Im Wettbewerb der Berlinale lief »The Kids Are All Right« leider »außer Konkurrenz«, denn seine Uraufführung feierte er bereits beim Sundance Film Festival. So blieb der hinreißenden Komödie am Ende nur der queere Teddy-Award – obwohl die fast stinknormale Familiengeschichte geradezu beiläufig von lesbischen Müttern erzählt.
Im Wettbewerb der Berlinale lief »The Kids Are All Right« leider »außer Konkurrenz«, denn seine Uraufführung feierte er bereits beim Sundance Film Festival. So blieb der hinreißenden Komödie am Ende nur der queere Teddy-Award – obwohl die fast stinknormale Familiengeschichte geradezu beiläufig von lesbischen Müttern erzählt.
Wahrscheinlich hätte »The Kids Are All Right« ohnehin keine Chance gehabt, unter Jurypräsident Werner Herzog einen Bären zu gewinnen. Viel zu klassisch ist seine Optik, und als Tragikomödie gilt er den ach so ernsten Cineasten ohnehin als zu betulich. Aus ebendiesem Grund nörgelte die taz über den Film: »Allzu dramatisch kann es also nie werden.«
Die richtigen Bären kassierten denn auch ernste, visuell verführerische Filme wie die poetisch-ruhige Erzählung »Bal« (Honig) über einen sechsjährigen Jungen in der anatolischen Provinz, der seinen bienenzüchtenden Vater verliert. Der türkische Regisseur Semih Kaplanoğlu erhielt dafür die höchste Auszeichnung: den Goldenen Bären. Silberne Bären erhielten unter anderem Roman Polanski für die Regie des Politthrillers »Der Ghostwriter« (Rezension erscheint im März-kreuzer), die Schauspieler des russischen Arktis-Dramas »How I Ended This Summer« sowie die Hauptdarstellerin aus »Caterpillar«, die die Frau eines kriegsversehrten Lieutenants spielt. (Alle Preise hier zum Download als PDF).

Eines Tages machen der 15-jährige Laser und seine 18-jährige Schwester Joni klammheimlich ihren gemeinsamen unbekannten Vater ausfindig. Nicht mal ihre beiden Mütter Nic und Jules (Annette Bening und Julianne Moore) kennen den Samenspender persönlich – bis dieser eines Tages vor ihrer Tür steht. Der sexy-braungebrannte, heterosexuelle Paul (Mark Ruffalo) ist ein selbstverliebter Junggeselle und Biobauer, der am Spiel mit der Vaterrolle plötzlich Gefallen findet. Trotz aller Bemühungen von Nic und Jules, den Familienstörer loszuwerden, wirbelt Paul das Vierergespann mächtig auf und stellt es auf eine harte Probe.
Mit berührendem Feingespür für die kleinen und großen Freuden, Kränkungen und Peinlichkeiten entwirft Cholodenko eine mit Wortwitz und Situationskomik gespickte Familiengeschichte, mit der sich letztlich jeder identifizieren kann, weil es um Gefühle geht, die frei von sexuellen Schubladen sind. Es geht um Liebe, Treue, Triebe, Partnerschaft, Verbindlichkeit, Erwachsenwerden und Selbstverwirklichungswünsche – und nicht allein um »Homoglück«.

Welch große Erkenntnis diese urkomische, tränenrührende Komödie doch offenbart: Lesben sind nicht immer Hippies.
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