»Dieses Land geht wirklich vor die Hunde«, sagt der Berufskiller Jackie Cogan (Brad Pitt), als er mit dem Mittelsmann im Auto sitzt und die Details für seinen nächsten Job aushandelt. Die Auftraggeber aus der Glücksspielmafia wollen, dass Cogan die kriminelle Ordnung wieder herstellt, nachdem eine ihrer Pokerrunden ausgeraubt wurde.
Alle denken, dass der Betreiber des illegalen Spielsalons Markie (Ray Liotta) hinter dem Überfall steckt, und Cogan weiß, dass der Verdächtige früher oder später sterben muss – allein schon wegen der »öffentlichen Wahrnehmung«, die auch in diesem Geschäft viel wichtiger ist als das, was wirklich geschah. Aber die zögerlichen Auftraggeber wollen, dass Markie erst einmal zusammen geschlagen wird. Verprügeln ist billiger als Ermorden und auch die Mafia muss sparen. Man schreibt das Jahr 2008. In New Orleans sind die Spuren der Verwüstung auch drei Jahre nach Hurrikan »Katrina« noch deutlich zu erkennen. Die Immobilienblase ist geplatzt und zieht die Weltwirtschaft in den Abgrund. Obama führt gerade seinen »Yes We Can«-Wahlkampf. Die Ambition und Hoffnung, die seine Reden beschwören, wirken wie Hohn auf das trostlose Ambiente, das Andrew Dominik in seiner Gangsterballade »Killing Them Softly« ins Bild fasst. Nicht Markie hat den Überfall organisiert, sondern Frankie (Scoot McNairy) und Russell (Ben Mendelsohn) und wer den beiden nicht sehr hellen Kleinganoven bei der Arbeit zuschaut, weiß, dass sie in den Mühlen des organisierten Verbrechens wenig Überlebenschancen haben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Cogan sie aufspürt. Cogan ist ein Killer mit einem eigenen Berufsethos. Er hat keinen Spaß daran, seine Opfer leiden zu sehen, und versucht sie möglichst unverhofft aus der Distanz auf die »sanfte« Art zu töten. Cogan begreift sich als Vollstrecker des Unausweichlichen. Im Hintergrund hört man Obamas Rede zur Lage der Nation: »Wir müssen Maßnahmen ergreifen, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Wir wollen diese Maßnahmen nicht, aber wir müssen jetzt handeln.«
Immer wieder verlinkt Dominik seine tiefschwarze Gangstergeschichte, die auf dem Roman von George V. Higgins aus dem Jahre 1974 beruht, mit der politischen Rhetorik des Wahlkampf- und Wirtschaftskrisenjahres. Die verzweifelten Hoffnungsbotschaften Obamas werden mit der unaufhaltbaren, gewaltsamen Dynamik der Unterwelt kontrastiert, in der der Ehrenkodex längst von ökonomischem Pragmatismus abgelöst wurde und die Wirtschaftskrise auch in der Mafia-Hierarchie zu Verunsicherungen und Sparmaßnahmen geführt hat. Während Cogan in der letzten Szene des Films erfährt, dass die Auftraggeber mit Verweis auf die Krise sein Honorar um ein Drittel gekürzt haben, beschwört Obama in einer Fernsehansprache die Einheit des Landes. »Amerika ist kein Land«, brüllt Cogan den Mittelsmann an, »Amerika ist ein Business. Und jetzt gib mir mein verdammtes Geld!« – ein Credo, das sicherlich vielen US-Bürgern aus dem Herzen spricht.