Die letzten Wochen waren aus Börsensicht ziemlich langweilig, es gab wenig Bewegung. Noch immer liegt eine leichte Schockstarre über den Märkten. Trotzdem halten sich die Börsenbarometer in beachtlichen Höhen, was doch von einer insgesamt robusten wirtschaftlichen Verfassung zeugt. In der letzten Woche bewegte sich der DAX schon wieder nahe an die 8000er Grenze heran.
Die letzten Wochen waren aus Börsensicht ziemlich langweilig, es gab wenig Bewegung. Noch immer liegt eine leichte Schockstarre über den Märkten. Trotzdem halten sich die Börsenbarometer in beachtlichen Höhen, was doch von einer insgesamt robusten wirtschaftlichen Verfassung zeugt. In der letzten Woche bewegte sich der DAX schon wieder nahe an die 8000er Grenze heran.
Das ist ziemlich erstaunlich, weil die Verwerfungen auf den internationalen Finanzmärkten, also zum einen die Krise am US-amerikanischen Immobilienmarkt und zum anderen die daraus resultierende Kreditkrise des Finanzsektors durchaus größere Verkaufswellen erwarten ließen. Die zaghaften Bewegungen, die Börsenmenschen nennen es gern Seitwärtsbewegung, weisen aber darauf hin, dass es enorme Risiken in den Bilanzen vor allem der Bankwerte gibt. Viele ducken ab und warten in der Deckung. Das Desaster der Düsseldorfer IKB und der Sachsen LB (siehe auch KREUZER 10/07, Seiten 30/31) werden auch nicht die letzten Erschütterungen gewesen sein. Dass es mit Northern Rock eine englische Hypothekenbank traf, war auch kein Zufall, denn die Häuserpreise in England entwickelten sich die letzten Jahre derart rasant, dass hier akut ein Platzen der Blase droht. 70% der Briten leben im eigenen Haus und die Preise haben sich von den Einkommen längst entkoppelt, der Verschuldungsgrad der Briten ist daher enorm, woraus große Risiken erwachsen. Für Spanien gilt Ähnliches. Jetzt warten alle gespannt auf die Schlußbilanzen der Banken, da wird es noch allerhand böse Überraschungen geben und erst danach gibt es Klarheit, wie es wem wirklich geht.
Northern Rock gibt auch ein schönes Beispiel für den Kapitalismus englischer Prägung ab. Denn neben der Schweiz gelten die Briten als das am meisten kapitalistische Land Europas. Die Englische Notenbank wollte streng sein, also kein Geld in die Märkte pumpen, obwohl es längst zu Stockungen kam. Denn warum soll der Staat die Privatbanken retten? Sollen sie doch pleite gehen! Oder sich untereinander aufkaufen. An sich ein sympathischer Gedanke. Aber dann sind eben auch die Einlagen der Bankkunden hinüber, das Geschrei wäre groß gewesen. Da griff dann doch die Politik ein, nur zu spät und zu laut. Erst wurde verlautbart, dass die Notenbank der Northern Rock drei Milliarden Pfund Sonderkredit einräumt, was genau das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung zeitigte: Einen run auf die Bank! Die Massen wollten ihr Geld in Sicherheit bringen. Schlangen vor Londoner Bankfilialen! Das hatte Europa seit 30 Jahren nicht mehr gesehen! Szenen wie in einer Bananenrepublik. Und daraufhin sah sich das britische Finanzministerium genötigt, alle Einlagen zu garantieren. Staatshaftung! Ein klarer Fall für Brüssel. In Deutschland wurden deswegen die Privilegien der Landesbanken abgeschafft. An diesem Fall erkennt man aber auch die Stärken des deutschen Finanzsystems. Hier wurden die Probleme sofort erkannt und auch sofort gelöst und die Öffentlichkeit erst dann informiert, als alles in trockenen Tüchern war. Das ist zwar nicht transparent, aber vermeidet Panik. Und Zustände wie in London wären hier ohnehin undenkbar, weil die Briten einen Einlagensicherungsfonds deutscher Prägung nicht kennen. Insofern ist es rational völlig verständlich, dass die Briten die Bank stürmten. Bei einer deutschen Bankpleite wären die Einlagen nicht futsch.
Was sollte man aktuell tun? Unterbewertet sind zum Beispiel die Ökowerte, außer den weiterhin in schwindelerregenden Höhen wandelnden Solarwerten. Aber die Biogas- und Biodieselbranche ist derzeit krass unterbewertet. Dies liegt in erster Linie an den steuerlichen Lasten, die die derzeitige CDU/SPD-Koalition einführte. Das hat den Biodiesel enorm verteuert und im Vergleich zum Mineralöldiesel unattraktiv gemacht. Die vorhergehende SPD/Grüne-Koalition hatte einen anderen Rahmen vorgegeben. Ein Musterbeispiel für die Vergänglichkeit politischer Zusagen. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, denn auf diesem Gebiet, dass zweifellos Zukunft hat, wird derzeit politisch gebremst. Trotzdem wird das Öl irgendwann alle sein und dann solls ja weiter gehen mit der Welt. Wenn auch nicht mehr auf unserem absurd hohem Lebensniveau. Da wird die Menschheit also dran arbeiten müssen. Und die Deutschen verspielen da gerade ihren bisherigen Vorsprung.
Bei Finanzen und Versicherungen gilt weiter: Abwarten. Aber auf besonders niedrigem Niveau kann man schon wieder einsteigen. Gerade die englischen Banken sind z.B. derzeit billig. Ich empfehle Barclays oder die Royal Bank of Scotland. Da kann man wenig falsch machen, beides knochenkonservative Institute. Die Schotten kaufen gerade die ABN-Amro, die größte holländische Bank, die sie sich mit der führenden spanischen Bank, dem Banco Santander und der belgischen Fortis teilen wollen. Die Holländer sind darüber etwas traurig. Aber das Kapital kennt ja keine Trauer.