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Kultur

Das Wunder Kino

Spiel mit dem Augenklavier: Das Festival »Solo für Licht«

  Das Wunder Kino | Spiel mit dem Augenklavier: Das Festival »Solo für Licht«

Solo für Licht« war schon immer mehr als ein Stummfilmfestival. Bereits in seiner ersten Ausgabe irritierte es mit dem Titel »Stumme Filme von 1919–2007«. Beim letzten Mal lockte es den Zuschauer in die »Blickfalle«. Und dieses Jahr orgelt es auf der »Augenklaviatur«. Entlehnt ist dieser Begriff dem 1740 erschienenen Buch »L’optique des couleurs« von Louis-Bertrand Castel, das auf Deutsch als »Das Augenklavier« erschien. Darin formulierte er die Idee eines Apparates, der mittels Lichteffekten ein musikalisches Empfinden erzeugt.

Solo für Licht« war schon immer mehr als ein Stummfilmfestival. Bereits in seiner ersten Ausgabe irritierte es mit dem Titel »Stumme Filme von 1919–2007«. Beim letzten Mal lockte es den Zuschauer in die »Blickfalle«. Und dieses Jahr orgelt es auf der »Augenklaviatur«. Entlehnt ist dieser Begriff dem 1740 erschienenen Buch »L’optique des couleurs« von Louis-Bertrand Castel, das auf Deutsch als »Das Augenklavier« erschien. Darin formulierte er die Idee eines Apparates, der mittels Lichteffekten ein musikalisches Empfinden erzeugt.

In immer neuen Variationen erkundet »Solo für Licht« die Grunderfahrungen des Wunders Kino: Welche Bilder und Töne in welchen Rhythmen reizen in welcher Weise unsere Synapsen und bewirken welches Kinoerlebnis, welches Abbild von Wirklichkeit und welche Wahrheit?

»Unser Anspruch an das Programm war eine hohe Qualität mit einer niedrigen Einstiegsschwelle«, sagt Sven Wörner von der Cinémathèque Leipzig. So gibt es als leichte Kost auch dieses Jahr den klassischen Stummfilm zu sehen, allerdings immer mit einer besonderen Note: »Metropolis« wird in seiner neu restaurierten Fassung gezeigt und von Franz Danksagmüller elektronisch begleitet. Für die Begleitung des Ur-Gangsterfilms »Underworld« kommt eigens eine sechsköpfige Formation zusammen. Und »Raskolnikow« von »Caligari«-Regisseur Robert Wiene wird in der seltenen 150-Minuten-Version per neu restaurierter Kopie des Niederländischen Filmmuseums gezeigt; die übersetzten Zwischentitel werden live eingesprochen und das Ensemble Marges spielt dazu Kammermusik.

Abstrakter wird es nicht nur bei den Leipziger Musikhochschülern, die bei freiem Eintritt zu den experimentellen Kurzfilmen von Maya Deren improvisieren, sondern auch beim »Konzert für Licht und Piano«. Dabei spielt der Leipziger Komponist Steffen Schleiermacher Musik des Avantgardisten John Cage zu den Kurzfilmen des Bauhaus-Künstlers László Moholy-Nagy.

Bei 19 exquisiten Programmen mit einem Eintrittspreis von 5 bis 13 € ist die Dauerkarte von 50 € eine Empfehlung wert – auch deshalb, weil sie die Hemmschwelle senkt, um auch die wagemutigen vier »Expander«-Programme im Reich der Metaphysik zu erkunden. Hier läuft zum Beispiel der Experimentalfilm »La région centrale« von Michael Snow aus dem Jahr 1971. Drei Stunden lang schwenkt die Kamera in 360° über eine einsame Landschaft im nördlichen Quebec. Mehr nicht. Und trotzdem schwärmt Sven Wörner: »Man wird völlig hineingesogen. Das ist wie ein Trip, wie ein Delirium.« Im Wunder Kino steckt eben Suchtpotenzial. Und »Solo für Licht« steckt voller Verführungen.


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