Wenn in Dresden wie im vergangenen Februar Neonazis aus ganz Europa aufmarschieren, sind die meisten Bürger zurecht empört. Doch auch unter ihnen haben nicht Wenige fremdenfeindliche Einstellungen fest verinnerlicht, ohne, dass sie sich dessen bewusst sind. »Wer keinen deutschen Namen trägt, wird Tag für Tag mit Alltagsrassismus konfrontiert«, meint Timm Köhler, der das Seminar »Gegenargument« leitet. Es ist eines der vielen Veranstaltungen der 25 Vereine und Einrichtungen, die bei den Internationalen Wochen gegen Rassismus auf das Problem aufmerksam machen wollen.
Wenn in Dresden wie im vergangenen Februar Neonazis aus ganz Europa aufmarschieren, sind die meisten Bürger zurecht empört. Doch auch unter ihnen haben nicht Wenige fremdenfeindliche Einstellungen fest verinnerlicht, ohne, dass sie sich dessen bewusst sind. »Wer keinen deutschen Namen trägt, wird Tag für Tag mit Alltagsrassismus konfrontiert«, meint Timm Köhler, der das Seminar »Gegenargument« leitet. Es ist eines der vielen Veranstaltungen der 25 Vereine und Einrichtungen, die bei den Internationalen Wochen gegen Rassismus auf das Problem aufmerksam machen wollen.
Timm Köhler ist der Ansicht, dass rassistische Tendenzen in der breiten Bevölkerung sogar wirkmächtiger sind als organisierte Neonazis, die auf die öffentliche Meinung Einfluss nehmen wollen. In dem Seminar, das er zusammen mit der Psychologin Katrin Reimer leitet, vermittelt er Strategien für den Umgang mit rechtsextremem Gedankengut. Wichtig sei es, im Gespräch konkret zu werden, nachzufragen, was genau der Andere meint. »Durch Themen-Hopping springen Rechtsgesinnte von einem Problem zum anderen, ohne dabei ins Detail zu gehen. Soziale Probleme der Gesellschaft werden personalisiert in Form von Ausländern. Sie werden für alle Probleme verantwortlich gemacht.«
Mit seiner Arbeit kämpft Köhler gegen den alltäglichen Rassismus. »Andere Projekte, die sich mit den Argumentationen von Rechtsextremen auseinandersetzen, gingen uns nicht weit genug. Dort wurde immer nur vermittelt, dass unser Land Ausländer braucht, weil auch sie arbeiten und Steuern zahlen.« Das Problem dabei ist die Gegenüberstellung von Deutschen und Ausländern, die einer solchen Argumentation implizit ist. Köhler hat ein anderes Demokratieverständnis. »Das war uns zu einfach. Man kann nicht verschweigen, dass es soziale Probleme gibt. Doch die können nicht abgeschoben werden, sondern müssen hier gelöst werden.« Einen Masterplan, wie man auf rechtsextreme Aussagen reagieren soll, gebe es nicht. »Das ist abhängig von der Situation und wie sehr der Gesprächspartner in seinem Weltbild gefestigt ist.« Wenn dieser sich überhaupt nicht auf neue Argumente einließe, sei eine Diskussion sinnlos. »Wird jedoch jemand in der Öffentlichkeit rassistisch beschimpft, ist es wichtig, sich zu positionieren, um zu zeigen: Du bist nicht allein.«
Timm Köhlers Seminar ist nur eine der zahlreichen Veranstaltungen vom 15. bis 28. März. Die Projekte, Lesungen und Seminare klären auf über Islamfeindlichkeit, Rechtsextremismus beim Fußball, Antiziganismus, Gewaltprävention und interkulturellen Austausch. Das Theater der Jungen Welt und die Kinobar Prager Frühling beteiligen sich mit Theaterstücken und Filmen an dem Programm.