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Stadtleben

Wenn der Leser nicht kommt

Die Macher der Leipziger Zeitung bemühen sich um Abonnenten

  Wenn der Leser nicht kommt | Die Macher der Leipziger Zeitung bemühen sich um Abonnenten

Bis zum 30. April wollte die neue Wochenzeitung LZ eigentlich 5.000 Abonnenten zusammenbekommen. Das wird wohl knapp. Ein Besuch bei einer Leserkonferenz, zu der keiner kam.

Vielleicht liegts am guten Wetter. Zur Leserkonferenz der Leipziger Zeitung (LZ), wie die neue Wochenzeitung für die Stadt heißt, in den Cammerspielen ist niemand gekommen – außer der kreuzer-Redakteurin. Die Macher Cesare Stercken, Robert Dobschütz und Moritz Arand sind dennoch gut drauf. Setzen wir uns also vor die Tür, trinken Bier. Schließlich ist es einer der ersten wirklich warmen Frühlingstage Mitte April, die potenziellen Leser grillen wahrscheinlich gerade, wird vermutet. Es ist die bereits sechste Leserkonferenz der LZ – von zehn. Durch die verschiedenen Stadtgebiete touren die Zeitungsmacher, damit die Leser keine weiten Wege haben. »Wir überlegen, die Konferenzen auch nach den ersten Ausgaben fortzusetzen«, sagt Dobschütz. Was wurde denn an den bisherigen Terminen gefragt? »Als Erstes kam immer die Frage nach der Finanzierung«, so Dobschütz. »Also ob wir Erfolg haben werden.« Zum Zeitpunkt unseres Gespräches ist das nicht klar. Es gibt über 800 Abonnenten (UPDATE: inzwischen über 900) und über 1.300 (inzwischen über 1.600) verkaufte Einzelexemplare der Probeausgabe. Das ist weit von den angestrebten 5.000 Abos entfernt. »Wir verweisen immer auf den 30. April«, sagt Stercken. Bis dahin sollen die wirtschaftlichen Voraussetzungen stehen, um den regelmäßigen Betrieb zu ermöglichen.

Das sei aber eine Frage der Perspektive hinsichtlich des Erfolgs, fügt Dobschütz hinzu. »800 Leute finden andere schon viel. Die müsse man in Leipzig erst mal erreichen.« Überhaupt erzählen die drei Zeitungsmacher viel Positives. Von Tankstellenbesitzern, die Nachschub ordern. Von Zeitungshändlern, die von ihren Kunden gefragt werden, wieso sie die LZ nicht haben. Von Leuten, die kommentierte Exemplare zurückschicken. »Überraschend war auch, dass bislang niemand richtig draufgehauen hat«, behauptet Arand. Vielmehr eine die bisherigen Konferenzbesucher, dass sie die LVZ nicht mögen. »Das Bashing geht aber nicht von uns aus, wir sehen uns nicht als Konkurrenz«, sagt Dobschütz. Die LVZ selbst hat die LZ bislang ignoriert – dafür berichteten überregionale Blätter wie taz oder Süddeutsche über »den kleinen Wahnsinn, den sie hier fabrizieren wollen« (SZ, 9.4.15).

Und dann kommt doch noch eine Leserin. Sie will wissen, wie unabhängig die LZ über ihre Anzeigenkunden berichten wird. Sie war nämlich schon mal da, und da saß ein Investor im Publikum, der in der LZ Anzeigen schalte, aber in ihr bekannten Häusern mit eher unsauberen Mitteln für schnellen Mieterauszug sorge. »Die Gretchenfrage« nennt das Dobschütz. Klar, man lasse sich von Anzeigenkunden nicht kaufen. Arand erzählt als Beispiel, wie er das Angebot ablehnte, zwei signierte RB-Trikots zu verlosen gegen ein Interview mit einem Spieler. Aber so eine Zeitung sei natürlich auch ein Unternehmen, erklärt Dobschütz. Wie erfolgreich nun dieses Unternehmen arbeiten wird, muss sich zeigen. Da kann noch einiges dazwischenkommen. Nicht nur das Wetter.


