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Kultur

Die Zähmung des Widerspenstigen

Der Briefwechsel zwischen Thomas Bernhard und Siegfried Unseld: Ein veritables Psychodrama

  Die Zähmung des Widerspenstigen | Der Briefwechsel zwischen Thomas Bernhard und Siegfried Unseld: Ein veritables Psychodrama

An dieser Stelle präsentieren wir jeden Monat das Buch des Monats. Zu finden ist dieses dann bei Lehmanns in der Grimmaischen Straße 10, in einem exklusiven und eigens für den kreuzer eingerichteten Regal im Eingangsbereich.

An dieser Stelle präsentieren wir jeden Monat das Buch des Monats. Zu finden ist dieses dann bei Lehmanns in der Grimmaischen Straße 10, in einem exklusiven und eigens für den kreuzer eingerichteten Regal im Eingangsbereich.


»Ich kann nicht mehr«, lautete das Eingeständnis Siegfried Unselds, geschrieben an Thomas Bernhard Ende 1988. Da hatte man nicht nur fünfundzwanzig Jahre gemeinsam um Bücher gerungen, sondern auch diverse Skandale und Preise überlebt. Es war der letzte Brief, den Unseld an Bernhard richtete. Bernhard telegrafierte umgehend: »Dann streichen Sie mich aus Ihrem Verlag und aus Ihrem Gedächtnis. Ich war sicher einer der unkompliziertesten Autoren, die Sie jemals gehabt haben.«

Autor-Verleger-Beziehungen sind selten harmonische Veranstaltungen. Häufig sind auf beiden Seiten ausgewachsene Exzentriker am Werk, die ihre Interessen zu verteidigen wissen. Letzteres gilt in besonderem Maße für den Verleger Unseld und seinen Autor Bernhard. Mit dem Erscheinen von dessen »Frost« 1963 beginnt eine ebenso fruchtbare wie aufreibende Zusammenarbeit. Der sorgsam edierte Briefwechsel macht deutlich, wie sich Taktik und Spiel, Raffinement und Geschäftssinn zu einem veritablen Psychodrama, gelegentlich sogar zu einem Fast-Zerwürfnis steigern.

Bernhard macht – mit der ihm eigenen »erpresserischen« Art – auf seine finanziellen Ansprüche aufmerksam und fordert zugleich Anerkennung ein. Unseld wirbt und beschwichtigt, betont geduldig, gelegentlich herablassend, aber immer mit dem Ziel, auch den Verlag ins Recht zu setzen. Und trotzdem wissen beide, dass sie ohneeinander nichts sind, dass sie ihre Eitelkeiten beherrschen müssen. Am Ende sind es mehr als fünfhundert Briefe, Postkarten und Telegramme, ergänzt durch Unselds Aufzeichnungen und »Reiseberichte«. Sie zeugen von einer einzigartigen Literaturbesessenheit, von einer für beide unentbehrlichen »Poesie des Ökonomischen«. Mehr kann man von einem Autor und seinem Verleger nicht verlangen.


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