Dass niemand »Neger« genannt werden möchte, ist den meisten Menschen klar. Dass es rassistisch ist, wenn jemand aufgrund seiner äußeren Erscheinung als arm, dumm oder kriminell abgestempelt wird, ebenso. Doch auch jenseits dieses offensichtlichen Rassismus, stoßen viele Menschen auf Diskriminierung.
Dass niemand »Neger« genannt werden möchte, ist den meisten Menschen klar. Dass es rassistisch ist, wenn jemand aufgrund seiner äußeren Erscheinung als arm, dumm oder kriminell abgestempelt wird, ebenso. Doch auch jenseits dieses offensichtlichen Rassismus, stoßen viele Menschen auf Diskriminierung.
Und da fängt das Problem auch schon an: Wie bezeichnet man diese Menschen, ohne sie gleich wieder in eine Kategorie zu zwängen oder gar zu beleidigen? Ausländer? Menschen mit Migrationshintergrund? Diesem Problem näherte sich am vergangenen Mittwoch eine Szenische Lesung mit dem Titel »...und werde trotzdem deutsch sein, auch wenn meine schwärze nicht passt...«.
»Wir wollen denen das Wort geben, um die es in der Rassismusdebatte geht und die trotzdem viel zu selten wahrgenommen werden«, erklärt Daniel Bartel vom Antidiskriminierungsbüro Sachsen. Hinter ihm mit Window-Colour beklebte Scheiben, zu seiner Rechten Regale voller Kinderbücher, links von ihm eine bunte Spielecke mit Kniffel und Kuscheltieren. Es scheint, als könne jedes Kind in der Stadtteilbibliothek Volksmarsdorf etwas Interessantes finden.
Doch die Gäste der Veranstaltung werden bald eines Besseren belehrt: In einem der zitierten Textfragmente macht die Autorin Eva Massingue darauf aufmerksam, dass Kinder sich mit den Helden in den Medien identifizieren möchten. »Afrodeutsche« Kinder jedoch fänden in den wenigsten deutschen Büchern Figuren mit entsprechenden Eigenschaften. Bestenfalls werde irgendwo »die Oma aus Afrika« erwähnt. In einem weiteren Textfragment erklärt die 12-jährige Shirin frustriert, dass sie in keiner Drogerie einen Abdeckstift in ihrer Hautfarbe oder auf ihre Haarstruktur abgestimmte Shampoos bekommt.
Gespannt und mit nachdenklichem Blick lauschen die Versammelten der Stimme des »afrodeutschen« Rappers Sammy Deluxe: »Jeder will heut anders sein, doch jeder ist es nicht!« Die vielen vorgetragenen Zitate verbinden sich und lassen erkennen, wodurch die »People of Colour« sich in ihrem Alltag besonders beeinträchtigt fühlen: Sie fallen immer und überall auf – egal, wie dezent sie sich kleiden, ständig werden sie von »Mehrheitsdeutschen« als »anders« wahrgenommen. Von einem »Exotenbonus« wollen sie nichts wissen.
Doch wie verhalte ich mich nun politisch korrekt? »Damit man niemanden diskriminiert, verhält man sich seinem Gesprächspartner gegenüber am besten ganz normal. Einen fremden Weißen würde man ja auch nicht als erstes fragen, woher er denn kommt. Um nicht unbewusst zu diskriminieren, sollte man den wahrgenommenen Unterschied reflektieren, dann aber ausblenden und sich zunächst auf andere Eigenschaften des Gegenübers konzentrieren«, rät Bartel. »Wenn man dabei dennoch einen Fehler macht, muss man sich halt entschuldigen«.
Die erste Station auf dem Weg zu einer antirassistischen Gesellschaft sei das Eingeständnis, dass es strukturellen und unbewussten, »unschuldigen« Rassismus gäbe, Rassismus also keinesfalls nur ein Randproblem extremistischer Gruppen sei. Darauf machten in den vergangenen zwei Wochen auch andere Einrichtungen im Rahmen der »Internationalen Wochen gegen Rassismus« mit zahlreichen Veranstaltungen aufmerksam. Noch bis Sonntag besteht die Chance, mehr über Rassismus und über seine Mitmenschen zu erfahren. Die Ausstellungen »Gesichter von Migranten« in der Odermannstraße 19 und »Wir Afrikaner« im Neuen Rathaus sind auch im April noch geöffnet.