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5 Kommentar(e)

kurt lehmann 03.05.2015 | um 12:32 Uhr

Noch ne Zeitung, ? Uns genügt der Kreuzer. Bunt und nicht ganz so links.

nq 04.05.2015 | um 09:53 Uhr

Das ist schon komisch. Zu einem undatierten Zeitpunkt behauptete LZ: "Ohne ausreichend Abonnenten wird die LEIPZIGER ZEITUNG nicht starten können. Zum Auftakt werden mindestens 5.000 Abonnenten benötigt." Zu einem undatierten, späteren Zeitpunkt schrieb LZ: "Nun, da über 1000 Abos erreicht wurden, werden sich die Gründer der LZ zusammensetzen und die weiteren Schritte planen. Diese werden wir hier am Montag, 4. Mai 2015, veröffentlichen. Dann wird es auch Informationen darüber geben, wann die offizielle erste Ausgabe der LZ erscheint." Falls die erste Aussage nicht bloß dahin gesagt war, sondern seriös gemeint, dann muss sich LZ nicht mehr "zusammensetzen und die weiteren Schritte planen". Danke und Tschüss wäre alles, was zu sagen bliebe. Wenn man wirklich 5000 Abonnenten benötigt, dann können 20 Prozent davon nun mal nicht reichen. Dass LZ auf der eigenen Website weder angibt, wer da schreibt, noch, zu welchem Zeitpunkt die News gepostet wurden, gibt weitere Hinweise auf die zu erwartende journalistische Qualität. Dobschütz rühmt sich, RB abgewiesen zu haben. Zugleich ist Dobschütz einer der Köpfe hinter L-IZ.de, einer Internetzeitung, die Pressemitteilungen wörtlich übernimmt, als Quelle aber "Redaktion" angibt. Journalistisch ein absolutes No-go. Und Sterckens Dreiviertel wirkte auf mich immer wie eine schlechtere Schülerzeitung, ungelenk geschrieben, voller Tippfehler, verlautbarend ohne Distanz und eigene Haltung. Welche Qualität will man da erwarten? Die ganzen Diskussionen sind fruchtlos. Die LVZ als Tageszeitung ist eh alternativlos. Da bleibt keine Wahl außer: Lesen oder boykottieren. Wer sie boykottiert, erfährt Vieles aus dem Stadtleben nicht. L-IZ, Kreuzer und Lokal-TV können das nicht kompensieren. Man muss die LVZ mitnichten mögen, um Nutzen aus ihr zu ziehen. An dieser Stelle wird es amüsant. Die Kreuzer-, L-IZ-, jetzt auch die LZ-Leute outen sich immer wieder als treue LVZ-Leser und versuchen nahezu permanent, ihren Nutzen aus der Unbeliebtheit der LVZ zu ziehen, unter anderem durch die Behauptung, die bessere Alternative zu sein. Als würden etliche Autoren nicht eh mal hier, mal dort veröffentlichen. Offenbar reicht es nicht, ein möglichst gutes Medium zu bieten und Vielfalt zu schaffen. Nein, es muss zudem wohl permanent gesagt werden: LVZ blöd, wir klug. Tobias Prüwer etwa bedient sich dieses Musters in "Das Schwein muss weg!". Ein Text, dessen Subtext einmal mehr lautet: Hartmann war toll, Lübbe ist schlimm. Im Prinzip schreibt Hartmann-Fanboy Prüwer denselben Text schon seit Jahren. Den Hinweis auf die Sophiensäle verstehe ich übrigens nicht. Prüwer setzt da ganz selbstverständlich voraus, dass alle die LVZ lesen. Tue ich aber nicht. Die Alternativjournalisten lesen ausgiebig LVZ, und halten ihr dann Fehler vor. Das hat in Leipzig krankhafte Züge. Als reiche es nicht, es selbst besser zu machen. Was ich ärgerlich finde: Prüwer, Stercken, Dobschütz und Co. müssten echt Profi genug sein, um zu wissen, dass es weit mehr auf den Autoren denn aufs Medium ankommt. Die LVZ druckt, was man ihr liefert. Wenn Jörg Augsburg eine schlecht geschriebene Konzert-Besprechung raushaut, ist es egal, ob sie in LVZ oder Kreuzer steht. Auch Torben Ips schreibt für die LVZ nicht anders als für den Kreuzer. Daraus folgt meiner Ansicht nach: Wir brauchen keine weiteren Medien, wir brauchen bessere Autoren - oder bessere Redakteure, die mehr aus den Autoren rausholen, statt sie kaputtzuredigieren. Alles andere sind Scheingefechte, oft allzu eitle. Ein Anfang wäre übrigens, darzulegen, worin die Hörigkeit der LVZ-Redakteure bestehen könnte und warum Kreuzer, L-IZ etc. unabhängiger sind. Mein Eindruck ist ein anderer. Die LVZ ist nicht zuletzt deshalb unbeliebt, weil die Redakteure sich ignorant zwischen die Stühle setzen und es keinem Recht machen. L-IZ ist nicht zuletzt bei Politikern der Linken beliebt, weil L-IZ ungefiltert verlautbart, was ihr zugetragen wird. Redaktionelle Distanz ist da zu oft nicht erkennbar. Der Kreuzer agiert auf ungleich höherem journalistischen Niveau, pflegt aber zugleich Freundes- und Feindeskreise und macht sich eine Olympiabewerbung auch mal allzu sehr zu eigen. Kreuzer liebt Brockdorff Klanglabor, Jürgen Schneider, Wolfgang Tiefensee oder halt Hartmann. Kreuzer pflegt Feindschaft zu Peter Degner, LVZ ... Journalismus bedenklich wird es, wenn sich einseitiger Kampagnencharakter entwickelt. Bei all ihren Schwächen ist die LVZ in Leipzig sicherlich das Medium, das die größte Binnenpluralität bietet, nur will das niemand sehen. Ihre Unbeliebtheit hat nicht zuletzt zwei Ursprünge: Vor 1989 war die LVZ SED-Organ (und fast jeder Leipziger kann noch unrühmliche Schlagzeilen zitieren), in den 90ern wurde die LVZ dann als "Springerpresse" (die sie nie war, Madsack hatte stets die Mehrheit und das Sagen) in Verruf gebracht. Das Thema ist schier grenzenlos. Ich mach mal 'nen Punkt. PS: Danke, dass es den Kreuzer gibt! PPS: Es ist egal, wer diesen Kommentar abgesondert hat, die Aussagen sollen für sich stehen. Auch ist der Kommentar nicht geeignet, in zerhackter Form für die Leserbrief-Seite missbraucht zu werden.

