Erotische Mensch-Tier-Beziehungen oder der Gegensatz zwischen Reinheit und Tiertalg: Cinemabstruso und die Nacht des radikalen Films machen ihrem Namen auch dieses Jahr wieder alle Ehre. »Es geht darum, auf radikale Weise das Nicht-Greifbare, das Verrückte im Alltag herauszuarbeiten«, sagt Tilman König, der gemeinsam mit seinem Bruder
Karl-Friedrich vor acht Jahren die freie Filmgruppe Cinemabstruso gründete.
Erotische Mensch-Tier-Beziehungen oder der Gegensatz zwischen Reinheit und Tiertalg: Cinemabstruso und die Nacht des radikalen Films machen ihrem Namen auch dieses Jahr wieder alle Ehre. »Es geht darum, auf radikale Weise das Nicht-Greifbare, das Verrückte im Alltag herauszuarbeiten«, sagt Tilman König, der gemeinsam mit seinem Bruder Karl-Friedrich vor acht Jahren die freie Filmgruppe Cinemabstruso gründete.
Die Gruppe ist ein Netzwerk von und für Filmschaffende, die Lust an einer freien und selbstbestimmten Arbeit haben. Da ihnen nicht allein an der Realisierung eigener Ideen gelegen ist, riefen die Veranstalter vor fünf Jahren die »Nacht des radikalen Films« ins Leben. Fernab vom Zwang zur Wirtschaftlichkeit und vom Quotendiktat möchten sie damit all jenen Filmemachern ein Raum geben, die sich nicht den dramaturgischen und technischen Standards vieler Festivals unterordnen wollen.
Gab es im ersten Jahr noch keine Einreichungen, landeten 2010 über 100 Filme beim Festivalteam – auch aus dem Ausland. Neben Russland, Tschechien, Finnland, Großbritannien kommen die Filme hauptsächlich aus Österreich und den USA, aber auch aus Japan. Der 20-jährige Tatsuya Fujimoto aus Tokio hat zum ersten Mal seinen Film »Bakumei« eingereicht. Der Grund dafür ist ganz einfach: »Ich möchte, dass meine Filme nicht nur auf YouTube angeschaut werden.«
Das Filmfest bietet eine Möglichkeit, Filme und Publikum zueinanderzubringen, wenngleich es für die Filmemacher nicht das Sprungbrett in die weite Welt sein wird. Auch wenn sich Informationen über die Nacht des radikalen Films bis nach Japan verirren, ist das Festival außerhalb von Leipzig bislang kaum bekannt.
Am ersten der zwei Festivaltage werden die Einreichungen aus dem Internationalen Wettbewerb gezeigt. Die »Goldene Linse« dürfen sich die Filmemacher nach einer hoffentlich heiteren Diskussionsrunde selbst verleihen. Im Open Screening am Samstag kann jeder, der will, seinen eigenen Film vorstellen – dieses Mal darf das Publikum entscheiden, was gelungen ist und was nicht.
Erstmals werden auf dem Festival mit dem Sommerfilmpreis nicht nur fertige Filme, sondern auch Filmkonzepte prämiert, der Verein Cineart verleiht den bislang vom Verein Sommerfilm organisierten Preis. Eine hochkarätige Jury – Tilman König, Holm Tadikken, der Produzent von Neufilm Leipzig und Annegret Richter, die Leiterin des Animationsfilmprogramms der Dokfilmwoche – entscheiden, an wen die 1.500 Euro Preisgeld gehen.
An seinem fünften Geburtstag steht das junge Festival noch auf wackeligen Beinen. Man darf gespannt sein, welchen Weg in Richtung Professionalität die Nacht des radikalen Films einschlagen wird – ob die Veranstalter es schaffen, mit ihrer Vorliebe für Abseitiges mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, oder der Versuchung erliegen, sich irgendwann anzupassen.