Der Rapper Sayes erstellt mit Schülern und Schülerinnen Rap-Videos. Mit dem Projekt »Rap Speech – Was soll der Hate?« will er sie auf die Wirkung von Sprache aufmerksam machen und ihnen Medienkompetenz vermitteln.
Gregor Zocher, bekannt als Rapper Sayes, sitzt in einer Leipziger Bäckerei, trinkt Tee. Sein Kleidungsstil deutet auf seinen musikalischen Hintergrund hin: lila Cap, Baggy-Hose, weites Shirt. Darauf der Aufdruck: »Es geht um Solidarität, Respekt und Konsens«. Der Spruch ist ein erster Hinweis auf das, was der Musiker vertritt: Musik mit Aussage. Der 29-Jährige studiert Erziehungswissenschaft und Soziologie. Das Wissen aus seinem Studium verbindet er mit Musik: In dem Projekt »Rap Speech – Was soll der Hate?« erstellt er mit Schülern und Schülerinnen Rap-Videos. Auch die 35. Oberschule und die Schule am Adler in Leipzig nehmen teil.
Das Ziel des Projekts: die Informations- und Medienkompetenz von Jugendlichen zu stärken, sie zu sensibilisieren. Hass-Postings erkennen, auf Beleidigungen korrekt reagieren. Medienpädagogin Jördis Dörner hat das Projekt initiiert und gemeinsam mit Peter Bauer, Manuel Schmuck und Zocher umgesetzt. »Es ist spannend, zu sehen, wie unterschiedlich wir Sprache wahrnehmen«, erklärt Dörner. Als einer der Jugendlichen sagte: »Rassismus ist voll behindert«, da musste sich die Klasse erst einmal austauschen. Was bedeuten solche Wörter für mich, was für andere?
Träger des Projektes ist die Soziale Stadt- und Landentwicklungsgesellschaft AWO SPI, finanziert wird es durch die Bundeszentrale für politische Bildung.
»Die Musik ist eine gute Methode, um an die Kids ranzukommen«, sagt Zocher. Und das sei gelungen, finden sowohl er als auch Dörner. »Ich bekomme immer noch Rückmeldungen, wie toll die Jugendlichen das Ganze fanden«, freut sich der Musiker.
»Habt Respekt vor Menschen,
wer hasst, kann nicht lieben,
und wer Hatespeech betreibt,
kann eine Haftstrafe kriegen.«
Zocher hat einige seiner Lieblingszeilen bereits gefunden. In den Texten thematisieren die Jugendlichen den Umgang mit Sexismus, Homophobie und Rassismus. Wenn Zocher spricht, so fallen zum einen die vielen Anglizismen auf – zum anderen redet er sehr bedacht, er gendert durchgängig. »Ein besonders schönes Erlebnis war für mich, als eine stotternde Schülerin es beim Aufnehmen schaffte, zwei Zeilen am Stück zu rappen.«
Dörners persönliches Erfolgserlebnis: beobachten, wie die Jugendlichen anfangen, untereinander zu diskutieren. »Wir haben Hass-Postings vorbereitet, die Jugendlichen sollten darauf reagieren. Einige antworteten mit Gegen-Beleidigungen«, erinnert sie sich. Am Ende aber hätten die Schülerinnen und Schüler gemerkt, dass es nicht egal ist, was man im Netz schreibt. »Das war gesamtgesellschaftlich ein kleiner Schritt nach vorne«, freut sich die Medienpädagogin.