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Essen & Trinken

Nin Hao statt Helau

Rückblick aufs Rosenmontagskonzert im Gewandhaus

  Nin Hao statt Helau | Rückblick aufs Rosenmontagskonzert im Gewandhaus

Man kann die Karnevalszeit mit einer roten Pappnase im Gesicht und »Leila Helau«-Rufen ausklingen lassen. Eine Alternative für Faschingsmuffel bot sich beim Rosenmontagskonzert im Gewandhaus mit dem Neuen Salonorchester Leipzig und dem chinesischen Musiker Jianguo Lu. Danach gab es ein kulinarisches Fest im Restaurant Nin Hao.

Wenn beim »Klagen der verwelkten Blumen« die zweisaitige chinesische Geige Erhu gemeinsam mit Violinen erklingt, nehmen europäische Ohren völlig neue Klänge wahr. Und so erinnerte das Rosenmontagskonzert im Gewandhaus all jene, die bereits Gast der »Stelzenfestspiele BEI REUTH« waren, an die jährlichen Scheunenkonzerte im vogtländischen Dorf Reuth, 1993 erfunden von Gewandhaus-Bratscher und Salonorchester-Mitglied Henry Schneider. Seit der unkonventionelle Kammermusiker Jianguo Lu für sein Kult-Festival entdeckte, sorgt der chinesische Künstler dort stets für eine überfüllte Scheune. Denn wenn Lu mit seinen traditionellen Instrumenten Erhu, Xun und Kürbisflöte die klassischen Streich- und Blasinstrumente des Neuen Salonorchesters begleitet, sind garantiert zauberhafte, zum Teil völlig entrückt wirkende Klänge zu vernehmen. Aus der Zusammenarbeit entstand die CD »Östliche Romanzen«. Stücke daraus trug das Ensemble beim Rosenmontagskonzert vor, darunter chinesische Lieder wie das von Lu komponierte »Sommerfest« und Werke von Nikolai Rimski-Korsakow, Peter Tschaikowski oder das Hirtenlied »Galoppierende Pferde« von Huang Haihuai. Franz Lehárs Cimbalklänge gab die junge, in der Ukraine geborene Opernsängerin Olena Tokar zum Besten, zu Aram Chatschaturjans Säbeltanz wirbelte Illia Bukharov über die Bühne. Der Baletttänzer, ebenfalls gebürtiger Ukrainer, ist wie Olena Tokar am Leipziger Opernhaus engagiert.

Nach dem Konzert sowie am Abend des Fastnachtsdienstages luden Jianguo Lu und seine Frau Ya Jun Li zum gemeinsamen Essen in ihr Restaurant Nin Hao nach Möckern ein, wo sie seit fast 20 Jahren chinesische Lebensart zelebrieren. Das Büffet zierten ausgehöhlte Melonen und kunstvoll geschnitzte Gemüse. Dazu gab es knusprige Ente, mit Sesam und Meersalz bestreute scharfe, grüne Bohnen, Reis und Glasnudeln. Und weil, wie Ya Jun Li versicherte, ihre Köche nicht nur gut kochen können, sondern auch Künstler sind, zeigte Zheng Zong Sheng, wie er aus einem profanen Teigklumpen, den er durch die Luft schwenkt, knetet und klopft, hauchdünne, lange Nudeln formt. In China üben junge Köche bis zu acht Jahre lang, bis ihnen diese Technik perfekt gelingt. Sein Kollege Xu Shuang Qin beherrscht neben der Kochkunst auch die der Kalligraphie. Und so schwang er vor den Gästen nach dem Essen nicht weiter den Kochlöffel, sondern brachte mit einem Pinsel chinesische Weisheiten zu Papier.


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