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Kultur

Fanschals für alle!

Die Freie Szene Leipzig hat einen Fanclub gegründet, der zurzeit im Hauptbahnhof gastiert

  Fanschals für alle! | Die Freie Szene Leipzig hat einen Fanclub gegründet, der zurzeit im Hauptbahnhof gastiert  Foto: Hier gehts ins Backstage/Tom Dachs


Das Backstage ist eigentlich ein verborgener, fast schon mystischer Ort, wo Künstlerinnen und Künstler sich vor ihren Auftritten vorbereiten mit geheimen Meditationen und Ritualen. Nur ein erlesener Kreis an Gästen darf nach der Show oder Vorstellung in diese Räume vordringen und den vorangegangenen Abenden gebührend mit der sensiblen Künstlerpersönlichkeit feiern.

Doch zum Festival Politik im Freien Theater dreht die freie Szene aus Leipzig den Spieß um und lädt ihren gesamten Fanclub ins Backstage. Dafür hat sie extra einen gleichnamigen Pop-Up-Store im Leipziger Hauptbahnhof eröffnet. Zu finden ist er auf der ersten Etage auf der Westseite. Wenn das Festival an neue Orte gehen will, ist es hier auf jeden Fall richtig. In dem ehemaligen Taschenladen kann sich die Laufkundschaft über die Aktivitäten der Performance- und Theaterschaffenden der Stadt informieren oder gleich mitmachen.

Mit dem Fanclub will die freie Szene während des Festivals sichtbar sein und hat um den Pop-Up-Store herum eine ganze Reihe an Veranstaltungen und Aktivitäten auf die Beine gestellt. Die Choreografin Mandy Unger hat für die Fans eine passenden Tanzchoreografie erarbeitet, die Chorleiterin Shira Bitan ein Chorstück entwickelt, das gemeinsam gesungen werden kann. Doch das Beste: Es gibt lila-rote Fanschals, mit denen man auch außerhalb der Theater seine Sympathie mit den Kulturschaffenden signalisieren kann. Mit Erfolg: Sie sind das Mode-Accessoire des Festivals geworden, überall sieht man Gäste mit lila-roter Halsmode.

Natürlich gibt es die Schals auch im Hauptbahnhof käuflich zu bewerben – auf Spendenbasis. »Jeder soll solidarisch das geben, was er kann«, sagt Letizia Rivera, die beim kreuzer-Besuch den Laden schmeißt. Sie ist eigentlich Teil des Leitungsteams des Neuen Schauspiels und eine der vielen Freiwilligen, die den Ort über die Woche am Laufen halten. »Viele können sich gar nicht vorstellen, was wir hier machen. Wir haben viel Laufpublikum.«
Im Laden selbst ist es gemütlich, vorne stehen drei Sessel, und ein Tisch. Hinter einem großen Banner, das als Raumteiler dient, befindet sich ein provisorischer Tanzboden für die Workshops. An den Wänden hängen Plakate vergangener Produktionen, etwa vom Lofft, den Cammerspielen und anderer Gruppen aus der Freien Szene. Außerdem sind immer noch Regale des Taschenladens montiert, auf denen nun vor allem ein Produkt liegt: lila-rote Schals.

Bis Freitagabend gibt es jeden Tag ein buntes Programm: Konstanze Kresta etwa lädt am Mittwoch zu der Performance »Ostdeutschland ist soft«, am Donnerstag gibt es ein Open Rehearsal mit Kate Slezak und das Freie Ensemble Jedermensch lädt zum Dramenlesekreis. Vollgepackt ist der Freitag: Ab 11 Uhr gibt es Zeichen-, Humor- und Performanceworkshops, Julia Cantzler probt öffentlich »Viva la Primadonna - eine Kneipenoper« und Kurt Mondaugen liefert sich mit Fabian Schwitter ein Streitgespräch zu ostdeutscher Gegenwart und Identität. Ein Produktionsleitungsstammtisch beendet das Zwischenspiel am Bahnhof.

Das Festival Politik im Freien Theater läuft noch bis Samstag. Die Freie Szene verabschiedet sich mit einer Vollversammlung »für das schöne Leben« in der Torgrauer Straße vom Programm. Spätestens bis dahin sollten alle Fans der freien Szene sich mit einem Schal ausgestattet haben – so lange der Vorrat reicht.


> www.fanclubfreiszeneleipzig.de


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