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»Was sind das für Menschen?«

Regisseur Thomas Stuber über die Berlinale, Clemens Meyer, den »Tatort« und das deutsche Fernsehen

  »Was sind das für Menschen?« | Regisseur Thomas Stuber über die Berlinale, Clemens Meyer, den »Tatort« und das deutsche Fernsehen

Thomas Stuber ist pünktlicher als wir selbst. Er hat aber auch viele Termine gerade. Sein Film »In den Gängen« braucht für die Berlinale noch den letzten Schliff, der nächste wird schon geschnitten. Jetzt aber erst mal einen Kaffee und ein Bier. »Hintereinander natürlich«, sagt Stuber. Sonst schmeckts nicht.

kreuzer: »In den Gängen« wurde zur Berlinale eingeladen und ist einer von vier deutschen Filmen im Wettbewerb. Was bedeutet Ihnen das?

THOMAS STUBER: Im Wettbewerb zu sein ist eine Riesennummer. Wir haben ihn dafür eingereicht und uns natürlich auch gewünscht, dass er genommen wird. Aber wenn du dann von Dieter (Berlinale-Direktor Kosslick, Anm. d. Red.) den Anruf bekommst, fällt dir ein Riesenstein vom Herzen. Na klar, es ist der Hammer, ganz toll, es ist das Größte! Gleichzeitig hab ich auch wahnsinnig Respekt vor der Premiere dort, vor 900 Leuten. Vielleicht funktioniert er nicht für ein internationales Publikum, vielleicht verstehen die das nicht? Der Film kann komplett missverstanden werden. Da kann alles passieren.

kreuzer: Sie haben den Studenten-Oscar bekommen und mehrere Auszeichnungen, unter anderem für »Herbert«. Wie wichtig sind Ihnen Preise?

STUBER: Ohne Publikum gibt es keine Filme. Gleichzeitig muss man aus sich heraus einen Film machen. Ich muss also wissen, warum ich was mache. Preise und Ehrungen sind davon völlig unabhängig. Sicher macht jeder Preis alles ein kleines bisschen leichter. Aber man darf das nicht überbewerten, man muss weiter hart arbeiten. Genauso darf man auch die Niederlagen nicht überschätzen.

kreuzer: Welche Niederlagen?

STUBER: Verschiedene. Das kann ein Drehtag sein, der nicht gut läuft, eine Förderung, die vielleicht nicht so hoch ist, wie du dir das vorgestellt hast. Das kann ein Projekt sein, das du nicht kriegst. Eine Vorführung von einer Rohschnittfassung, die total danebenläuft, oder ein Tag im Schneideraum, wo du nicht mehr weiterweißt. Diese Sachen gehören dazu.

kreuzer: Sie arbeiten viel mit Clemens Meyer zusammen. Wie kam es dazu?

STUBER: Ich habe ihn damals wegen »Von Hunden und Pferden« angefragt: Ich finde die Geschichte toll, darf ich die machen? Fand er gut. Und als wir auf der Rennbahn gedreht haben, war Clemens logischerweise auch dort, weil er immer auf der Rennbahn ist. Er hat gleich mitgespielt, was er seitdem immer bei unseren Filmen tut. So hat es angefangen mit unserer Zusammenarbeit und Freundschaft. Mit dem Schreiben von »Herbert« hat sie sich weiter verfestigt. »Von Hunden und Pferden« hatte ich ja noch komplett selbst geschrieben und gedreht, »Herbert« haben wir dann zusammen geschrieben.

kreuzer: Wie kann man sich das vorstellen?

STUBER: Unsere Zusammenarbeit? Keine Ahnung. Unendlich viel miteinander reden. Man setzt sich zusammen und macht erst mal den halben Tag was anderes – trinkt Kaffee, trinkt Bier, isst was, redet über tausend andere Sachen und irgendwann kommt man dann rein. Ein langwieriger Prozess, manchmal arbeitet man nachts um drei. Clemens ist ein großer Filmfreak, er hat bestimmt doppelt so viele Filme gesehen wie ich. Aber er ist nicht per se filmgeschult, das ist ganz befruchtend. Er geht viel mehr über Atmosphäre, Figurenbeschreibung, über Dialog ran als über eine Dramaturgie oder so.

kreuzer: Was macht die Geschichten von Clemens Meyer so interessant für Sie, dass Sie immer wieder darauf zurückgreifen?

