Der Rabbiner Zsolt Balla besuchte das Unikatum Kindermuseum, um über seine Religion zu sprechen. Also über koscheren Wein, die Unterteilung von orthodox und liberal und über »so Löckchen«.
»Was erwarten Sie, wenn jemand zur Tür reinkommt und das einzige, das Sie wissen, ist, dass er orthodoxer Rabbiner ist?«, fragt Zsolt Balla in die Runde. Bei Kerzenschein, Rotwein und Erdnussflips sitzen ungefähr 30 Personen, überwiegend Rentner, im Café des Museums. »Na ich denke an so Löckchen«, antwortet einer. Eine Zuhörerin fügt hinzu, dass sie an einen langen Bart denke und einer anderen Frau fallen Riemen ein, also Gebetsriemen, die von Juden am Kopf oder an den Händen getragen werden. »Und sehe ich so aus?«, fragt der Rabbiner lachend.
Zsolt Balla ist Mitte 30, hat einen modern gestutzten Bart und ist füllig gebaut. Über seinem grauen Pullunder trägt er einen schwarzen Anzug, seine Kippa hat er mit einer Haarspange befestigt. In seiner Hosentasche zeichnet sich ein Smartphone ab. Er ist Rabbiner in der Israelitischen Religionsgemeinde Leipzig. Olaf Schmidt, Kirchenvorsteher der Heilandsgemeinde Lindenau-Plagwitz, hat ihn im Zuge einer Veranstaltungsreihe zum Thema Religionen in Leipzig hierher eingeladen. Interessierte sollen ganz unverbindlich Fragen an die Religionsvertreter stellen können. Parallel dazu findet seit einigen Wochen die Ausstellung »Oh Gott – Eine Reise durch die Welt des Glaubens« im Kindermuseum statt.
Eine Zuhörerin fragt nach dem Unterschied von liberalem und orthodoxem Judentum. Zsolt Balla sagt, dass er nichts von dieser Unterteilung halte. Er selbst sei ein liberaler Mensch, aber orthodox, was seinen Glauben angehe. Der Rabbiner erzählt aus seinem Alltag, wie schwierig es zum Beispiel sei, immer koschere Lebensmittel zu finden. »Koscher« bedeutet übersetzt »rein« und bezieht sich auf die Zubereitung von Speisen und Getränken. Ob der Rotwein, den die Leiterin des Kindermuseums an diesem Abend ausschenkt, koscher ist, weiß er allerdings nicht und verzichtet deshalb lieber.