Leipzig Fernsehen war als erstes da. Während Kulturbürgermeister Michael Faber noch in die Kamera gratulierte und dem Stadtmagazin mehr Fingerspitzengefühl wünschte, baute im Hintergrund der Chefredakteur mit den Kollegen die Feier-Ausstattung auf. Und dann ging sie auch schon los: Unsere 20-Jahre-kreuzer-Party in der Moritzbastei.
Burkhard Jung sang. Darüber, dass die Stadt alt wird. Das würde ja passen, sprach er. Auch der kreuzer wird nicht jünger. Das muss man feiern. Und zum 20. Geburtstag kamen sie alle. Alte Bürgermeister, neue Bürgermeister, Musiker, Schriftsteller, Theaterintendanten, alte Helden, neue Helden. Zum Gratulieren, zum Händeschütteln und Geschenke überreichen. Unser Lieblingspräsent: Zwölf Frühstücksbrettchen von der LVZ, mit Chilischoten drauf und überreicht von den Kollegen Guido Schäfer und Mark Daniel.
Die Moderatoren der Geburtstagsrevue, Franziska Wilhelm und Donis, nahmen sie stellvertretend entgegen und hörten sich auch gern all die Ständchen an, die dargeboten wurden. Neben Oberbürgermeister Burkhard Jung sang unser Klassik-Redakteur gleich selbst Freddy Quinn, und L.A. Love glitzerten und glänzten als Showband.
Nebenan saß Clemes Meyer und trank Wodka auf der Lese-Couch. Oder tranken die Moderatoren Wodka? Oder alle? Gerüchteweise wurde hier ständig der Schnaps mit dem Wasser verwechselt. Ulrike Almut Sandig las Liebesgedichte für den kreuzer, Hassgedichte für die LVZ. Eigentlich sollte der wohl derzeit bekannteste Autor der Stadt aus seinen Werken lesen, aber die kennen ja doch schon alle. Also musste William Shatner herhalten: die Autobiografie von Käpt'n Kirk. Clemens Meyer lieh ihm seine Stimme, und alle wollten danach das Buch, das doch längst ausrangiert wurde. Schlimmer noch: Danach kam die Biografie von Margot Käßmann dran, die dank Meyers Vortragskunst zu etwas nahezu Rührendem wurde. Am Ende wurde sie von Leipzigs Literaturbeauftragtem Claudius Nießen höchstselbst nicht nur verrissen, sondern gleich zerrissen. Damit niemand auf die Idee käme, das Käß'-Blatt mit nach Hause zu nehmen.
Lustig auch: The Fuck Hornisschen Orchestra, das, obwohl der kreuzer doch noch nie ihre DVD besprochen hat (Dies sei hiermit nachgeholt: tolle DVD, ganz große Unterhaltung aus der Witzekiste), brav zum Geburtstag gratulierte - mit eigenem Ständchen und dem einst für den kreuzer geschriebenen Welthit Costa Cospuda.
Währenddessen versteigerte der Geschäftsführer Egbert Pietsch zwischen den Bühnen alte, rare kreuzer-Hefte, Bonbons aus der 20-jährigen Geschichte. Die erste kreuzer-Ausgabe ging für 20 Euro an einen Inkasso-Beauftragten, der sich vorher ein Bieterduell mit Michael Faber lieferte. Da fehlte ihm wohl ein wenig das Fingerspitzengefühl, unserem Kulturbürgermeister.
Schon Stunden vor der MB-Kellerparty wurde auf dem Oberdeck angestoßen. Hier feierten die geladenen Gäste mit dem betrunkenen Kapitän und seiner Crew, Sturmböen, kleinem Unterhaltungsprogramm und großen Rednern. Besonders die Ansprache des ehemaligen Bürgermeisters Wolfgang Tiefensee sorgte für Erheiterung - und hier und da für ein paar entrückte Blicke. Vom kreuzer auf Kreuzfahrt in Klassenzimmern und vom Blumenstrauß auf Strauß-Kahn - oder war es anders herum? - darauf muss man erstmal kommen.
Zum Schluss wurde getanzt, auf mehreren Etagen. Allerdings viel zu wenig, scheinbar wird auch der kreuzer-Leser nicht mehr jünger oder nachts halt nicht mehr alt. Es gab: Auftritte von Computer says no, Me and the White Tiger, Here is why und ein zweistündiges Brockdorff-Klang-Labor-Konzert. Danach schien die Tanzlust vieler Gäste komplett befriedigt. Um 4 Uhr hieß es: Schotten dicht. Aber es wäre wohl nicht der kreuzer, wenn sich daran alle halten würden. Donis führte die Übriggebliebenen und nicht Totzukriegenden noch ins Flowerpower. Absolutes Ende dann gegen elf: Geschäftsführer Pietsch, Ex-Chefredaktuer Björn Achenbach, Sergej Klang und Donis verlassen einen geenterten Privatbalkon in der Südvorstadt. Gute Nacht. Eine gute Nacht war das.
Und nun bitte hier entlang zur Fotogalerie der kreuzer-Geburtstagsparty.