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Gewünschte Ereignisse

Kofferpacken im Taunus

Der Suhrkamp-Verlag feiert seinen Neubeginn in Leipzig

  Kofferpacken im Taunus | Der Suhrkamp-Verlag feiert seinen Neubeginn in Leipzig

Ereignisse, die wir uns gewünscht haben: Zum 20-jährigen kreuzer-Jubiläum haben wir Meldungen geschrieben, die wir immer schon mal schreiben wollten.

Wow! Das ist wie Buchmesse mitten im Januar«, rief ein Kollege aus. Peter Handke war da, Durs Grünbein, Hans Magnus Enzensberger, Sibylle Lewitscharoff, Dietmar Dath, selbst der Dresdner Uwe Tellkamp reiste an – in provokantem Schwarz-Gelb. Sie alle waren gekommen, um den Suhrkamp-Verlag nach seinem Umzug von Frankfurt am Main nach Leipzig in der Eisenbahnstraße zu begrüßen. »Unser Haus gehört dahin, wo das intellektuelle Leben ist«, feierte Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz noch einmal ihre Entscheidung. Heute befinde sich »das Labor eben in Leipzig« – so wie es in den sechziger Jahren einmal Frankfurt gewesen sei. Überraschungsgast Martin Walser nippte versonnen lächelnd an seinem Rotkäppchen-halbtrocken-Glas.

Vergessen, dass das Schicksal der Buchstadt fast schon besiegelt schien, genauso wie der Streit um die Subventionen aus dem Aufbau Ost, mit denen Party-OBM Burkhard Jung (SPD) – Motto: »arm, aber sexy« – das traditionsreiche Verlagshaus hergelockt haben soll. »Heute ist ein guter Tag für Leipzig, ein sehr guter sogar«, verkündete Jung, der gemeinsam mit Simone Thomalla gekommen war, vor der Kamera eines deutsch-französischen Kulturkanals. Unter den Heizpilzen im Innenhof des Übergangsdomizils herrschte derweil Ausgelassenheit – selbst beim Suhrkamp-Personal, das den Umzug vor Monaten noch mehrheitlich abgelehnt hatte. Mittlerweile wollen die meisten Mitarbeiter ihre Einfamilienhäuschen im Taunus verkaufen und dauerhaft in eine der billigen Fünf-Zimmer-Wohnungen im Waldstraßenviertel ziehen.

Wo der Verlag seinen endgültigen Sitz in der Stadt haben wird, ist noch offen. Der OBM habe Berkéwicz neben dem Plagwitzer Felsenkeller unter anderem die MuKo angeboten, die dafür ohne Weiteres geschlossen werden könne, wie Kulturamtsmitarbeiter nach dem dritten Sternburg Export raunten. Der Verlag ließ das Szene-Bier auf seiner Feier ausreichen – als »Würdigung der kreativen Atmosphäre dieser Kulturstadt, die jetzt da anschließt, wo sie mit dem Zweiten Weltkrieg aufzuhören gezwungen war«, wie es hieß.

Ein taz-Journalist sinnierte an einem der improvisierten Tresen über einen ganz neuen, bisher ungekannten Leipziger Stil, der Glamour und Diskurs, Nerds und die alte Suhrkamp-Kultur miteinander verbinde: »Da kann man als Berliner direkt neidisch werden.«

Robert Schröpfer


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