Grotesk, skurril, sarkastisch. Das war der Mittwochabend im Leipziger Centraltheater. Ein passender Ort, denn etwas Theatrales hatten alle drei Bands zu bieten.
Hans Unstern kratzte den Abend gebührend ein. Er rezitierte atemlos Wortfetzen, die sich voller Widerspruch zu einem wunderschönen Wollknäuel verwoben. Wohl wird er recht haben mit der Feststellung: »Ihr seid vollgefressen, satt, wollt nur noch Ungenießbares.« Dankbar haben wir seinen bitteren Brei geschluckt. Auf zahlreichen selbstgebauten Saiten- und Schlaginstrumenten spielten die sechs Musiker nicht weniger kratzige Geräusche dazu – es waren Hybride aus Harfen, Hammerklavieren, Zithern und Stühlen, die faszinierende Töne von sich gaben. Der Berliner Hans Unstern tänzelte dazu mit seinen zwei geflochtenen Zöpfchen, die so gar nicht an Pippi Langstrumpf, sondern eher an die herunterhängenden Hörner des Teufels höchstpersönlich erinnerten, auf der mit Ballons geschmückten Bühne herum und malträtierte seine Gitarre.
Umso größer war der Bruch zu den drei Hamburger Mädels von Die Heiterkeit. Sie kamen, spielten ohne Lust und ohne Ziel und gingen, ohne nennenswerte Gedanken in den Köpfen der Zuhörer zu hinterlassen. Eines muss man ihnen aber lassen: Die langsamsten Tocotronic-Lieder wie »Der schönste Tag in meinem Leben« können sie verblüffend gut nachspielen und auch der tiefe Alt der Sängerin Stella Sommer imitiert perfekt Dirk von Lowtzows Stimme. Nur wollte das Gefühl nicht so recht rüberkommen, die Selbstironie fehlte. Bald verbreitete sich gelangweiltes Gähnen.
Die Exil-Österreicher und Wahl-Berliner von Ja, Panik sorgten mit gutem Rock und einem leider immer etwas entfernt klingenden Sound wieder für Bluthochdruck, trotz der fehlenden zweiten Gitarre. Andreas Spechtl sang von Clemens, den man heute nicht erreichen kann, und von Sebastian, der täglich zum Rauchen in the rain steht, und anderen Begebenheiten des Lebens in deutsch-englischen Satzfragmenten. Da ist es wieder, das Augenzwinkern, das der Heiterkeit fehlte. Dem Publikum gefällt's, obwohl die gepolsterten Stühle nicht unbedingt das passende Ambiente scheinen, gerade für die alten, lauten Songs, von denen sie überraschend viele spielen. »Na ihr seids scho gar gütig«, bedankt sich Spechtl und legt eine akustisch-intime Version von »Nevermind« nach. Nach vier Stunden guter Musik scheitert die Aftershowparty daran, dass niemand von ihr weiß und alle längst beseelt von dannen gezogen sind.