Vielleicht wird in der Innenstadt am Ende doch noch alles gut. Wenn man über die kommerzielle Einebnung der City spricht, fällt auf, dass mittlerweile nicht mehr mit so viel Leidenschaft darüber gestritten wird wie noch vor ein paar Jahren. So, als wäre die Stadt innerhalb des Promenadenrings bereits verlorenes Gebiet. Neue Nahrung bekam die City-Debatte endlich wieder mit der Diskussion um Verhüllung, Abriss und Neubebauung am Brühl.
Vielleicht wird in der Innenstadt am Ende doch noch alles gut. Wenn man über die kommerzielle Einebnung der City spricht, fällt auf, dass mittlerweile nicht mehr mit so viel Leidenschaft darüber gestritten wird wie noch vor ein paar Jahren. So, als wäre die Stadt innerhalb des Promenadenrings bereits verlorenes Gebiet. Neue Nahrung bekam die City-Debatte endlich wieder mit der Diskussion um Verhüllung, Abriss und Neubebauung am Brühl.
Zeitlich passgenau an diesen Streit angedockt hat eine Initiative mit der Idee, in Leipzig nach über 50 Jahren wieder eine Markthalle zu errichten. Eine überwiegend ehrenamtliche Projektgruppe entwickelt bis zum Sommer ein Konzept für den überdachten Markt, dessen Vorgänger einst auf dem Leuschnerplatz stand und in den 50er Jahren abgerissen wurde.
Die Initiatoren der Halle um Isolde Alicke, Klaus Behnke und Wilfried Mehl erarbeiten sich in von der IG Metall bereitgestellten Büroräumen bei Gelingen des Vorhabens dauerhafte Jobs – ein Teil der Gruppe ist erwerbslos. In der Markthalle sollen dann Gemüse-, Fleisch- und Fischhändler genauso ihren Platz finden wie Kunsthandwerker und Kleingärtner.
Kleingärtner? Wenn man über Leipzig von unten und Nischenökonomien spricht, ist man mit den Kleingärtnern bei der wohl größten »Subkultur« in der Stadt angelangt. 32.500 Parzellen gibt es, im Schnitt hängen drei Personen an einem Garten – das sind knapp 100.000 Einwohner oder ein Fünftel aller Leipziger. In Schleußig und Connewitz treten zudem immer mehr junge Leute den Vereinen bei, das Bild vom dackelbewehrten Heckenstutzer und eilfertigen Vorstand ist längst nicht mehr flächendeckend gültig.
Die Kleingärtner pflanzen und ernten seltene Obst- und Gemüsesorten, die es zum großen Teil in den Supermärkten und Gartencentern gar nicht zu kaufen gibt – eine Angebotslücke, die Behnke und Co. mit Händlern schließen wollen, die Pflanzen, Saaten und frisch Geerntetes aus eigener Herstellung anbieten. Ganz nebenbei wären das Beiträge zur Stärkung regionaler Wirtschaftsstrukturen, von Nachhaltigkeit, Artenvielfalt und Einkommensdiversifizierung. Bei einer Hallengröße von 4.000 Quadratmetern und konservativer Schätzung geht die Gruppe um Behnke zudem von 100 festen Arbeitsplätzen aus.
Das Echo der Bevölkerung war nach einem Zeitungsartikel Anfang des Jahres enorm. Die Projektgruppe konnte zudem den Grünen-Politiker Michael
Koelsch dafür gewinnen, das Vorhaben im Stadtrat öffentlich zu machen. Auch hier gab es Zustimmung: Ein mit großer Mehrheit angenommener Beschluss sieht vor, dem Vorhaben mit gezielter städtischer Wirtschaftsförderung unter die Arme zu greifen. Konsens scheint auch darüber zu bestehen, die Markthalle in der Innenstadt anzusiedeln.
Da noch nicht klar ist, was genau am Brühl gebaut wird, konzentrieren sich die Hoffnungen der City-Befürworter auf Verhandlungen zwischen Stadt, LWB und dem zukünftigen Shopping-Center-Eigentümer MfI. Auch am Matthäikirchhof und auf dem Leuschnerplatz stehen über kurz oder lang größere Flächen zur Disposition. Die Konstellation privater Investor – städtischer Betreiber ist selbst bei einer so gewinnträchtigen Lage wie am Brühl nicht utopisch. In München wird auf
diese Weise die Schrannenhalle für beide Seiten erfolgreich betrieben.
Behnke und Co. sehen das Ganze nüchterner. Ihnen würde ein Interim für den Anfang genügen. Die Gruppe nennt leer stehende, so gut wie bezugsfertige Hallen auf dem alten Messegelände, den alten Postbahnhof, eine alte Güterabfertigungshalle an der Westseite des Hauptbahnhofs und eine innenstadtnahe Brache an der Berliner Straße als mögliche Standorte, an denen sofort losgelegt werden könnte.