STUBER: Es gibt immer wiederkehrende Sachen, die mich ansprechen. Neben dem Mitteldeutschen, dem Osten, neben den kleinen Leuten reden wir oft über dasselbe, über Bahnhöfe, Gaststätten, über bestimmte Orte, die ich auch gut finde. Einsamkeit und Sehnsucht ist vielleicht auch etwas, was ihn und mich umtreibt. Clemens hat eine Prosa, die unglaublich viel Raum lässt. Da geht es um das, was er nicht sagt. Das ist für einen Spielfilm, eine Adaption, natürlich wahnsinnig gut, weil ich an dieser Leerstelle ansetzen kann, weil nicht alles über Seiten hinweg beschrieben ist, sondern es eher Raum zur Interpretation lässt. Da liegt meiner Meinung nach das Filmische.

kreuzer: In »Herbert« sieht man einen ehemaligen Boxer, der ALS hat und langsam zerfällt. Haben Sie eine Grenze, was man dem Zuschauer zumuten kann?

STUBER: Grundsätzlich würde ich nichts ausschließen. Dem Zuschauer ist ja auch schon so gut wie alles zugemutet worden. Ansonsten würde ich mir nicht auferlegen, was geht und was nicht geht. Das kommt immer aus der Figur, aus der Geschichte heraus. Wie wahrhaftig und echt ist sie? Und was braucht es, damit es ergreifend wird?

kreuzer: Ihre Filme gehen immer ein bisschen in die gleiche Milieurichtung.

STUBER: Welche Milieurichtung?

kreuzer: Menschen am Rande der Gesellschaft.

STUBER: Okay, aber das ist doch kein Milieu, das sind Menschen, oder bestimmte Figuren, Typen. Ein Pferdewetter, ein Boxer und ein Nachtarbeiter sind ja erst mal sehr unterschiedlich, oder? Vielmehr ist die Frage: Was sind das für Menschen? Und ja, es sind nicht die Stars der Gesellschaft, die ich spannend finde. In ihren Geschichten liegt Pathos – im Sinne von großen Gefühlen, von großem Leiden – wie bei »Herbert« – oder vom kleinen großen Glück wie bei »Von Hunden und Pferden«. Ich will nicht ein großes Schicksal klein erzählen, sondern ein kleines Schicksal groß. Beim Wort Milieu würde ich vorsichtig sein, weil ja alles von uns ausgedacht ist. Wir sind aber hoffentlich so genau, dass man uns alles abnimmt. Wenn man am Gleis 8 beim Bahnhof vorbeigeht, denkt man ja nicht unbedingt: Ne Milieukneipe, oder? Das ist alles aus Glas und Metall. Man muss reingehen …

kreuzer: Wie vermeiden Sie, in Klischees zu verfallen?

STUBER: Weiß nicht, das kann vieles sein. Für »Herbert« hab ich das Boxen, Trainieren und die Krankheit sehr genau recherchiert. Bei Clemens ist das noch spannender. Da weiß man nie, was er sich ausgedacht und was er vielleicht wirklich mal selbst miterlebt hat.

kreuzer: Sie sind in Leipzig geboren und aufgewachsen, haben dann in Ludwigsburg studiert. Warum sind Sie danach wieder hierher gekommen?

