Sobald Leipzigs Förster im Auwald Hand anlegen, regt sich Widerspruch: Anwohner schlagen Alarm, offene Briefe werden geschrieben, der Wald kommt in die Schlagzeilen. Auf den offensichtlichen Kommunikationsbedarf hat die Stadt mit Infotafeln reagiert. An der Kreuzung dreier Wege links des Elsterflutbetts und im Rosental können sich Jogger und Gassigänger schlau machen.
Wer im Waldgebiet Die Nonne unterwegs ist, kommt garantiert hier vorbei: Andreas Sickert begutachtet eine Lichtung im Auwald. Drei Wege, Bänke, Fahrradfahrer und Jogger. Alles überragt von haushohen Eschen. Hier fällt das Rondell aus fünf Infotafeln auf. Sickert, Leipzigs oberster Förster, hat Redebedarf. Er will seine Arbeit erklären und Gemüter beruhigen. Wann immer in den Parks und Wäldern der Messestadt gefällt oder gepflanzt wird, gibt es zumindest Diskussionen.
[caption id="attachment_67412" align="alignleft" width="160"] Fotos: Paul Hildebrand[/caption]
»Ich habe mal etwas von 15.000 Euro pro Baum gehört. Das wäre ja schön. Dann hätten wir die Tafeln selbst finanzieren können. Nein, wir kommen gerade auf Null.« - Andreas Sickert
Gemeint sind Spekulationen und Gerüchte über die Höhe der Einnahmen durch den Verkauf von geschlagenem Holz. Laut Sickert werden mit den veranschlagten 100.000 Euro die Arbeiten selbst finanziert, um Gewinne gehe es nicht. Abseits der Schlagzeilen hat er jedoch Verständnis für erholungssuchende Bürger und deren Sorgen um den Wald.
Die Themen der Infotafel lassen das erkennen. Es geht um das Waldgebiet Die Nonne, dessen Geschichte, Baumbestand und das verbreitete Eschentriebsterben. Ein in den Neunzigern aus Nordasien eingeschleppter Pilz setzt sich als Spore auf einen Ast der Esche und vermehrt sich rasend schnell. Er schlägt Wurzeln in das Innere des Stammes, bis dieser abstirbt. Um Spaziergänger nicht zu gefährden, müssen die morschen Äste abgesägt werden. Das macht wiederum viele Leipziger misstrauisch.
Auch Heiko Rosenthal, Leipzigs Ordnungsbürgermeister, sind die Tafeln ein Anliegen. Die beliebten Wälder und Parks seien keine menschenleeren Urwälder. Rosenthal deutet auf die Kreuzung in der Mitte der Lichtung.
»Wir alle nutzen diese Wege und sind viel hier unterwegs. Deshalb müssen die auch verkehrssicher sein.« - Heiko Rosenthal
Für den Bürger seien notwendige Fällarbeiten nicht immer nachvollziehbar. Die seien aber Teil der nötigen Bewirtschaftung und tragen zur Biodiversität des Auwalds bei. Ob die Tafeln Missverständnissen tatsächlich vorbeugen, wird sich spätestens in der nächsten Einschlagsaison zeigen. Während Sickert, Rosenthal und Vertreter von
Ökolöwe und
Bündnisgrünen öffentlichkeitswirksam eine der Tafeln enthüllen, bleiben im Hintergrund bereits Jogger stehen, trinken und lesen.