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Kultur

Sich fügen heißt lügen!

Eine illustre Gruppe singt und liest Texte von Erich Mühsam

  Sich fügen heißt lügen! | Eine illustre Gruppe singt und liest Texte von Erich Mühsam

Was Erich Mühsam einst protestierend dichtete, singen nun die Hamburger Gitarrenpopper Frank Spilker (Die Sterne) und Knarf Rellöm. Unter dem Programmnamen „Erich Mühsam – Kein Lampenputzer“ vertonen die beiden Gedichte des bekannten Räterevolutionärs. Harry Rowohlt habe man noch dazugeholt, weil der richtig gut lesen könne, erklärt der Kurator des Abends Thomas Ebermann. So werde Rowohlt die Ich-Texte Mühsams lesen, er selbst werde die Stimme derjenigen sein, die Mühsam begegnen. »Polizeipräsident oder ein Arschloch von der Botschaft, manchmal auch was Nettes.«

Was Erich Mühsam einst protestierend dichtete, singen nun die Hamburger Gitarrenpopper Frank Spilker (Die Sterne) und Knarf Rellöm. Unter dem Programmnamen „Erich Mühsam – Kein Lampenputzer“ vertonen die beiden Gedichte des bekannten Räterevolutionärs. Harry Rowohlt habe man noch dazugeholt, weil der richtig gut lesen könne, erklärt der Kurator des Abends Thomas Ebermann. So werde Rowohlt die Ich-Texte Mühsams lesen, er selbst werde die Stimme derjenigen sein, die Mühsam begegnen. »Polizeipräsident oder ein Arschloch von der Botschaft, manchmal auch was Nettes.«

Dass so einige Arschlöcher im Leben von Erich Mühsam auftauchten, dürfte im Laufe des Programms deutlich werden. Doch erstmal geht es um den fröhlichen jungen Erich Mühsam. »Ein Bohemien, der durch die Szene tingelt«, beschreibt ihn Ebermann. »Auch mal mit Spott für Vegetarier, für die Polizei sowieso, ein Anarchist mit Lust am Leben.« Das wilde Leben um 1910. Schnaps, Frauen und Geschichten wie die, in der Erich Mühsam in Berlin vorgeladen wird, aber kein Geld für die Fahrt dorthin hat und vom Generalkonsulat in Wien Geld haben will, damit er sich in Berlin verhaften lassen kann.

Der zweite Teil der szenischen Lesung beginnt mit dem Krieg. Molltöne klingen durch. Dass Mühsam sich kurzzeitig auch vaterländisch gesonnt habe, werde nicht ausgeblendet. »Wir brauchen keine neuen Heiligen«, erklärt Ebermann. Nach dem Krieg wird Mühsam zu den Initiatoren der Münchner Räterepublik. Ein verschrobener, netter Kaffeehausliterat plötzlich an der Spitze der Revolution. Die darauf folgenden Jahre in Haft, sein Wille, sich nicht brechen zu lassen, seine schon anfangs klare Sicht auf die kommende Gefahr der Nationalsozialisten, all dies taucht in Gedichten, Texten und ihren neuen Vertonungen auf. Bis zu Mühsams Tod im KZ.

Eine gelesene, gesungene und auf Gitarren gespielte Biografie mit dem Ziel, mal wieder die Texte von Erich Mühsam in die Hand zu nehmen und zu lesen: »Drum will ich Mensch sein, um zu dichten, / will wecken, die voll Sehnsucht sind, / dass ich im Grab den Frieden find / des Schlafes nach erfüllten Pflichten.«


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