Und schon wieder geben sich unterhaltsame wie tragische Männerfiguren auf der großen Leinwand ihr Stelldichein: Ob nun Bradley Cooper, der sich nach einem Aufenthalt in der Psychatrie auf charmante Weise in den Alltag zurückkämpft, oder John Hawkes als gelähmter 38-Jähriger, der sein erstes Mal erleben möchte. Und Paul Dano gibt mit trauriger Miene einen gescheiterten Rockmusiker, der keine Bindung zu seiner Tochter aufbauen kann.
Pat (Bradley Cooper) hat sich nach einer gescheiterten Ehe, einem Totalzusammenbruch und einem Aufenthalt in der Psychiatrie wieder bei seinen Eltern (Jacki Weaver, Robert De Niro) eingerichtet. Tagsüber joggt er im schwarzen Müllsack durch die Straßen seiner kleinen Heimatstadt und überlegt sich Strategien, seine Exfrau zurückzugewinnen. Nachts liest er eben jene Bücher, die seine Ex als Highschool-Lehrerin im Unterricht behandelt – und wirft sie bei Missfallen eben auch mal durch das geschlossene Fenster. Daran merkt man schon, dieser Pat, der sich nur langsam zurück in den Alltag kämpft, ist nicht nur unsicher, er ist vor allem jähzornig. Das ändert sich, als die ebenso verstörte wie mysteriöse Jung-Witwe Tiffany (Jennifer Lawrence) in sein Leben tritt. David O’Russell (»The Fighter«) erzählt, unterstützt von einem starken Schauspielerensemble, eine kleine, fast schon unaufgeregte Familiengeschichte. Die Intimität, die auf der Leinwand zwischen den Charakteren fehlt, wächst dagegen von Minute zu Minute zwischen uns als Zuschauer und den liebenswürdigen Charakteren. »Silver Linings« ist eine leichtfüßige Mischung aus Screwballcomedy, ohne wie so oft in diesem Genre ins Lächerliche abzudriften, und einem handfesten Drama über bipolare Störungen und schwere Depressionen. Die vollständige Kritik von Anna Wollner finden Sie im aktuellen kreuzer. »Silver Linings« läuft in den Passage Kinos und im CineStar.
Diese Einsicht kommt reichlich spät: Joby Taylor (Paul Dano) möchte, nachdem er vor allem mit Abwesenheit glänzte, die Zeit mit seiner sechsjährigen Tochter (Shaylena Mandigo) nachholen. Auf zurückhaltende Weise folgt So Yong Kim (»Treeless Mountain«) ihrem gebrochenen Protagonisten durch eine winterkalte, amerikanische Kleinstadt auf seiner Suche nach sich selbst. Eine Kritik zum Film finden Sie in der Januarausgabe des kreuzer. »For Ellen« läuft in der Cinémathèque in der naTo.
Jung, verliebt und unbeschwert reisen Nica (Hani Furstenberg) und Alex (Gael Garcia Bernal) im Sommer vor ihrer Hochzeit in das einsame, georgische Kaukasusgebirge. Ein Bergführer (Bidzina Gujabidze) begleitet sie durch eine abgelegene, atemberaubende Wildnis. Doch dann bringt eine unbedachte Geste, ein flüchtiger Augenblick, ihre Wertvorstellungen völlig aus dem Gleichgewicht. »The Loneliest Planet« startet in der Schaubühne Lindenfels.
»Seit ich der Kunst begegnet bin, ist diese Zelle für mich ein Gefängnis geworden.« Mit diesem Satz endet »Cäsar muss sterben«. Viele Menschen sind zur Aufführung von Shakespeares »Julius Cäsar« gekommen, es hat viel Applaus gegeben. Doch was nutzt der, wenn der Vorhang längst gefallen ist? Aufführungsort ist ein Gefängnis in Rom, die Darsteller sind Häftlinge. Ein halbes Jahr lang proben sie für ihren großen Auftritt und es wird offensichtlich, wie stark ihnen ihre Rollen zusetzen. Freundschaft, Verrat, Macht, Freiheit und Zweifel – all diese im Stück behandelten Themen haben die Kriminellen in ihrem Leben intensiver erlebt als der gewöhnliche Hollywoodschauspieler. Von Verbrechen und Mord ganz abgesehen. So haben die beiden großen Brüder des italienischen Kinos Paolo und Vittorio Taviani mit ihrem auf der Berlinale ausgezeichneten und für den Oscar nominierten halb-dokumentarischen Film, bei dem sie ihr Drehbuch mit tatsächlichen Häftlingen umsetzten, ein Werk über die Kunst geschaffen. »Cäsar muss sterben« ist in der Kinobar Prager Frühling zu sehen, die ganze Kritik finden Sie im Januar-kreuzer.
2010 wurde der in Belgrad geborenen Performance-Künstlerin Marina Abramovic eine Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art gewidmet. In den Monaten vor und während der Ausstellung begleitete Matthew Akers die Künstlerin und zeichnet mit seinem Film das hypnotisierende Porträt einer Grenzgängerin! »Marina Abramovic: The Artist Is Present« läuft in der Kinobar Prager Frühling.
Auf offener Straße werden fünf Menschen kaltblütig erschossen. Da alle Beweise gegen ihn sprechen, wird bald der ehemalige Scharfschütze James Barr (Joseph Sikora) in U-Haft genommen, in der er bei den Verhören nur einen Satz über die Lippen bringt: »Holt Jack Reacher!« Besagter (Tom Cruise) ist ein genialer Ex-Army-Ermittler und zynischer Einzelgänger, der noch immer auf Verbrecherjagd ist. »Jack Reacher« läuft im CineStar und im Regina Palast.
In Ben Lewins Dramödie »The Sessions« plant der seit seiner Kindheit an Kinderlähmung erkrankte Mark O'Brien sein erstes Mal. Anna Wollner hat sich angesehen, wie Mark das anstellt.
Unser Autor Martin Schwickert hat sich mit dem österreichischen Filmemacher Ulrich Seidl getroffen und mit ihm über seinen neuen Film »Paradies: Liebe« gesprochen.
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Wie immer: Gute Unterhaltung im Kinosessel!