»Wir haben den Krieg gewonnen, aber den Planeten verloren«, erklärt Jack (Tom Cruise) aus dem Off. Seine Stimme liefert erst einmal eine Gebrauchsanweisung für das Science-Fiction-Szenario, das Joseph Kosinski in seinem Film »Oblivion« entwirft.
Man schreibt das Jahr 2077. Die Menschheit hat eine Invasion der sogenannten Plünderer durch einen Atomkrieg vereitelt und damit ihren eigenen Lebensraum zerstört. Die Überlebenden wurden evakuiert und richten sich auf dem Titan häuslich ein. Nur Jack und seine Lebensgefährtin Vik (Andrea Riseborough) sind noch geblieben, um das Abzapfen lebenswichtiger Ressourcen für die neue Kolonie zu überwachen. Hoch über den Wolken wohnen die beiden in einem blitzsauberen Hi-Tech-Apartment, von dem aus Jack zu regelmäßigen Wartungs- und Reparaturarbeiten zur zerstörten Erde ausreitet. Malerisch ragen dort die Bögen der Brooklyn-Bridge und die Spitze des Empire-State-Buildings aus der wüsten Ödnis heraus. Selbst die postapokalyptische Erdoberfläche wirkt hier wie ein aufgeräumtes Designer-Paradies. Regisseur Joseph Kosinski ist über die Architektur zum Film gekommen und schon sein Kinodebüt »Tron: Legacy« (2010) protzte mit einer durchgestylten, schwarz-weiß-stählernen Bildästhetik, deren optische Brillanz in diametralem Gegensatz zur kruden Geschichte stand. Ähnlich verhält es sich auch in »Oblivion«, für den Kosinski selbst das Drehbuch verfasste. Visuell erstrahlt der Film in feinster CGI-Perfektion. Digital generierte Welten und reale Naturkulissen fließen nahtlos ineinander. Jedes Bild wirkt so aufgeräumt, als hätte ein Feng-Shui-Berater noch einmal Hand angelegt. Diesen um Klarheit bemühten Gestaltungswillen hätte man sich auch bei der Entwicklung der Story gewünscht, die sich zwischen Erkundungsflügen und Feuergefechten anfangs nur schleppend fortbewegt, um dann alle dramaturgische Energie auf eine Plotwendung zu setzen, die weitaus weniger überraschend als geplant daherkommt und darüber hinaus auf fast schon schamlose Weise aus Duncan Jones Science-Fiction-Film »Moon« (2009) geplündert wurde. Als ob mit Tom Cruise, um den der Film (und die beiden bildschönen Nebendarstellerinnen) kompromisslos kreisen, nicht schon genug Ego auf der Leinwand wäre, wird die Figur zu allem Überfluss auch noch genetisch multipliziert. Wenn ein Mann wie Cruise als Weltenretter unter Vertrag genommen wird, braucht man einen starken Regisseur, damit das Publikum nicht in Geiselhaft für die gnadenlose Selbstbespiegelung des Hauptdarstellers genommen wird. Kosinski hingegen lässt seinem »Leading Man« freie Hand und schenkt ihm nicht nur einen malerischen Heldentod, sondern in der schmerzhaft peinlichen Schlusswendung sogar noch eine Reinkarnation.