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Kultur

Bürgerschreck Wagner

Die Wagner-Festtage holen Richard vom Sockel

  Bürgerschreck Wagner | Die Wagner-Festtage holen Richard vom Sockel

Ist Wagner überhaupt ein Mensch? Ist er nicht eher eine Krankheit?« Recht hatte Nietzsche! Immerhin war Wagner doch Hitlers Lieblingskomponist! Und obendrein ein verbissener Antisemit! Man denke nur an seinen Aufsatz »Über das Judenthum in der Musik«. Und wer genau hinhört, erkennt das »nazistische Element« allein schon in den Noten. Das schrieb zumindest der Exilant Thomas Mann, obwohl er Wagner einst verehrte. Mit seinem vernichtenden »Versuch über Wagner« erging es auch Adorno so. Wer sich an Wagner versucht, der beißt sich schnell die Zähne aus.

Ist Wagner überhaupt ein Mensch? Ist er nicht eher eine Krankheit?« Recht hatte Nietzsche! Immerhin war Wagner doch Hitlers Lieblingskomponist! Und obendrein ein verbissener Antisemit! Man denke nur an seinen Aufsatz »Über das Judenthum in der Musik«. Und wer genau hinhört, erkennt das »nazistische Element« allein schon in den Noten. Das schrieb zumindest der Exilant Thomas Mann, obwohl er Wagner einst verehrte. Mit seinem vernichtenden »Versuch über Wagner« erging es auch Adorno so. Wer sich an Wagner versucht, der beißt sich schnell die Zähne aus.

Wen wundert es da, dass Leipzig sich mit dessen Erbe schwertut? Zwar erblickte Richard Wagner am 22. Mai 1813 am Brühl das Licht der Welt, besuchte die Nikolai- und Thomasschule, erhielt beim Thomaskantor Kompositionsunterricht, studierte an der Universität Musik und ist durch berühmte Aufführungen untrennbar mit der Stadt verbunden. Aber, mit den Worten von Hans Mayer: »Wer sich mit Richard Wagner abgibt, muss sich auf das Ganze einlassen.« Und dieses Ganze ist eben komplizierter als bei Bach, Mendelssohn und Schumann.

Doch wie, zum Teufel, soll man sich Wagner heute auf eine kluge Weise nähern? Ganz sicher nicht, wie es der alteingesessene, konservative Richard-Wagner-Verband Leipzig e. V. tut, indem er Vorträge veranstaltet und verbissen die lokale Deutungshoheit an sich reißt. Viel aufgeklärter ist da der Wagner-Denkmal e. V., der am 200. Geburtstag eine zeitgenössische, nicht-mythologisierende Erinnerungsstätte einweihen will, die auf dem Sockel des unvollendeten Wagner-Denkmals von Max Klinger aufbaut.

Die wildeste Wagner-Verehrung betreibt jedoch Die Richard Wagner Gesellschaft Leipzig 2013 e. V. mit ihren jährlichen Wagner-Festtagen. Da geht es zur Speisung mit »Wagner-Brühe« hoch auf den Fockeberg, den »Grünen Hügel Leipzigs«, wo bis 2013 ein »Festes Spielhaus« entstehen soll – der Grundstein ist schon gelegt. Da wird über »Schwarze Romantik« des »Bürgerschrecks Wagner« referiert. Da spielt das LeipJAZZig-Orkester »Opern ohne Worte«. Und nicht zuletzt dirigiert da im Westwerk der neue Vereinsvorsitzende und Universitätsmusikdirektor David Timm beim »R(h)einfeiern« den ersten Aufzug der »Walküre«, bevor es zum »Disko Grieg« übergeht.

Wer vor Wagner immer noch zurückscheut aus Angst, er könne sich mit dessen Antisemitismus infizieren, der lese die vorzügliche Doktorarbeit des Rundfunkjournalisten Dieter David Scholz. Den luden auch die letzten Wagner-Festtage ein, um Richard endlich neu zu entdecken – mit Wagner-Brühe und R(h)einfeierei!


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