Die Ärzte, Seeed, Wir sind Helden, Beatsteaks, Die Fantastischen Vier und viele andere Künstler singen für – nein, gegen Intoleranz und rechte Gewalt. Mit der CD »Respekt!« startet Radio Sputnik eine Offensive gegen Rechtsextremismus in Sachsen-Anhalt. Gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung werden in der kommenden Woche 40.000 CDs an Schulen verteilt.
Die Ärzte, Seeed, Wir sind Helden, Beatsteaks, Die Fantastischen Vier und viele andere Bands singen für – nein, gegen Intoleranz und rechte Gewalt. Mit der CD »Respekt!« startet Radio Sputnik eine Offensive gegen Rechtsextremismus in Sachsen-Anhalt. Gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung werden in der kommenden Woche 40.000 CDs an Schulen verteilt. Ein beigefügter Brief des anhaltinischen Kultusministers Jan-Hendrik Olbertz fordert zur »Auseinandersetzung mit rechtsradikalen, antidemokratischen Tendenzen unter jungen Leuten« im Unterrichtsgeschehen auf.
Die musikalische Antwort auf die Schulhof-CDs der NPD im Vorfeld der Bundestagswahlen ist jedoch mehr als bloße Nachahmung. Sie ist ein Bestandteil der landesweiten Kampagne »Hingucken! Für ein demokratisches und tolerantes Sachsen-Anhalt«. Radio Sputnik widmet sich auf rund 60 Sendeplätzen mit Beiträgen, Studiogesprächen und Musikspecials dem Thema. Neben Informationen über Neonazis in Ost und West, rechte Musik und neonazistische Zeichencodes, kommen Aussteiger aus der rechten Szene zu Wort. Ein Studiogespräch mit Schalke-Profi Gerald Asamoah thematisiert den Rassismus in den Fußballstadien.
Darüber hinaus diskutieren Schüler mit Landespolitikern in der Woche vom 5. bis 9. November über Erscheinungsformen und Symboliken von Rechtsextremismus und die Grundlagen demokratischen Zusammenlebens. Die Polizeidirektion Leipzig und der Freistaat Sachsen unterstützen mit dem Buch »Hinter den Kulissen« pädagogische Handlungsoptionen und liefern Strategien und Argumente im Umgang mit rechter Rhetorik.
Darüber hinaus gibt es auf Radio Sputnik rund 60 Sendeplätze, die mit Beiträgen, Features, Musikspecials und Studiogesprächen zum »Hinhören!« animieren.
Schlüsselereignis für die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema ist ein Vorfall vom 24. Juni 2006 in Pretzien bei Magdeburg. Im Schatten der WM-Euphorie feierte das 600-Seelen-Städtchen ein Fest zur Sonnenwende, als auf dem Höhepunkt der Veranstaltung Jugendliche aus der neonazistischen Szene Reden über das »germanische Brauchtum« schwangen. Gekrönt wurden die Worte mit der Verbrennung einer amerikanischen Flagge und einer weiteren unfassbaren Tat: die Verbrennung des »Tagebuchs der Anne Frank«.
Ein Aufschrei ging nicht nur durch die Redaktion des Sputnik-Radios. An allen Stellen des Bundeslandes schritten Verantwortliche zur Tat, diese schauerlichen Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und umso angestrengter und lauter auf rechte Organisationen aufmerksam zu machen. Die »Hinhören!«-CD soll die Schüler in Sachsen-Anhalt ermutigen, über Rechtsradikalismus und politische Meinungsbildung zu diskutieren.
Sputnik-Programmchef Eric Markuse dämpft jedoch den neuen Tatendrang und weist auf die »fehlenden finanziellen Mittel bei den engagierten Projekten und Vereinen, die es im Land bereits gibt« hin. Erst wenn die Landespolitik auch über die Themenwoche hinaus Handlungsbereitschaft zeige, könne die Intention, »die Naivität im Umgang mit der rechten Szene zu überwinden«, ernst genommen werden. Ansonsten bleibt der Kommentar und Kampagnenslogan der Band Seeed »Respekt ernet, wer Respekt zeigt« nur eine leere Phrase.