STUBER: Als ich angefangen habe, an »Von Hunden und Pferden« zu arbeiten, habe ich noch nicht in Leipzig gewohnt. So hatte ich Abstand vom Leipzig meiner Jugend. Dieser Abstand zu früher war für mich, glaube ich, das Entscheidende. Kurz gesagt finde ich, dass Leipzig eine der besten, angenehmsten Städte ist, in denen man in Deutschland wohnen kann. Auch, aber nicht nur durch die Nähe zu Berlin. Da arbeite ich dreimal die Woche, aber wohnen möchte ich da nicht. Die Stadt würde mich viel zu sehr ablenken, ich würde nur in Kneipen sitzen. Okay, das mache ich hier auch, aber hier kann ich mich auf mich selbst konzentrieren, auf meine Familie, meine Arbeit. Die Stadt lässt mich in Ruhe. Berlin ist fertig. Alle Leute, die dort hingehen und das Gefühl haben, sie müssen noch irgendetwas aufbauen, sind damit beschäftigt, an etwas zu saugen, was vor zehn Jahren schon längst abgeschlossen war. In Leipzig ist das zwar auch langsam vorbei, aber immer noch da. Letztens bin ich in Lindenau rumgelaufen, bei den ehemaligen Bahnhöfen und Güterzügen. Diese ganzen riesigen Graffitiwände habe ich lange nicht mehr gesehen, aber jetzt ziehen da irgendwelche Restaurants hin, die »Upper Westside« heißen. Und ich dachte, was ist denn hier los? Aber ich kann trotzdem noch Sachen aus meiner Kindheit wiedererkennen.

kreuzer: Wie hatte sich die Stadt verändert, als Sie wieder hierher zurückkamen? 

STUBER: Ich war sechs, sieben Jahre weg. Diese abgefuckten Straßenzüge und stillgelegten Fabriken, in denen ich als Kind gespielt habe, gab es natürlich nicht mehr. Da sind jetzt irgendwelche Eigentumswohnungen. Auf meinem alten Schulweg hat sich jeder Straßenzug verändert. Kein Haus sieht mehr so aus wie früher. Das ist hier im Osten und in Leipzig extrem. Wenn du in Bochum groß geworden bist, hat sich die Stadt auch verändert, aber hier halt alles um 100 Prozent. Eine Erinnerung aus Schulzeiten ist, dass immer irgendwo gebaut wurde. Jetzt wird auch wieder gebaut, aber um jede erdenkliche Lücke noch zu füllen. Diese Freiräume, dieser wahnsinnige Platz, der geht weg, den gab es natürlich früher viel mehr.

kreuzer: Wie haben Sie die Wendezeit erlebt?

STUBER: Weiß ich nicht, ich war sieben. Als Kind sind das nur Fetzen, nichts Bewusstes. Die Zeit danach war viel entscheidender. Ich habe nicht so eine intensive Jugend in den frühen Neunzigern verbracht wie Clemens. Bei mir kam das ein bisschen später. Diese Zeit, in der ich als Jugendlicher einen wahnsinnigen Umbruch und eine Unsicherheit erlebte, ständige Schulwechsel, Renovierungen von Schulen und Schulsystemen, hat mich natürlich geprägt.

kreuzer: Wie sind Sie damals zum Film gekommen?

STUBER: Es fing mit Videokassetten gucken an. Dann hatte irgendjemand eine Kamera und wir haben losgelegt. Da ging es noch gar nicht so sehr um Geschichten, sondern das Technische. Kamera und Stativ und Einstellungen, wo wir von links nach rechts rennen, standen bei uns im Vordergrund. Wir haben in den Filmen nicht viel geredet, sondern sind eher gerannt, gelaufen und gesprungen. Als ich dann ein Jahr in den USA war, habe ich noch mehr Filme geguckt. Bei Blockbuster habe ich mir pro Tag drei, vier Filme reingezogen. Da ist dann der Wunsch entstanden, das zu studieren.

kreuzer: Was haben Sie dort gemacht?

STUBER: Ein Austauschjahr während der Schulzeit. Ich wollte wie alle nach Kalifornien, kam aber nach Alabama, was so ziemlich das Gegenteil ist. Anfangs war ich todunglücklich, habe das aber im Nachhinein total genossen, weil das ein Amerika war, das ich so überhaupt nicht erwartet hatte und das mir unglaublich viel gegeben hat. Es war zwar sehr fordernd und anstrengend, ich ging auf eine katholische Südstaaten-Highschool, wo du immer zur Kirche gehen musstest. Aber das war wahnsinnig spannend.

kreuzer: Jemals darüber nachgedacht, in den USA Filme zu drehen statt hier?

