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»Der Extremismusbegriff ist in der Wissenschaft nicht unumstritten«

Zu einem Leserbrief von Andreas Nowak

  »Der Extremismusbegriff ist in der Wissenschaft nicht unumstritten« | Zu einem Leserbrief von Andreas Nowak

An dieser Stelle beantworten kreuzer-Redakteure ausgewählte Leserbriefe. Aktuell reagiert Politikredakteurin Thyra Veyder-Malberg auf einen Leserbrief zum Interview »Das ist Alarmismus« aus der Juni-Ausgabe:

Sehr geehrter Herr Achenbach,

als sonst eher stiller Teilnehmer am Mediengeschehen muss ich nun doch mal was loswerden.

Großen Respekt vor dem Leserbrief von Herrn Bohse – und völliges Unverständnis über die Antwort des Professors – denn offensichtlich ist der Herr Professor nicht nur auf dem linken Auge, sondern vollständig sehgetrübt? Oder unwillig oder beides. Es gab bei Herrn Bohse eben grade keine Linie von Connewitz zu Pol Pot, sondern es sind immer die lieben Revolutionäre, die, einmal an der Macht, genau das tun, was sie vorher bekämpften. Die Unbequemen unter ihnen kommen dabei unter die Räder (siehe Trotzki), der Rest sichert sich die Macht. Nichts anderes hat Bohse geschrieben.

Wenn das Interview 1,5 Wochen vor dem Jesse-Auftritt passierte, dann stellt sich bei der Art der Präsentation durch die Redaktion die Frage nach der journalistischen Sorgfalt.

Aber seit der zwar positionierte, aber in sehr weiten Teilen objektive Rafael Barth die Politik nicht mehr verantwortet sondern Thyra Veyder-Malberg, hat die Qualität der Seiten zugunsten von einseitigem Getöse stark nachgelassen.

Aber man kann sich wenigstens wieder richtig aufregen von Zeit zu Zeit – das ist ganz gute Herzinfarktprävention.

Nur schade, dass man den kreuzer jetzt nur noch wegen der Kultur und den Terminen braucht – hatte mich eigentlich grade dran gewöhnt, dass es auch anders geht.

Freundliche Grüße

Ihr Andreas Nowak

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Sehr geehrter Herr Nowak,

vielen Dank für Ihren Leserbrief, wir freuen uns immer über kritische Anmerkungen zu unserer Arbeit. Leider erläutern Sie nicht weiter, was genau Sie für »einseitiges Getöse« halten – das ist schade, denn so kann ich Ihre Meinung zwar zur Kenntnis nehmen, aber offen gestanden nicht viel damit anfangen. Vielleicht möchten Sie sich ja die Zeit nehmen, Ihre Kritik auszuformulieren – mich würde es freuen.

Zu den Positionen des Herrn Bröckling kann und möchte ich nichts sagen, er hat in der Sache ja auch bereits selbst Stellung bezogen. Was Ihre Kritik bezüglich der journalistischen Sorgfalt betrifft, lässt sich folgendes erwidern: Besagte Diskussion mit Eckhard Jesse fand ca. eine Woche nach dem Redaktionsschluss statt. Sie werden sicherlich einsehen, dass auch die Redakteure des kreuzer – bei aller Sorgfalt – nicht in die Zukunft schauen können.

Anlass für das Interview mit Herrn Bröckling war die Gründung der »Initiative gegen jeden Extremismusbegriff«. Eine Initiative gegen einen Begriff zu gründen, wirkt auf den ersten Blick einigermaßen skurril. Daher ging es uns darum, die Hintergründe dieser Diskussion zu beleuchten. Denn der Begriff des Extremismus ist, obwohl er zum Standardvokabular der Alltagspolitik gehört, in der Wissenschaft nicht unumstritten. Deshalb haben wir mit einem Wissenschaftler gesprochen, der diesen Begriff ablehnt, um seine Gründe dafür zu erfahren.

Es gehörte nach meinem Verständnis immer schon zu den Tugenden des kreuzer, Leute zu Wort kommen zu lassen und Positionen zu dokumentieren, von denen man in dieser Stadt durch andere Medien recht wenig hört. Denn auch diese Meinungen sind Teil der demokratischen Diskussions- und Streitkultur, die Reinhard Bose in seinem Leserbrief völlig zu Recht einfordert. Und wie sonst sollten sich unsere Leser kritisch mit ihnen befassen können?

Wenn die Lektüre des kreuzer darüber hinaus, wie Sie schreiben, Ihrer körperlichen Gesundheit dient, freut uns das natürlich ungemein.

Mit freundlichen Grüßen,


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