Der Kapitalismus gilt gemeinhin nicht als Vorreiter ethischer Fragen, zu allgegenwärtig scheint seine Profitgier. An der Handelshochschule Leipzig (HHL) wollen nun namhafte Gäste in der Diskussionsrunde »So etwas tut man nicht...« den Zwiespalt zwischen Gewinnorientierung und Moral in der modernen Wirtschaft erörtern. Los geht es am Dienstag mit dm-Gründer Götz Werner, der als »guter Kapitalist« gilt, sich für das bedingungslose Grundeinkommen einsetzt und in unserem Interview moralisches Handeln zum Wettbewerbsfaktor erklärt.
Der Kapitalismus gilt gemeinhin nicht als Vorreiter ethischer Fragen, zu allgegenwärtig scheint seine Profitgier. An der Handelshochschule Leipzig (HHL) werden namhafte Gäste wie der langjährige Nestlé-Generaldirektor Helmut Maucher, Sylvia Schenk, die ehemalige Vorsitzende von Transparency International und dm-Gründer Götz Werner in der Diskussionsrunde »So etwas tut man nicht ...« den Zwiespalt zwischen Gewinnorientierung und Moral in der modernen Wirtschaft erörtern. Lange schon ist Götz Werner mit diesem Thema vertraut. Er gilt als »guter Kapitalist«, engagiert sich für ein bedingungsloses Grundeinkommen und spricht hier über den Wettbewerbsfaktor moralisches Handeln.
kreuzer: Können es sich Unternehmen im Konkurrenzkampf überhaupt leisten, auf ethische Aspekte Rücksicht zu nehmen?
Götz Werner: Sie müssen es sich leisten. Denn kein Unternehmen kann es sich erlauben, die Know-why-Frage langfristig zu vernachlässigen. Die Antwort auf diese Frage, warum man etwas tut, ist stets für die Mitmenschen. Wirtschaft ist das Miteinander-Füreinander-Leisten. Wer moralische und ethische Aspekte ignoriert, gefährdet die eigene Zukunftsfähigkeit.
kreuzer: Nach welchen Leitlinien haben Sie als Unternehmenschef gehandelt?
Werner: Die zentrale Frage ist: Ermögliche ich durch mein Handeln die Initiative anderer? Menschen wollen etwas leisten und über sich hinauswachsen. Dafür muss ein Unternehmer die Plattform schaffen, dann stellt sich der Erfolg von selbst ein. Je mehr Menschen in einem Unternehmen eigenverantwortlich handeln, desto unternehmerischer und kundenorientierter entwickelt es sich. Ich würde nicht versuchen, andere zu einem bestimmten Verhalten zu motivieren. Jeder Mensch kann sich nur selbst motivieren. Führungskräfte müssen dafür sorgen, dass diese Motivation nicht durch Druck oder externe Motivation zerstört wird.
kreuzer: Inwieweit werden Themen wie Entlassungen und ökologische Standards in der Wirtschaft überhaupt als moralische Probleme wahrgenommen?
Werner: Wer bei solchen Entscheidungen nur die eigene Gewinnmaximierung bedenkt, handelt nicht unternehmerisch. Der Grund ist einfach: Ein Unternehmer muss die Bedürfnisse seiner Kunden antizipieren. Und die Kunden wollen heutzutage wissen, mit wem sie es zu tun haben. Sie sind viel sensibler dafür geworden, ob ein Unternehmen sich solche moralischen Fragen stellt oder nicht.