STUBER: Ja, ich habe auch eine amerikanische Agentur. Wir haben schon Projekte gewälzt, aber es ist noch nicht dazu gekommen. Einerseits, weil ich meinen Lebensmittelpunkt, meine Familie hier habe und nicht bereit bin, da hinzuziehen, und andererseits, weil ich hier viel zu viel zu tun und zu erzählen habe. Und die brauchen auch nicht so dringend einen deutschen Dramaregisseur, glaube ich.

kreuzer: Sie haben den »Tatort: Verbrannt« gedreht, der sich an den Fall von Oury Jalloh anlehnt, der in Dessau in seiner Zelle verbrannt ist. Erst mal: Wie wird man »Tatort«-Regisseur?

STUBER: Das war ein reiner Auftrag. Mir wurde gesagt. »Hier, lies mal das Buch. Willst du das machen? Das ist ein bisschen heikel, weil es sich auf Dessau bezieht.« Und ich meinte: Genau das will ich machen. Dann hab ich das recherchiert und es ging schnell um die Frage, wo das spielen soll. Und die bewusste Entscheidung: in einer westdeutschen Stadt, nicht im Osten.

kreuzer: Um das Klischee nicht zu bedienen?

STUBER: Ja, wir wollten weit weggehen und kein Dokudrama von der Geschichte machen. Ich war mir sicher, dass wir ein westdeutsches Pendant finden. Salzgitter kannte ich vorher nicht. Eine Industriestadt, die in den Dreißigern gebaut wurde. Kein Stadtkern, keine Kirche. Die Stadt gabs nur, um die Leute bei den Fabriken anzusiedeln. Durch die Gastarbeiter gab es einen hohen Ausländeranteil, was alles mit Dessau gar nichts zu tun hatte, aber für die Geschichte eine totale Explosion brachte.

kreuzer: Der Fall hat gutes Potenzial für die Quote.

STUBER: Die war aber schlecht. Das waren sieben Millionen oder so. Nicht viel für einen »Tatort«, aber zur gleichen Zeit lief ein entscheidendes EM-Spiel.

kreuzer: Als der Fall Ende letzten Jahres wieder hochkam, wurde er noch mal wiederholt.

STUBER: Ja, das geht auf die Kappe des Fernsehspielchefs vom NDR, der das quasi durchgesetzt hat. Respekt. Mit dem Film hatte ich natürlich auch eine große Verantwortung dem Fall und Oury Jalloh gegenüber. Ich muss vorsichtig sein, weil ich ja irgendwie Unterhaltung, Spannung aus diesen Vorgängen kreiere. Weil ich damit Geld verdiene. Wir dürfen uns nicht zu sehr anmaßen, dass wir den »Tatort« nur machen, damit wieder Licht auf den Fall Oury Jalloh fällt.

kreuzer: Hatte Ihr »Tatort« Auswirkungen auf den realen Fall?

STUBER: Konkret juristisch nicht. Das ist ja ein Sonderfall, dass sich ein »Tatort« mit so einem realen Fall beschäftigt hat. Du schaffst natürlich Aufmerksamkeit. Mehr aber auch nicht. Das ist auch richtig so. Man muss da einen klaren Abstand halten, man darf sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und sagen: Genau so war es. Wir haben auch nicht die Wahrheit gepachtet.

kreuzer: Wie nehmen Sie generell das deutsche Fernsehen wahr?

STUBER: Oh, ein weites Feld. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass wir kein schlechtes Fernsehen haben. Im internationalen Vergleich haben wir viele tolle Formate und Filme. Schaut euch mal Fernsehen in den USA oder Italien an. Da würden euch die Haare zu Berge stehen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk bietet eine große Chance, Filme jenseits eines kommerziellen Drucks oder des Mainstreams zu machen. Dennoch gibt es Strukturen, die ich nicht nachvollziehen kann. Zum Beispiel, dass man sich zu sehr der Masse beugt, allen gefallen und alles abdecken will. Dass Erfolg gleich Quote ist, dass es einen Wettbewerb zwischen Privaten und Öffentlichen gibt. Dass sich das öffentliche Fernsehformat mit der Quote einer Privatfernsehshow messen will, ist Schwachsinn. Der Wettlauf mit Netflix, Amazon und so weiter ist natürlich spannend. Selbstverständlich verliert das klassische Fernsehen Zuschauer an solche Formate. Wieso auch nicht? Dennoch glaube ich nicht, dass das hier so funktioniert wie in den USA und dass das eine das andere total ersetzen wird.

kreuzer: Wie schwer ist es, ein Projekt im Kino zu realisieren, das nicht ins gängige Erfolgsschema passt?