nq 04.05.2015 | um 10:18 Uhr

Noch ein PS: L-IZ scheint die Praxis, PR als redaktionelle Beiträge zu kennzeichnen, inzwischen abgelegt zu haben. PR erscheint dort nun im "Melder". Jahrelang war das anders. Hinreichend klar ist die Trennung von Werbung und redaktionellem Inhalt allerdings auch jetzt noch nicht.

ANJAGO 04.05.2015 | um 12:31 Uhr

Ist es nicht ein bissl seltsam, dass ich als aufmerksame, tägliche Online-Leserin von Kreuzer und Lizzy erst hiermit von dieser Zeitung erfahre? Hm... Trotzdem wäre es wünschenswert, wenn die LVZ aber gehörig eine ordentliche Konkurrenz in der STadt bekommt, BITTE!!

nq 04.05.2015 | um 16:33 Uhr

Weil es so gut passt, ein dritter Kommentar von mir, tschuldigung. Pressemitteillungvon Christin Bahnert, wortwörtlich von L-IZ übernommen, ohne die Quelle klar zu kennzeichnen: l-iz.de/melder/wortmelder/2015/05/hebammen-vor-dem-aus-gruene-sozialministerin-klepsch-schaut-nur-zu-88347 Der PR-Inhalt wird von L-IZ dann auch noch via Twitter vermarktet, als wär's eine redaktionelle Leistung: twitter.com/LIZ_de/status/595195841603772416 Christin Bahnert ist, wiederum via Twitter, sehr angetan von der gelungenen PR: https://twitter.com/CBahnert/status/595201801000976384 Braucht es dazu wirklich L-IZ (oder bald LZ)? Und was daran könnte für Leser "fair" oder "transparent" sein? Die Pressemitteilung gibt's auch bei den Grünen: http://www.gruene-sachsen.de/aktuell/meldung/ansicht/125/hebammen-vor-dem-aus-gruene-sozialministerin-klepsch-schaut-nur-zu/ Journalisten können daraus vorsichtig zitieren, können es als Initial eigener Recherchen nehmen. Aber die Pressemitteilung wortwörtlich zu übernehmen, hat mit Journalismus nichst zu tun. Moritz Arand, Robert Dobschütz und Cesare Stercken wissen das womöglich nicht. Wenn ich nicht irre, verfügt keiner von ihnen über eine journalistische Ausbildung (Volontariat, Journalistikstudium). Und die ist manchmal doch von Vorteil.