Der Bitprof hat keine Computerspiele, muss lesen und denkt über das Ende der Jungsification nach.
Ja, nun ist es passiert. Ich bin im Urlaub – ganz ohne auch nur ein einziges Computerspiel. Na gut, auf dem Telefon habe ich »Angry Birds« installiert, aber das spiele ich nicht, will ja nicht süchtig werden.
Zeiten ohne Computerspiele sind schwere Zeiten, grausam, langweilig und bar jeder Inspiration. Darum lese ich jetzt Bücher. Ja, genau: auf Papier. In Büchern gibt es so einiges zu entdecken, fast so gut wie in der Wikipedia. Außerdem weiß ich jetzt, woher die klugen Sprüche kommen, die in den Ladepausen der »Total War«-Reihe dargeboten werden: aus Büchern! Außerdem lese ich alte Zeitungen. Dort stand, dass Hollywood als neue Hauptzielgruppe junge Frauen ins Visier nimmt. Das erklärt die Erfolge von »Twilight«, den »Tributen von Panem« und das »Shades of Grey«-Phänomen. Die Panem-Saga – eine der ersten Actiongeschichten mit einer weiblichen Heldin, die, anders als beispielsweise Lara Croft, tatsächlich auch Frauen als Identifikationsfigur dienen soll – hat jetzt schon mehr als drei Milliarden Dollar eingespielt. Früher waren die Blockbuster meist Jungs-Filme, »Star Wars«, »Indiana Jones«, »Herr der Ringe« und so weiter. Der Grund für diesen Wandel ist ganz klar: Jungs gehen nicht mehr ins Kino, die spielen Computerspiele. Während die Herren sich gegenseitig wegballern und Machtfantasien frönend der Realität entfliehen, schmachten die Damen übersexualisierten Vampirinnen in spe hinterher, schwärmen vom Überheldinnentum und zerfließen in Träumen von Dominanz und Submission. Nun ist die Frage, ob das ein Grund für Kulturpessimismus ist. Ich sage: Nein, alles schon da gewesen. Lesen Sie mal Tolstois »Krieg und Frieden« oder »Anna Karenina«. Da gibt es zwar keine Vampirinnen, aber die Themen und Motive sind dieselben.
Verträumte Grüße, Ihr
ANDREAS RAABE