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Das Ende von Leipzig

Die zunehmende Reglementierung von Spätis wirft die Frage nach der Zukunft urbaner Lebenskultur in Leipzig auf

  Das Ende von Leipzig | Die zunehmende Reglementierung von Spätis wirft die Frage nach der Zukunft urbaner Lebenskultur in Leipzig auf

Spätis gehören einfach zu Leipzig. Ob Chips, Bier oder Eis: Sie sind immer für einen da. Das Ordnungsamt hat sie nun aber ins Visier genommen. Deshalb müssen sie gemäß des Ladenschlussgesetzes an Sonntagen schließen – ein Verlust, der für sie existenzbedrohend sein kann.

Für Juliane Nagel (Die Linke) steht fest, dass die Spätis zur Stadtkultur gehören und einer Ausnahmeregel unterstehen sollten. »Ansonsten sind wir strikt dagegen, die Arbeitszeiten weiter zu liberalisieren.«

Auch Gerd Lippold, der wirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, steht »einer generellen Freigabe der Ladenöffnungszeiten kritisch gegenüber«. Er sieht darin eine große Gefahr, dass Innenstädte veröden, wenn Discounter auf der grünen Wiese ihre Öffnungszeiten verlängern. Lippold fordert daher einen »sensiblen« Umgang mit Öffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen: »Die Bürgerschaft einer Stadt sollte doch wenigstens in diesem Punkt selbst vereinbaren können, welches Leitbild von der Art des Zusammenlebens sie umsetzen möchte.« Keine Gesetzesänderung 
strebt die SPD an. Holger Mann vertritt allerdings persönlich die Meinung, dass »das Ordnungsamt zurzeit andere Probleme und Prioritäten haben« sollte.

Der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU Frank Heidan verweist ebenso darauf, dass Spätis zur urbanen Lebenskultur in Städten gehören. Da die CDU »für christliche Werte steht«, seien seiner Meinung nach die »bisherigen Lösungen ein guter Kompromiss«.

Es sieht ganz so aus, als müsste nicht nur die Stadtgesellschaft entscheiden, wie urbane Kultur heute zu erleben ist, sondern auch der Landtag sich auf eine zeitgemäße Gesetzgebung einigen. Für die Spätibesitzer steht fest, dass alle sehr gut miteinander leben können, denn es klappte doch bisher auch – und so könnte Leipzig von seinem Ende verschont bleiben.


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