STUBER: Grundsätzlich sieht man ja, dass es geht. Du kannst deine Filme noch machen fürs Kino, aber du muss sie unter immer widrigeren Umständen machen. Du bekommst zwar Förderungen, aber nie genug, um anständig arbeiten zu können. Die Lösung könnte eine elitärere Förderung sein. Es werden einfach zu viele deutsche Filme auf den Markt geworfen, die es schwer haben, mehr als 5.000 Zuschauer zu erreichen. Ein Grund für mich, in Leipzig zu leben, ist sicherlich auch die Mitteldeutsche Medienförderung. In Berlin konkurrierst du mit 50 oder 100 anderen Regisseuren um Fördermittel, hier sind es vielleicht zehn. Da meine Geschichten sowieso hier mit der Gegend zu tun haben, wäre ich doch schön blöd, wegzugehen.

[caption id="attachment_63607" align="aligncenter" width="595"] Filmszene "In den Gängen"[/caption]

kreuzer: »In den Gängen« drehten Sie in Wittenberg und Bitterfeld – größtenteils nachts in einem Großmarkt. War das nicht ermüdend?

STUBER: Ja, das war anstrengend. Drehbeginn war immer so um 20 Uhr und Drehschluss um sechs. Um 4.30 Uhr kamen die ersten Arbeiter und haben die Brötchenmaschine angeschmissen. Es gab eine Crew, die nur damit beschäftigt war, Paletten und Regale umzugestalten und ganz schnell wieder zurückzuräumen. Und wir brauchten Weihnachtsdeko. Daher haben wir Weihnachten 2016 ganz viel Zeug gehortet und hingestellt, weil wir im Februar, März gedreht haben.

kreuzer: Sind Sie zufrieden mit dem Endprodukt?

STUBER: Ja und nein. Ich bin nie zufrieden mit meiner Arbeit, dafür bin ich zu perfektionistisch. »In den Gängen« ist noch mal sehr anders als »Von Hunden und Pferden« und »Herbert«. Er hat eine ganz andere Erzählweise. Beim »Herbert« war die Handkamera ganz nah dran an Peter Kurth, hier gibt es überhaupt keine Handkamera, das Ganze ist sehr distanziert, ruhig choreografiert. Bei »Herbert« gab es ganz viele Schnitte. »In den Gängen« ist minutenlang ohne Schnitt. Dieser Film ist viel langsamer, getragener, stilisierter.

kreuzer: Und was kommt danach?

STUBER: Neben den »Gängen« habe ich im vergangenen Jahr auch eine Literaturverfilmung gemacht: »Kruso« von Lutz Seiler, ein Fernsehfilm. Dann kommt ein »Tatort«, den ich mit Clemens geschrieben habe, für den Hessischen Rundfunk mit Ulrich Tukur. Eine Adaption von John Carpenters »Assault on Precinct 13«. Ein irrwitziges Ding: Eine einsame Polizeiwache in Offenbach wird von unbekannten Gestalten belagert. Den müssen wir ganz schnell machen, bevor noch eine Quote auf experimentelle Tatorte kommt. Ich persönlich finde auch, die Arbeit mit Clemens ist nicht abgeschlossen. »Im Stein« ist ein Mammutwerk, aus dem man schwerlich einen Film machen kann, daher denken wir da an eine Serie.


Thomas Stuber wurde 1981 in Leipzig geboren und verließ die Stadt 2003, um in Ludwigsburg an der Filmakademie Baden-Württemberg zu studieren. Sein einstündiger Drittjahresfilm »Teenage Angst« hatte seine Premiere 2008 auf der Berlinale. 2010 kehrte er nach Leipzig zurück, um hier seinen Kurzfilm »Von Hunden und Pferden« zu realisieren, für den er den Deutschen Kurzfilmpreis und den Studenten-Oscar in Silber erhielt. Seine zweite Zusammenarbeit mit Clemens Meyer, »Herbert«, erhielt beim Deutschen Filmpreis 2016 unter anderem die Silberne Lola in der Kategorie »Bester Spielfilm«.


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