Ein Babyboom wurde durch das Elterngeld zwar nicht ausgelöst. Aber immerhin zeichnet sich für die bundesdeutsche Geburtenentwicklung eine mäßige Steigung ab. Das trifft auch auf Leipzig zu. Von Januar bis September kamen hier rund 240 Kinder mehr zur Welt als im selben Zeitraum des Vorjahres. Deutlich gestiegen ist die Zahl der Väter, die sich wenigstens für zwei Monate in die Babypause wagen.
Ein Babyboom wurde durch das Elterngeld zwar nicht ausgelöst. Aber immerhin zeichnet sich für die bundesdeutsche Geburtenentwicklung eine mäßige Steigung ab. Das trifft auch auf Leipzig zu. Von Januar bis September kamen hier rund 240 Kinder mehr zur Welt als im selben Zeitraum des Vorjahres.
Deutlich gestiegen ist die Zahl der Väter, die sich wenigstens für zwei Monate in die Babypause wagen. Der Anteil der Väter, deren Antrag auf Elterngeld gewährt wurde, stieg von 7 Prozent im ersten Halbjahr 2007 auf knapp 11 Prozent zum Jahresende. Für Leipzig liegen zwar noch keine konkreten Zahlen vor, aber Hans-Hermann Weigel, Leiter des Amtes für Familie und Soziales, bestätigt die bundesweite Tendenz: »Insgesamt wird das Elterngeld von mehr Vatis angenommen, als das früher beim Erziehungsgeld der Fall war.«
Das Elterngeld soll der Berufstätigkeit von Frauen entgegenkommen, die sich immer häufiger entscheiden, ganz auf Kinder zu verzichten, statt die Karriere zu riskieren. Das wiederum sorgt die Demografen – der Bestand der Gesellschaft gerät in Gefahr.
Zum einen beugt das Elterngeld den Gehaltseinbrüchen nach der Geburt eines Kindes vor. Zum anderen werden die Väter verstärkt in die Betreuung des Nachwuchses eingebunden. Immerhin werden 67 Prozent des Nettoeinkommens ersetzt. Die finanziellen Einbußen bleiben für beide Elternteile überschaubar. Zumindest in der Theorie.
Praktisch gilt für Leipzig und den Osten insgesamt die überdurchschnittlich häufige Zahlung des Mindestbetrags von 300 €. Das heißt, Hartz-IV-Empfänger und Geringverdiener sind finanziell benachteiligt. Während das frühere Erziehungsgeld über zwei Jahre gezahlt wurde, kann nun nur noch ein Jahr lang mit Unterstützung für das Neugeborene gerechnet werden.
Der Teufel steckt eben im Detail. Das bekommen auch erwerbstätige Eltern zu spüren. Wie im Fall des Connewitzers Carsten Okon. Der 35-jährige Sozialarbeiter übernahm die Betreuung seines neun Monate alten Sohns Justus früher als bei der Beantragung des Elterngeldes geplant. Seine Frau Sigrun bekam ein Jobangebot und begann vor Ablauf ihrer Elternzeit zu arbeiten.
Elterngeld bekommt Carsten Okon erst mal nicht. Begründung des Amtes: Die einmal festgelegten Betreuungsmonate seien verbindlich, Widerspruch sei nur in Härtefällen wie Krankheit, Tod oder Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz möglich. Für die Familie Okon bedeutet das 2.000 € Verlust. Auch Amtsleiter Weigel kritisiert den Gesetzentwurf: »Beziehungen scheitern, Arbeitsplätze können verloren oder müssen gewechselt werden. Sind das keine Härtefälle?«
Flexibilität von Beruf und Familie ist ein schöner Anspruch – ihn in die Realität umzusetzen, heißt, den Erfordernissen in der Lebens- und Arbeitswelt zu begegnen. Daran ist das Elterngeld, zumindest in diesem Fall, erst mal gescheitert.