Zen Zebra sind gerade auf Deutschlandtour. Die erfolgreichste und bestbesuchte, wie sie selbst sagen. Krönender Abschluss soll das Konzert in Leipzig werden.
Vorher haben sie in Orten gespielt, in die sie vorher noch nie einen Fuß gesetzt hatten. »In Köln waren 150 Leute da und haben unsere Texte mitgesungen«, sagt Lars Wollmann. Das war nicht immer so. Bei früheren Auftritten passierte es, dass der Veranstalter nach dem Konzert, zu dem sechs zahlende Gäste erschienen waren, vor den Augen der Band die GEMA-Liste zerriss und sagte: »Dieses Konzert hat niemals stattgefunden.« Doch im letzten Jahr hat sich einiges getan. Obwohl die Band, die man getrost dem Genre Alternative Rock zu ordnen kann, die Aufnahmen für das Album schon Ende 2010 fertig hatte, steht »Awaystation« erst seit diesem Herbst in den virtuellen und begehbaren Plattenläden.
Ihr Management erwies sich als etwas erfolglos bei der Labelsuche. »Erst als wir das selber übernommen haben, ging es schnell«, sagt Marv Endt. Zen Zebra sind das erste Signing auf 45 Records, dem Label der Indieband Blackmail, das ursprünglich nur für die Koblenzer allein gedacht war. »Aber dann merkten sie, dass wir sehr unkompliziert sind und nicht fragen, warum es keinen Schnaps im Backstage gibt«, scherzt Endt. Vor allem lag es aber wohl daran, dass Blackmail-Gitarrist Kurt Ebelhäuser die Songs auch produziert hatte und von den Live-Auftritten der fünf Leipziger begeistert war. »Das war natürlich für uns ein Türöffner«, meint Endt. Aber man solle nicht vergessen, dass auch 45 Records nur ein Ein-Mann-Betrieb ist. Die geöffneten Türen brachten sie auf Platz 2 der Vision-Lesercharts, in die verschiedenen Regionalblätter der Republik und ins White Trash in Berlin – ein Auftritt, von dem später gesagt wurde, das Publikum habe lahm und langweilig rumgestanden. »Davon lassen wir uns nicht verunsichern«, sagt Wollmann. »Wir machen eher Kopfnicker- statt Tanzmusik, da sähe Umhergehüpfe ja auch komisch aus«, fügt Endt an. »Einmal waren ganz vorne zwei pogende Hardcore-Dance-Queens – da fragt man sich, was die so alles reininterpretieren.«
Eine Interpretationssache ist auch das Video zur Single, in dem ein Mädchen tot am Ufer liegt, ein Junge durch eine mondähnliche Landschaft (der Zwenkauer See) rennt und rennt und irgendwas brennt. Das kann man etwas klischeehaft finden. »Meine Mutter war geschockt«, meint Endt, der im Video den Bösewicht spielt. Am Ende passt es aber zur Musik, schließlich thematisiert »Awaystation« vor allem persönliche Problematiken wie Sehnsucht, Flucht und die Kunst des Loslassens.
Ein gemeinsames Werk ist das Album geworden, auch wenn Gitarrist Stefan Heinrich die Band gerade verlassen hat, dafür aber der alte Bassist Benjamin Schmidt als Gitarrist zurückkehrte. »Wir versuchen zu vermeiden, zu fünft Songs zu schreiben«, sagt Endt. »Da hassen wir uns.« Also lagerten sie die verschiedenen Parts aus. Und dass sie ganz wunderbar zusammenspielen, davon kann man sich im UT Connewitz überzeugen.