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Politik

Braune Provokation

Die Eröffnung eines NPD-»Bürgerbüro« in der Odermannstraße schockt Lindenau und fordert Proteste heraus

  Braune Provokation | Die Eröffnung eines NPD-»Bürgerbüro« in der Odermannstraße schockt Lindenau und fordert Proteste heraus

Am 15. November hat in der Odermannstraße ein »Bürgerbüro« des sächsischen NPD-Landtagsabgeordneten Winfried Petzold samt Kreisgeschäftsstelle eröffnet. Es ist die erste NPD-Stelle in Leipzig, damit hat das Interesse der rechtsextremen Partei an Leipzig jetzt auch einen offiziellen Ort.

Am 15. November hat in der Odermannstraße ein »Bürgerbüro« des sächsischen NPD-Landtagsabgeordneten Winfried Petzold samt Kreisgeschäftsstelle eröffnet. Es ist die erste NPD-Stelle in Leipzig, damit hat das Interesse der rechtsextremen Partei an Leipzig jetzt auch einen offiziellen Ort. Der in Mutzschen bei Grimma lebende Petzold will 2009 bei den Kommunalwahlen in Leipzig antreten, der NPD-Kreisvorsitzende Helmut Hartmann kann gleich nebenan Wahlkampfhilfe leisten. Partei- und Fraktionsarbeit unter einem Dach – und hinter einem hohen Stahlzaun, der das braune Treiben in den Flachdachbauten bis unmittelbar vor der Eröffnung vor Anwohnern und Andersdenkenden verborgen hielt. Zum Eröffnungskonzert des wegen Volksverhetzung verurteilten Nazi-Musikers Frank Rennike erschienen offenbar deutlich sichtbar rechtsextreme Anhänger, was eine spontane Gegendemonstration auf den Plan rief.

Lindenau ist schockiert, aber längst nicht gelähmt. Das NPD-Gelände befindet sich nahe der Nachbarschaftsschule mit neu eröffneter Kita, alternative Kultur und Kunst florieren in den umliegenden Nebenstraßen, und gegenüber berät die Regionale Arbeitsstelle für Ausländerfragen. Das unbemerkte Vorgehen und die provokante Ortswahl lösen Angst und Wut aus.

Die Bürgerinitiative Plagwitz/Lindenau, Anwohner, Quartiersmanagement und Kulturschaffende formieren sich zum gewaltfreien Aufbegehren und fordern die Stadt zu Gegenmaßnahmen auf. Am Freitag nach der Eröffnung fand ein erstes Koordinationstreffen im Erich-Zeigner-Haus statt.

Der Saal im Haus des Vereins für Zivilcourage ist übervoll und bunt besetzt mit Bürgeraktivisten, betagten Antifaschisten, linken Studenten und besorgten Müttern. Frank Kimmerle, Gründungsmitglied der Bürgerinitiative, ist stolz, dass»so viele Menschen mit so vielen unterschiedlichen Ansichten sich auf einen Konsens einigen konnten«. Gegen das Büro haben sie einen Aufruf formuliert und erste Aktionspläne gesponnen. Das LOFFT und das Theater der jungen Welt stellen für das nächste Treffen am 22.1.2009 ihr Haus für Diskussionsrunden und kreative Bühnenarbeit zur Verfügung.

Wie es rechte Strukturen schon wieder geschafft haben, ein Gelände in Leipzig zu erschließen, ist noch unklar. Was genau hinter dem Zaun passiert, auch. Vermutet wird, dass die Räumlichkeiten von einem Strohmann gekauft wurden und auch dem rechten Nachwuchs aus Freien Kräften und Jungen Nationaldemokraten zur Verfügung gestellt werden sollen. Das riecht stark nach uneinsehbarer Kaderschmiede, nicht nach Anlaufstelle für Deprivierte. Herein kommt man jedenfalls nur nach telefonischer Anmeldung – und nur als »deutscher Leipziger«.

Nach den Vorfällen im Programmkino Cineding, wo im Januar 2007 Nazischläger eine Filmvorführung störten, schien die rechte Szene den Stadtteil und seine aufblühende Alternativkultur in Ruhe zu lassen. Eine perfide Ruhe vor dem Fackelsturm – das darf sich Leipzig nicht gefallen lassen.


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