Community-Ausstellung zu sehen, die aus einem Crowdfunding entstand. Für die Teilnahme gab es jeweils einen Film mit zwölf Aufnahmen und einer Aufgabe pro Aufnahme. Fast 30 Leute machten mit und ihre Motive zum Spiel zwischen Licht und Schatten, mit Selbstporträts auf spiegelnder Fläche oder zum einfach klingenden Thema Ei stellt Thömmes aus. In einem Bord an der gegenüberliegenden Wand stehen Fotomagazine aus Leipzig, von den Leuten, die hier auch die Fotos entwickeln lassen, und wiederum Menschen anlocken, die sich diese Aufnahmen in echt anschauen wollen. 


> Sonder-Film-Lab – Laden und Labor für analoge Fotografie, BreiteStr. 12, 04317 (Reudnitz), Di/Mi 13–19, Do 9–18 Uhr, @sonderfilmlab


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