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Kultur

Das Leben, ein Roman

Der spanische Autor Juan José Millás löst die Grenzen zwischen Fiktion und Realität auf

  Das Leben, ein Roman | Der spanische Autor Juan José Millás löst die Grenzen zwischen Fiktion und Realität auf

An dieser Stelle präsentieren wir jeden Monat das Buch des Monats. Zu finden ist dieses dann bei Lehmanns in der Grimmaischen Straße 10, in einem exklusiven und eigens für den kreuzer eingerichteten Regal im Eingangsbereich.

An dieser Stelle präsentieren wir jeden Monat das Buch des Monats. Zu finden ist dieses dann bei Lehmanns in der Grimmaischen Straße 10, in einem exklusiven und eigens für den kreuzer eingerichteten Regal im Eingangsbereich.


»Immer dachte ich, dass ich Dichter sein wollte, aber im Grunde wäre ich lieber Gedicht«, sagte einst der spanische Lyriker Jaime Gil de Biedma. Ohne Weiteres ließe sich dieses Zitat Biedmas Landsmann Juan José Millás in den Mund legen. Der spanische Romancier, dessen Bücher in Spanien regelmäßig die Bestsellerlisten stürmen und mit den wichtigsten Literaturpreisen geehrt werden, würde wohl sagen: »Immer dachte ich, dass ich Romanautor sein wollte, aber im Grunde wäre ich lieber Roman.«

Diese Vermutung legt zumindest Millás’ neues Buch nahe: In »Meine Straße war die Welt« erzählt er von seiner Kindheit in Valencia und Madrid, von den finanziellen Sorgen der Eltern, den kaputten Schuhen und dem eiskalten Schlafzimmer, von den Schlägen in der privaten Prügelanstalt, davon, wie er aus pubertärer Liebe zu einer Linkshänderin beginnt, selbst nur noch die linke Hand zu benutzen, kurz: vom Weg eines »zukunftslosen Bürschchens« zu einem angesehenen Autor. Doch statt dieses Buch mit der Gattungsbezeichnung »Autobiografie« zu untertiteln, hat Millás’ »Roman« darunter geschrieben, ganz so, als wäre das Buch Fiktion und nicht Realität.

Aber Fiktion, Realität, was bedeuten diese Begriffe schon? Auch in Millás’ anderen Büchern – die wenigsten sind noch lieferbar geschweige denn überhaupt ins Deutsche übersetzt – fließen diese beiden Dimensionen ineinander, bis der Leser nicht mehr unterscheiden kann, was tatsächlich geschieht und was erfunden ist. Häufig erzählt Millás von Schriftstellern oder Ghostwritern, deren fiktionale Welten unversehens Wirklichkeit werden. Schön, dass in »Meine Straße war die Welt« nun zu erfahren ist, welche Kindheitserlebnisse Millás zu diesen außergewöhnlichen Büchern inspiriert haben. Und schön, dass es den deutschsprachigen Lesern erneut die Möglichkeit gibt, einen großartigen Autor zu entdecken.


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